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Grundschüler aus Ebern "hängen" unter Sternenhimmel ab


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Dienstag, 11. Dezember 2012

Orientalisches Flair unter einem Sternenhimmel lässt Eberns Grundschüler nach dem Unterricht und dem Mittagsessen zur Ruhe kommen. Die Ganztagesbetreuung stellt ganz neue Anforderungen an Schulverband, Lehrer, Betreuer und auch die Kinder.
Noami, Friederike, Fabian und Lukas fühlen sich im Ruheraum pudelwohl. Fotos: Ralf Kestel


Es klingt wie ein Märchen: Faulenzen in der Schule. Unter einem Sternenhimmel chillen, wie es in der Jugendsprache heißt, vor der Silhouette von 1001 Nacht "abhängen" - und dies in einer Grundschule, die sich erst dem weltweiten Vergleich stellen mussten, um als "konkurrenzfähig" abzuschneiden. Keinen Vergleich zu scheuen, braucht der Ruheraum für die Ganztagsschüler der Eberner Grundschule, den die "Macher" inspizierten - Absolventinnen der Fachakademie für Sozialpädagogik in Coburg.

Längst in Beschlag genommen haben das umgestaltete Klassenzimmer die Erst- und Zweitklässler, die den ganzen Tag an der Schule verbringen. Beim Probe liegen schwärmen Friederike, Naomi, Lukas und Fabian von den Mußestunden nach Unterricht und Mittagessen. "Da kann man so richtig schön kuscheln", erzählen sie von ihrem Schulalltag. "Wir spielen und schlafen." Und einer findet's gar "schöner als im Kinderzimmer daheim".


Auf Fantasie-Reisen

Doch den ganzen Tag stehen Lioba Schor und Sabine Ulrich von der Mittagsbetreuung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) dann doch nicht zur Verfügung. Ab 12 Uhr kümmern sie sich um die Erst-und Zweitklässler, begleiten sie nach dem Unterricht zum Mittagsessen ins Kujathhaus und dann geht's ins Spiel- und/oder Ruhezimmer. "Wir lesen Geschichten oder Märchen vor, legen Entspannungs-CDs ein. "Dann heben die Kinder zu Fantasie-Reisen ab." Beflügeln dürften die Kinder dabei die Sterne, die über den großen Ruhekissen baumeln.

Und noch ein Utensil wird in der Ruhestunde benötigt: Hoppelhase oder Teddy. "Ein Kuscheltier brauchen sie immer", haben Sabine Ulrich und Lioba Schor beobachtet. Ansonsten wollen ihre Schützlinge auch in den Nachmittagsstunden schon beschäftigt sein, wissen die beiden Awo-Betreuerinnen.

Wie's zur Zusammenarbeit mit der Coburger Fachakademie kam, erzählte Konrektorin Jutta Helbig: Nachdem 2008 das komplett renovierte Schulhaus bezogen wurde, sei man von den Entwicklungen quasi überrollt worden. "Wir starteten im September 2009 mit einer der ersten Ganztagesklassen." Mittlerweile folgte drei weitere, 80 Kinder verweilen an der Schule, was ein ganz anderes Raumprogramm erfordert, da für die Mittagspause ein qualifiziertes Angebot vorgehalten werden sollte.

So entstand über Schulleiterin Ingrid Mandery, "ihr Baby", so Kollegin Helbig , und Schülermutter Kornelia Feustel als Lehrerin an der Fachakademie der Kontakt nach Coburg. Wo laut Akademieleiterin Birgitte Forkel aus der Idee ein Projekt wurde. Mehrere Modelle aus Karton standen zu Auswahl, worüber Schüler und Lehrer entschieden, und die Kombination zweier Vorschläge kam zur Ausführung. "Dabei bleiben wir unter den angesetzten Kosten", sagte Jutta Helbig, da 3000 Euro angesetzt waren, was auch Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) als Schulverbandsvorsitzenden freute.