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Haßberge-Feuerwehr mit frischen Kräften


Autor: Günther Geiling

Sand am Main, Sonntag, 06. Juli 2014

Bei den Wehren im Landkreis Haßberge gibt es aktuell Generationenwechsel, zeigte die Kommandantentagung in Sand.
Für ihre langjährige Tätigkeit wurden sie geehrt und verabschiedet (von links): Kreisbrandrat Ralf Dressel mit den Geehrten Werner Stumpf, Axel Braun, Martin Volpert und Franz Ott sowie Landrat Wilhelm Schneider.


"Wir alle im Landkreis Haßberge können stolz auf unsere Organisationen der Notfallhilfe sowie des Brand- und Katastrophenschutzes sein. Ihre Arbeit tun Sie freiwillig und ehrenamtlich, und nicht selten begeben Sie sich dabei auch in durchaus gefahrvolle Situationen. Deswegen danke ich Ihnen, dass Sie Tag und Nacht zur Verfügung stehen und durch Ihre Arbeit Menschen in Not helfen und oftmals Schlimmeres verhindern." Dies betonte Landrat Wilhelm Schneider beim Kreisfeuerwehrtag in der Sport- und Kulturhalle Sand.

Kreisbrandrat Ralf Dressel stellte heraus, dass 2014 für die Feuerwehr ein Jahr der Veränderungen sei. Durch die Kommunalwahlen habe es neue Bürgermeister und Räte in den Kommunen gegeben, aber auch im Amt und in den Feuerwehren sei ein Umbruch zu spüren. Zu Landrat Wilhelm Schneider sagte er: "Wir freuen uns auf eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Ihnen.

Das Feuerwehrwesen im Landkreis ist natürlich viel größer als in Ihrer Gemeinde. Aber ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam die zukünftigen Aufgaben lösen werden."

Sander Wehr ist stark

Für die Gemeinde Sand freute sich Bürgermeister Bernhard Ruß, dass man diesen Kreisfeuerwehrtag ausrichten dürfe. Dies passe genau in das Jubiläumsjahr "875 Jahre Sand". Die Feuerwehr sei wichtiger Bestandteil für die Sicherheit in den Gemeinden und im Landkreis. Dabei habe die Sander Wehr vor 20 Jahren mit der Ölwehr auch Aufgaben des Kreises übernommen und bediene das Katastrophenschutzfahrzeug des Bundes. Dafür habe man am Feuerwehrhaus viel Geld in die Hand genommen und 250 000 Euro investiert. Die Wehr Sand besteht laut Ruß derzeit aus 69 Aktiven, dazu sind 32 Jugendliche in der Jugendwehr organisiert, und es gibt sogar einen "Bambini-Wehr" mit zwölf Buben und Mädchen. Die Perspektive sei in Sand also gut.

Landrat Wilhelm Schneider freute sich über die Premiere als amtierender Landrat bei dieser Kommandantenversammlung. "Die Vollversammlung ist für mich ein wichtiger Termin, denn die 157 freiwilligen Feuerwehren mit ihren insgesamt 4723 Aktiven bilden zahlenmäßig die größte Organisation von Ehrenamtlichen in unserem Landkreis."

Er nutzte die Gelegenheit, sich namens der Bürger bei allen zu bedanken und vor allem auch bei der Feuerwehr Sand, die heuer ihren 140. Geburtstag feiert und den Kreisfeuerwehrtag hervorragend organisiere.
Schneider sprach das Atemschutzzentrum Knetzgau und die EDV-Technik an. Bei der Sanierung des Atemschutzzentrums in Knetzgau dreht es sich derzeit um das Raumprogramm. Auch die Hard- und Software seien veraltet, es fielen sogar immer öfter die Computer aus.

Das werde zunehmend zum Problem, weil ohne EDV keine Atemschutzprüfungen laufen könnten. Außerdem fehle ein vernünftiges Datensicherungs-Konzept. Die Aufrüstung der alten Geräte komme nicht in Frage. "Das heißt: Das Atemschutzzentrum erhält eine neue Komplettlösung für die IT-Technik. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 16 000 Euro. Weitere 6000 Euro hat der Landkreis investiert. Er hat für die Kreisverwaltung und für die Kreisbrandinspektion das Software-Paket ,MP-Feuer‘ angeschafft", führte Schneider aus.

Leistungsfähige Software

Über diese Software erfolge künftig die Verwaltung der Atemschutzgeräte. Mit Hilfe eines Barcode-Scanners und Etiketten würden Atemschutzgeräte, Masken und Flaschen registriert und codiert, so dass im Atemschutzzentrum jedes Gerät den jeweiligen Wehren zugeordnet werden kann. Gleichzeitig könne man sehen, wann die nächste sicherheitstechnische Prüfung anstehe. Das gleiche gelte für die neuen digitalen Funkgeräte.

Im "MP-Feuer" erfolge außerdem die Verwaltung der Adressen und vieler weiterer Daten.

Gerne widmete er sich der Ehrung von Feuerwehrleuten nach 40-jähriger, ehrenamtlicher Dienstzeit. Seit diesem Jahr gibt es dafür einen Gutschein über eine Woche im Feuerwehrerholungsheim Bayrisch Gmain. Der Freistaat Bayern habe den Städten und Gemeinden empfohlen, die Kosten für eine Begleitperson zu übernehmen.

"Um den Kommunen ein positives Signal zu geben, hat sich der Landkreis Haßberge entschlossen, bei seinen besonderen Führungsdienstgraden ebenfalls die Kosten für eine Begleitperson zu übernehmen. Ich freue mich, dass ich den ersten Gutschein an unsere Kreisbrandinspektor Werner Stumpf überreichen kann, der für seinen 40-jährigen aktiven Dienst ausgezeichnet wurde."

Anerkennung zollte er den Feuerwehren für ihre Jugendarbeit. "Unsere Feuerwehren sind auf Nachwuchskräfte angewiesen, um auch zukünftig ihre Aufgaben für die Bevölkerung erfüllen zu können. Ich weiß diese unverzichtbare und häufig nicht einfache Jugendarbeit zu schätzen."

Ausbildung in Modulen

Kreisbrandinspektor Peter Pfaff informierte über die neuen Truppmann-Ausbildung. Sie findet in Modulen statt; ein Pilotlehrgang startet im Herbst in den "Heiligen Ländern". "Wenn dies umgesetzt und gelebt wird, haben wir ohne Zweifel eine zukunftsträchtige Ausbildung. Ich hoffe nur, dass wir auch für kleinere Feuerwehren eine vernünftige Basis finden."

Kreisbrandrat Ralf Dressel unterstrich die Notwendigkeit und begründete dies mit Beobachtungen aus der Feuerwehrschule, die immer wieder einen großen Ausbildungsunterschied unter den Feuerwehren beklage.

Kreisbrandmeister Ralf Peter Schenk setzte sich mit der Einsatznachbearbeitung und Stärkemeldung auseinander. Die Einsatzmeldung sollte zwei Wochen nach dem Einsatz erfolgt sein und die Stärkemeldung müsse bis 15. Januar beim Landratsamt sein, weil die Weitermeldung schon zum 15. Februar vom Landrat an die Regierung erfolge und das Innenministerium diese Daten bis 1. März haben wolle. Die Meldung sei bisher über die Verwaltungssoftware "ELDIS" erfolgt. Ab Juli/August sollte das neue Programm "EMS" vorliegen. Hierzu gibt es eine Schulung - an der sich von 115 Nutzern aber nur 64 beteiligten, wie Schenk bedauerte.

Neue Messtechnik

Kreisbrandmeister Andreas Winkler informierte über die Gefahrgut-Messtechnik und Kreisbrandmeister Johannes Krines berichtete über die Jugendfeuerwehr. Die war erst am Tag zuvor zu einer Orientierungsfahrt aufgebrochen. Nächster großer Termin ist der 27. Juli mit dem vierten unterfränkischen "Action-Day" - diesmal in Sand. Ab dem 3. August läuft das 18. Zeltlager in Sulzfeld.

Veränderung gab es auch in der Mannschaft der besonderen Führungsdienstgrade im Landkreis Haßberge und im Atemschutz-Zentrum in Knetzgau. Aus Altersgründen wurde Werner Stumpf verabschiedet, der die Einrichtung seit September 1988 geleitet hatte.

Bewährter Mann

Landrat Wilhelm Schneider erinnerte, dass Werner Stumpf 1972 in die Feuerwehr Sand eintrat und ab 1985 Dritter Kommandant war. Ab 1. März 1988 war er Kreisbrandmeister; ein halbes Jahr später wurde er zum Kreisbrandinspektor für das Atemschutzzentrum in Knetzgau berufen. Schneider lobte: "Ich kann ohne Übertreibung das Atemschutzzentrum Knetzgau als sein Kind bezeichnen, denn er brachte diese junge Einrichtung auf einen guten Weg. Er war stets für sein Atemschutzteam und die Kreisverwaltung ansprechbar und ein echter Teamplayer. Mit seiner offenen und zugleich seriösen Art erfüllt er die dort extrem vielfältige Aufgabe und vereinte dabei technischen Sachverstand, betriebswirtschaftliche Lösungen und kameradschaftlichen Beistand."

Auf Vorschlag von Kreisbrandrat Ralf Dressel und der Feuerwehrdienstaufsicht erhielt Stumpf den Titel "Ehrenkreisbrandinspektor", eine Urkunde für 40 Jahre Dienstzeit, den Urlaubsgutschein sowie vom Landesverband das "Feuerwehr-Ehrenabzeichen in Silber."

Als sein Nachfolger und Leiter wurde Kreisbrandmeister Michael Diehm bestellt. In das Team im Atemschutz-Zentrum wurden außerdem berufen: Sebastian Beck aus Zell am Ebersberg und Michael Schlereth aus Knetzgau, beide Kreisbrandmeister.

Weitere Veränderungen in der Feuerwehrdienstaufsicht: Martin Volpert wurde 2007 Kreisbrandmeister im Inspektionsbezirk III. 2009 übernahm er den Kommandantenposten der Feuerwehr Haßfurt; daher gibt er das Kreisbrandmeisteramt ab.

Auch Axel Braun (Team Atemschutzzentrum) hatte um die Entlassung als Kreisbrandmeister gebeten (seit 1997).

Als Nachfolger von Martin Volpert wurde Stephan Biertempfel im Inspektionsbezirk III, Abschnitt I, bestellt (seit 1997 Fachkreisbrandmeister Atemschutz, ABC-Gefahrengut) und mit Kreisbrandrat Andreas Franz aus Ermershausen kommt ein neues Gesicht in die Führungsriege. Er ist für die Fachbereiche Funk und EDV zuständig.


Besondere Anerkennung wurde auch Sachgebietsleiter Franz Ott vom Landratsamt ausgesprochen, der zum 1. Mai in den Ruhestand verabschiedet wurde. Ralf Dressel betonte, dass Ott 36 Jahre in diesem Sachgebiet tätig war. Viele Neuerungen seien zu seiner Zeit erfolgt wie die Einführung des Gleichwellenfunkes oder die Ausbildung der freigestellten Helfer und außerdem sei er führend in den Projektgruppen Integrierte Leitstelle und Digitalfunk tätig gewesen.