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Haßberge-Kreis macht Druck bei geplantem Windpark


Autor: Klaus Schmitt

LKR Haßberge, Dienstag, 18. Februar 2014

Der Kreistag Haßberge hat am Montag beschlossen, die Bürgerwindpark Sailershäuser Wald GmbH & Co.KG zu gründen. Das ist ein weiterer Schritt, um die zehn Windräder im Raum Haßfurt-Riedbach-Königsberg endlich errichten zu können. Eine Bremse ist allerdings eingebaut.
Bereits Ende des Jahres sollen sich im Windpark Sailershausen die Flügel drehen. Foto: Symbolbild


Sie soll dazu beitragen, das einzige Projekt, das der Landkreis derzeit auf dem Feld der Energiewende verfolgt, umzusetzen - das ist der geplante Bau von zehn Windrädern im Sailershäuser Wald.

Zuerst nichtöffentlich

Bevor der Kreistag zu seiner Sitzung um 15 Uhr am Montag im Landratsamt in Haßfurt zusammenkam, tagte der Kreisausschuss. In nichtöffentlicher Sitzung bereitete das Gremium des Kreistages, das für die Finanzfragen zuständig ist, den Punkt vor. Im Kreistag selbst ging dann alles ganz schnell. Ohne Diskussionen beschloss der Kreistag bei drei Gegenstimmen die Gründung der neuen Gesellschaft.

Das Gegenvotum kam von den SPD-Kreisräten Emil Däschner und Günter Lipp sowie von Walter Ziegler (Freie Wähler).

Die Entwicklung

Landrat Rudolf Handwerker (CSU) hatte vor dem Beschluss gemahnt, zur Tat zu schreiten, und Eile ist wohl auch geboten. "Wenn wir die Gesellschaft nicht gründen, kommen wir keinen Schritt weiter", sagte er.

Handwerker erinnerte in einer kurzen Rede an die Anfänge der Energiewende. "Sie ist uns verkauft worden als eine Chance", rief er ins Gedächtnis zurück, und der Landkreis wollte anpacken. Der Kreistag sei sich einig darin, dass das eine kommunale Aufgabe sei. Er habe die Energiewende selbst in die Hand nehmen und selber umsetzen wollen, damit die Wertschöpfung vor Ort bleibt.

Wer macht mit?

Der Landkreis und die Kommunen im Landkreis gründeten die GUT, die Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologien. Sie wurde als eine Art Ideenschmiede angesehen, die ausloten sollte, was auf dem Gebiet der Energiegewinnung vor Ort nötig und möglich ist. Und vor allem wo und mit welchen Partnern. Weitere Gründungen folgten. Die Bürger-Energiegenossenschaft EG wurde ins Leben gerufen. Sie hatte erst vor ein paar Tagen informiert, dass Interessierte Beteiligungen erwerben können. Und: Im Dezember 2012 wurde eine Holdingstruktur vom Kreistag beschlossen. Allerdings wurde dieser Beschluss, wie Landrat Handwerker einräumte, nicht vollzogen. Weil das nicht funktioniert, begründete er.

An ihre Stelle soll jetzt die Bürgerwindpark Sailershäuser Wald GmbH & Co.KG treten. Sie bekommt die Aufgabe, den geplanten Windpark im Sailershäuser Wald mit den zehn Windrädern zu bauen und zu betreiben. Das Investitionsvolumen wird auf rund 47 Millionen Euro geschätzt, wie aus den Unterlagen für die gestrige Kreistagssitzung hervorgeht. Investoren sollen sein: der Landkreis, möglichst viele Städte und Gemeinden im Landkreis, die Städtische Betriebe Haßfurt GmbH, die Bürger-Energiegenossenschaft Haßberge eG, die Unterfränkische Überlandzentrale Lülsfeld eG sowie weitere private und juristische Personen. Das benötigte Eigenkapital schätzt der Landkreis auf 25 bis 30 Prozent der Investitionssumme, also etwa zwölf bis 14 Millionen Euro.

Zuversicht trotz einiger Hürden

Eine Aufgabe der neuen Gesellschaft wird auch sein, Partner für den Windpark zu finden. "Die stehen noch zu wenig fest", bedauerte der Landrat gestern vor dem Kreistag.

Mehrere Stichtage

Er und der Landkreis sind aber zuversichtlich, dass das Projekt realisiert werden kann. Mit der Genehmigung des Antrags der GUT auf Errichtung der zehn Windräder im Sailershäuser Wald rechnet der Landkreis in Kürze. Die von der bayerischen Staatsregierung ins Spiel gebrachte, neue Abstandsregelung (10h) greift nicht, da die Antragsunterlagen komplett vor dem Stichtag 4. Februar 2014 eingereicht worden sind. Und auch die geplante Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) scheint nicht das große Hindernis zu sein. Allerdings: Um einen angemessenen Vergütungssatz, wie ihn der Landkreis vorgesehen hat, zu bekommen, muss die Anlage bis spätestens 31. Dezember 2014 ans Netz genommen werden.

Eine Bremse hat der Kreistag noch eingebaut: Sollte das mit der neuen Gesellschaft nicht klappen oder sich neue Probleme auftun, kann der Kreisausschuss das Vorhaben stoppen. Das höchste Organ des Kreises nach dem Kreistag tagt dazu am Rosenmontag. Allein dieser Termin zeigt, wie die Zeit drängt.