Großer Andrang in unterfränkischen Wahllokalen
Autor: Klaus Schmitt
Zeil am Main, Sonntag, 15. Sept. 2013
Viele Bürger nutzen ihr Stimmrecht: Ein reger Betrieb in den Wahllokalen hat sich am Sonntagnachmittag bei den Wahlen zum bayerischen Landtag, zum unterfränkischen Bezirkstag und für die fünf Volksentscheide abgezeichnet.
Rege heißt auch, dass viele - so viele wie noch nie zuvor bei Wahlen - schon vorher ihre Stimme abgegeben hatten (Briefwahlen). "Es sind ständig Leute da", schilderte gestern Rainer Baumgärtner kurz nach 15 Uhr unserer Zeitung. Er half als Beisitzer im Wahllokal Rudolf-Winkler-Haus in Zeil mit. "Ich glaube, es wird eine hohe Wahlbeteiligung", so vermutete der Erzieher, der selbst als Kandidat antrat (für die ÖDP).
Für die Fernseh-Prognosen
Um zu sehen, wie die Wahl läuft, schaute sich unser Reporter am Sonntag in einigen Wahllokalen um: in Zeil, in Haßfurt und in Ottendorf in der Gemeinde Gädheim. In dem kleinen Ort gleich neben der B 26 gab es eine Besonderheit. Das Politik- und Wahlforschungsinstitut "Infratest dimap" erhob im dortigen Wahllokal Daten für die Prognose der ARD, die der Sender am Sonntag kurz nach 18 Uhr, nach der Schließung der Wahllokale, via Fernsehen verbreitete. Ein Mitarbeiter bat die Wähler höflich und lächelnd ("Sie dürfen noch einmal wählen"), auf einem gesonderten Zettel anzugeben, welcher Partei/Wählergruppe und welchem Direktkandidaten sie gerade ihre Stimme bei der Landtagswahl gegeben hatten. Die Zettel wanderten in eine kleine blaue Urne, die der "Infratest-dimap"-Helfer im Wahllokal stehen hatte. Von Zeit zu Zeit meldete er die Resultate weiter.
Wozu das Ganze? Seit Jahren sind es die Bundesbürger gewohnt, unmittelbar nach Schließung der Wahllokale eine erste Prognose über das Ergebnis der Wahl zu bekommen. Minuten, manchmal sogar nur Sekunden nach 18 Uhr erscheint die erste Prognose auf den Bildschirmen. Die Genauigkeit ist enorm: Meist liegt das Resultat nur unwesentlich neben den Ergebnissen, die die Hochrechnungen etwa eine halbe Stunde später bringen.
Die Prognosen basieren allesamt auf solchen Untersuchungen, wie sie gestern in Ottendorf von "Infratest dimap" angestellt wurden. Die ab 18.30 Uhr erscheinenden Hochrechnungen basieren dann auf den tatsächlichen Ergebnissen der Abstimmung (Auszählung).
Warum wurde gerade Ottendorf ausgesucht? Entscheidend ist das Abstimmungsverhalten bei der zurückliegenden Landtagswahl 2008. Konkret: Es lag im Gädheimer Gemeindeteil offenbar nahe am gesamtbayerischen Ergebnis. "Infratest dimap" nennt als Kriterium für die in ganz Bayern ausgesuchten Wahllokale: "Die gewählten Bezirke müssen die Gesamtregion in Hinblick auf die Bevölkerungsstruktur und früheres Wahlverhalten möglichst genau abbilden."
Die Ottendorfer nahmen den kleinen Mehraufwand offenbar gerne in Kauf. Sie wählten auch fleißig. Von den 358 Wahlberechtigten hatten per Briefwahl 80 Bürger ihr Votum abgegeben, und bis 14.30 Uhr waren es rund 125 Wähler, die ihre Kreuzchen gesetzt hatten - insgesamt also weit über 50 Prozent. Ottendorf habe immer eine hohe Wahlbeteiligung, bestätigten die Wahlhelfer Heike Lang, Gabriele Redelberger und Rüdiger Gräf.
In andere Dimensionen ging die Wahl gestern in Haßfurt. Die Kreisstadt hat 10 648 Wahlberechtigte, wie Wahlleiter Thomas Ringeisen erklärte. Davon haben 2565 Bürger an der Briefwahl teilgenommen (24 Prozent sind das). Das Außergewöhnliche: Sogar am Wahlsonntag kamen noch zwei Wähler und baten um Briefwahlunterlagen für zwei erkrankte Angehörige. Bis gestern um 15 Uhr war das möglich. Aber nur in solch dringenden Fällen wie Erkrankung geht es; sonst ist am Vortag um 12 Uhr Schluss mit der Briefwahl.
Wahlwetter
Wie hat sich das nasse Wetter gestern auf die Wahlbeteiligung ausgewirkt? Eher positiv, meinen die Wahlhelfer. "Für eine Kaffeefahrt eignete es sich nicht", meinte Rüdiger Gräf in Ottendorf. Und seine Kollegin Gabriele Redelberger scherzte: "Wenn schon ins Lokal, dann in das Wahllokal."
"Was will man anderes machen bei diesem Wetter?", fragte Rainer Baumgärtner in Zeil, und schon musste er sich um die nächsten Wähler kümmern.
Ergebnisse der Direktkandidaten und Parteien in den fränkischen Stimmkreisen finden Sie unter wahlen.infranken.de. Auch Detailinformationen zu den Direktkandidaten finden Sie auf dieser Seite.