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Gnadenbrot für Eberns letzte Bäckerei?


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Montag, 02. März 2015

Die erste Frist zur Weiterführung der letzten einheimischen Bäckerei in Ebern, dem Familienbetrieb Sachs, in Eigenregie ist am Wochenende verstrichen. Zur Gründung einer Auffanggesellschaft bleiben nochmals höchstens zwei Wochen Zeit. Kaufinteressenten stehen schon bereit.
Sonnige Aussichten oder düstere Wolken? Über dem Bäck-Drive schweben auch der Pleite- und andere Geier. Foto: Ralf Kestel


Die Frist des Insolvenzgerichtes lief am Samstag ab, der Geschäftsbetrieb geht aber im vollen Umfang und unter der Regie des bisherigen Eigentümers weiter. Zumindest noch 14 Tage lang. Dabei ist es im Rahmen des Insolvenzverfahrens der Bäckerei Sachs nicht "nur Fünf vor Zwölf, sondern schon darüber", wie der Schweinfurter Rechtsanwalt Gerald Rohé als Insolvenzverwalter am Montag auf Anfrage unserer Zeitung sagte.

Er möchte, dass die Familie Sachs die letzte einheimische Bäckerei weiterführt. Dazu müsste eine Auffanggesellschaft mit einem (anderen) Mitglied aus der Familie als Geschäftsführer gegründet werden. Diese Gesellschaft könnte dann die wesentlichen Teile aus dem Betrieb herauskaufen, um so die Bäckerei weiterzuführen.

"Die entsprechenden Vertragsentwürfe liegen der Familie seit November vor", hieß es aus Schweinfurt. Das Problem dabei: Sie muss dazu eine Finanzierung auf die Beine stellen.

Das war bis Freitagabend, als in Ebern eine Besprechung der Beteiligten und der Stadt stattfand, nicht gelungen. Dabei wurde vermutlich der 14-tägige Aufschub vereinbart, denn schon am Samstagnachmittag wurde auf der Facebook-Seite der Bäckerei Sachs der Mittagsessen-Plan für die laufende Woche veröffentlicht.

Bis Mitte März geht's voll weiter

"Bis Mitte März geht's vollständig weiter, danach auf jeden Fall auch teilweise noch", gibt sich Rohé bedeckt. Aufgrund der Angebote von weiteren Interessenten verspricht er: "In der Gymnasiumsstraße wird es mit Sicherheit weiterhin Brötchen geben. Die Frage ist halt von wem?"

"Mir läuft die Zeit davon", stöhnte Rechtsanwalt Rohé, der aus Losbergsgereuth stammt. "So lange abzuwarten, macht kaum ein Insolvenzverwalter. Das ist eher ungewöhnlich."

Zwangsversteigerung in Sandhof

Eine der drei Immobilien, die Rohé im Auftrag der Gläubigerversammlung, in der eigentlich nur die Vertreter der Geldgeberbank das Sagen haben, bis zum 28. Februar freihändig vermarkten sollte, ist aus der Insolvenzmasse schon herausgefallen: Für das Bäck-am-Eck in Sandhof hat das Geldinstitut die Zwangsversteigerung beantragt.

"Dafür bin ich nicht mehr verantwortlich", erklärte der Rechtsanwalt, der im Zuge des laufenden Verfahrens mit dem eigenen Vermögen haftet und beispielsweise am Montag die Reparatur einer Kühlanlage nach deren Ausfall in Auftrag geben musste, und der auch die Löhne ausbezahlt.

Noch aber spricht er von einer "großen Lösung", die Fortführung unter der Regie der Familie Sachs, aber auch über andere Optionen.

Bei Gedankenspielen über eine große Lösung gibt es Vorstöße über die politische Schiene, da beispielsweise ein potenzieller Käufer der Backstube in der Kapellenstraße einer längerfristigen Vermietung an die Sachs-Auffanggesellschaft zustimmen würde.

Auch die Politik mischt mit

Bürgermeister und Landrat hätten deswegen schon vorgesprochen, verrät Gerald Rohé.

Das Insolvenzverfahren läuft seit August 2014, da der Schuldendienst das laufende Geschäftskonto "aufgezehrt" hatte. Dieses Dilemma hängt mit der Eröffnung des Bäck-am-Eck in Sandhof zusammen, wofür ein großes sechsstelligen Darlehen aufgenommen worden war.

Die neue Dependance nahe der B 279 hatte nie den erhofften wirtschaftlichen Erfolg gebracht und entpuppte sich als Draufzahlgeschäft, weswegen es 2012 nach nur wenigen Monaten wieder geschlossen wurde.
Der Schuldendienst belastete die gesamte Firma, so dass sich die zwischenzeitlich Forderungen nahezu verdoppelten und letztlich in der Eröffnung des Insolvenzverfahrens mündeten.