Druckartikel: Handwerk erfährt Verstärkung durch 55 junge Gesellen

Handwerk erfährt Verstärkung durch 55 junge Gesellen


Autor: Sabine Weinbeer

Haßfurt, Sonntag, 13. Sept. 2015

"Ihnen gehört die Zukunft", mit diesen Worten gratulierte Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner (Eltmann) den 55 Junghandwerkern zum erfolgreichen Abschluss ihrer Dualen Ausbildung, und Landrat Wilhelm Schneider ergänzte: "Wir, der ganze Landkreis Haßberge, braucht Sie." In der Aula des Heinrich-Thein-Berufsschulzentrums fand die Feier für all die handwerklichen Berufe statt, deren Ausbildungszeit drei Jahre beträgt und die in Haßfurt beschult werden. Das sind die Fleischer und die Fachverkäuferinnen, die Maler und Tünchner, Schreiner, Friseure, Maurer und Fliesenleger sowie die Bürokaufleute.
55 Junghandwerkerinnen und Junghandwerker wurden am Samstag in Haßfurt von den Pflichten ihrer Ausbildungszeit freigesprochen und damit offiziell zu Handwerksgesellinnen und -gesellen. Dazu gratulierten herzlich die Obermeister, die Vertreter der Berufsschule, Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner und Landrat Wilhelm Schneider (vorne von links).


Hans-Georg Häfner versicherte den jungen Handwerkern dass sie mit ihren Berufen eine gute Basis für eine gute Zukunft gelegt hätten, denn Arbeitsmarktstudien belegten, dass in der Zukunft unter 20 Prozent Akademiker benötigt würden, aber 60 Prozent Facharbeiter.

Wenn derzeit 53 Prozent aller jungen Menschen eine akademische Laufbahn anstreben, dann gehe das an der Realität vorbei. Der Handwerker, der sein Handwerk versteht, daneben zuverlässig und kundenorientiert ist, der habe Zukunft und vor allem hervorragende Karrierechancen. "Qualität wird in der Regel honoriert", erklärte er. Er ermutigte die jungen Leute dazu, Verantwortung zu übernehmen - in ihren Betrieben, aber auch in ihren Wohnorten, in den Vereinen und durchaus auch in der Politik.

Mit Blick auf die Politik erklärte Häfner, dass die Rahmenbedingungen für das Handwerk richtig gesetzt werden müssen - auch im Hinblick auf die

Ausbildung von Flüchtlingen.


Auf keinen Fall mehr Bürokratie

Die 18 500 unterfränkischen Betriebe seien gerne bereit, Flüchtlinge auszubilden. "Aber wir brauchen einheitliche Rahmenbedingungen, auf keinen Fall mehr Bürokratie", erklärte der Kreishandwerksmeister. Und natürlich müssten die gleichen Bedingungen für alle Auszubildenden herrschen.

Landrat Wilhelm Schneider nahm das Thema auf und zeigte sich zunächst erfreut darüber, dass es gelang, an der Heinrich-Thein-Berufsschule mittlerweile vier so genannte Vorklassen zum Berufsintegrationsjahr für Asylbewerber und Flüchtlinge einzurichten. Die Schüler seien sehr wissbegierig und motiviert. Wenn es gelinge, diese jungen Menschen durch gezielte Sprachförderung und berufliche Bildung zu integrieren, "profitieren nicht nur unsere Unternehmen, sondern unsere gesamte Gesellschaft", betonte der Landrat.


Das waren drei Jahre mit harter Arbeit

Den Junghandwerkern sprach er seine Anerkennung aus, denn dem Gesellenbrief, den sie am Samstag erhielten, gingen drei Jahre intensiven Lernens und harter Arbeit voraus. Handwerk könne schließlich nicht jeder, dazu "braucht es Talent, Geschicklichkeit, Tüchtigkeit, Ausdauer und nicht zuletzt einen guten Lehrmeister".

Der Handwerker stehe bei seiner Arbeit unter ständiger kritischer Beobachtung, aber die Qualität seiner Arbeit sei ebenso augenfällig für alle. Der Landrat ermutigte zum Feiern nach der Freisprechung, doch das Ausruhen auf den erworbenen Lorbeeren dürfe nicht zu lange dauern, denn alle handwerklichen Berufe seien einem ständigen Wandel unterworfen. Zum einen schreite die Technik fort, zum anderen wandle sich der Geschmack der Kunden. Veränderungen bedeuten jedoch auch, dass ein Beruf interessant bleibt.

Über 1320 handwerkliche Betriebe gibt es im Landkreis Haßberge mit rund 9750 Beschäftigten, darunter 568 Auszubildende. Gemeinsam generieren sie einen Jahresumsatz von rund 667 Millionen Euro. Damit ist das Handwerk im Kreis der größte Arbeitgeber und die größte Wirtschaftskraft.


Aushängeschilder für den Landkreis Haßberge

"Sie im Handwerk sind ein Aushängeschild für unseren Landkreis", betonte Schneider. Leider kämpfe das Handwerk aber mit einem Negativ-Trend. Die Zahl der Bäckereien sei in zehn Jahren um über 30 Prozent, die der Metzgereien um 26 Prozent zurückgegangen. Es liege am Verbraucher, diesem Trend entgegen zu wirken, denn die Folgen seien eine schlechtere Vor-Ort-Versorgung und ein Weniger an Vielfalt und damit an Qualität. Auch die Zahl der kleineren Einzelhandelsgeschäfte unter 400 Quadratmetern geht ständig zurück: von 25 im Jahr 2005 auf 14 im vergangenen Jahr.

Auch die Zahl der Handwerks-Lehrlinge gehe zurück, und zwar stärker als die Zahl der Schulabgänger. Das liege oftmals an einem falschen Bild der Berufschancen. Ein Handwerksberuf müsse die gleiche Wertschätzung genießen wie ein Büro- oder ein akademischer Beruf, so der Landrat.

Der Wert des Handwerkers werde noch deutlich steigen angesichts dieser Entwicklung. Was der Landkreis zu den Rahmenbedingungen für das Handwerk und alle örtlichen Wirtschaftsbetriebe beisteuern könne, werde er tun, versicherte der Landrat. Ein wichtiger Schritt sei die Breitbandinitiative. Schneider ist überzeugt, dass schon im nächsten Jahr überall im Landkreis schnelles Internet verfügbar sein wird.