Günstige Wohnungen entstehen im Landkreis Haßberge
Autor: Rebecca Vogt
LKR Haßberge, Sonntag, 12. Januar 2020
Wohnraum zu fairen Preisen ist in Deutschland kaum noch zu finden. Auch im Landkreis Haßberge sind die Mieten in den vergangenen Jahren angestiegen. Einzelne Kommunen haben mit dem Bau von Sozialwohnungen begonnen.
Wohnen wird immer teurer. Auch 2020 werden die Mieten in Deutschland weiter steigen, schätzt der Deutsche Mieterbund (DMB). Eine Trendwende sei nicht abzusehen. Um Abhilfe zu schaffen, müssten unter anderem pro Jahr mindestens 80 000 Sozialmietwohnungen und 60 000 bezahlbare Mietwohnungen neu gebaut werden, äußerte sich Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten in einer Pressemitteilung des DMB.
Auch auf dem Land haben sich die Preise für eine Wohnung in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Im Landkreis Haßberge bietet die Caritas seit mittlerweile 14 Jahren eine soziale Wohnungsbörse an, die Vermieter und Wohnungssuchende mit geringem Einkommen zusammenbringen will. Das Angebot wird vom Landkreis Haßberge gefördert. 2019 haben sich über 370 Wohnungssuchende bei "FairMieten" gemeldet, wie Sabine Wagner, die Verantwortliche der sozialen Wohnungsbörse, berichtet. "Das Angebot reicht leider nicht annähernd, um allen Anfragenden eine Wohnung anbieten zu können."
Hoher Bedarf an Wohnraum
Seit 2015 habe sich die Nachfrage nach Wohnraum erhöht und so die Lage auf dem sozialen Wohnungsmarkt verschärft. "Die angespannte Situation hat sich jüngst zwar wieder etwas entspannt", berichtet Wagner. "Problematisch wirkt sich aber der Anstieg der Miethöhen aus, der sich aufgrund der hohen Nachfrage eingestellt hat." Vor allem einkommensschwache Haushalte litten unter dem Anstieg. Außerdem fehle es an barrierefreiem Wohnraum für Senioren und behinderte Menschen, erklärt die Expertin.
Wie Wagner berichtet, ist der Bedarf an Wohnraum seit vielen Jahren sehr hoch. Vor allem kleine Wohnungen, die Platz für ein bis zwei Personen bieten, würden nachgefragt. "Aber auch Familien ab fünf Personen suchen zum Teil verzweifelt nach Mietangeboten", sagt die "FairMieten"-Betreuerin. "Nicht selten bestehen bei Vermietern auch deutliche Vorbehalte, an kinderreiche Familien zu vergeben", weiß Wagner.
Die angespannte Situation auf dem Mietmarkt wirke sich vor allem für jene Nachfragenden negativ aus, die aus Sicht von Vermietern "eher unattraktiv erscheinen". Manchen Menschen sehe man spezielle Lebenssituationen an, wie zum Beispiel eine chronische psychische Erkrankung oder etwa einen Migrationshintergrund. Diese Menschen würden dann als Nachfragende von den Vermietern rasch aussortiert, sagt Wagner.
Der Caritasverband Haßberge plant selbst aktuell auf einem Grundstück in der Brüder-Becker-Straße in Haßfurt den Bau von acht barrierefreien Einzel-Apartments, wie Geschäftsführerin Anke Schäflein berichtet. "Wir stehen schon lange in den Startblöcken. Finanzmittel sind akquiriert, die Planung, inklusive Fachplanung, ist fertig." Allerdings sei die deutsche Baubürokratie ein Bremsklotz.
Sozialer Wohnungsbau
Erste Kommunen im Landkreis sind inzwischen aktiv geworden, was den Bau von Sozialwohnungen betrifft. In der Gemeinde Knetzgau erfolgte im Herbst der Spatenstich für den Bau eines Mehrfamilienhauses am "Dülbig" (wir berichteten). Zehn Wohneinheiten sollen dort für Mieter mit geringem Einkommen entstehen. Geplant sind Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, deren Mieten sich an den Sätzen des Jobcenters orientieren (zwischen 5,33 und 5,98 Euro pro Quadratmeter). Wie Stefan Paulus (CWG/SPD), der Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau, berichtet, laufen aktuell die Rohbauarbeiten.