Geschichte ist echt spannend
Autor: Sabine Weinbeer
Eltmann, Montag, 10. April 2017
Die Aktiven des Vereins für Heimatgeschichte zeigten Interessierten, welche Spuren einst berühmte Familien in Eltmann hinterlassen haben.
Zu einer besonderen Reise in die Geschichte Eltmanns lud der Verein für Heimatgeschichte am Palmsonntag in Form einer historischen Führung über den Eltmanner Friedhof ein. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen weit über 30 Interessierte dieses Angebot an.
Noch mehr waren dabei, als der Verein wenige Tage zuvor einen Rundgang durch das "Vetter-Viertel" Eltmanns angeboten hatte. Die Familie Vetter, die die Steinindustrie in Eltmann und Umgebung prägte, kam auch am Sonntag wieder vor.
Wissenswertes über Grabmale
Reiner Reitz, Willi Lediger und Reinhard Kulik hatten viel Wissenswertes über Grabmale, Kreuze und die Kreuzkapelle zusammengetragen. So führte der erste Weg zu einem der wenigen Grabsteine im Eltmanner Friedhof, die das Bildnis des Verstorbenen tragen. Der Holzhändler August Schmitt (1829-1873) war Landrat und Bürgermeister von Eltmann. Als solcher hat er wichtige Akzente gesetzt, gründete unter anderem die Armenstiftung. Aus seinem Nachlass wurde 1881 die "August Schmitt'sche Kinderbewahranstalt ins Leben gerufen, in der 100 bedürftige Kinder aufgenommen werden konnten.Die Zuhörer erfuhren auch von den Vorgänger-Friedhöfen. So lag der Friedhof wie überall früher direkt neben der Kirche. Als die heutige Stadtpfarrkirche errichtet wurde, gab es allerdings schon einen zweiten Friedhof im Bereich des Postgebäudes an der B26 - und für die Filialgemeinden einen zweiten auf dem Gelände des heutigen Friedhofs. Im Zuge des Kirchenbaus 1832 wurde der gesamte ursprüngliche Friedhof abgetragen, der komplette Marktplatz tiefer gelegt.
Figuren aus der alten Kirche
Hier im Friedhof findet sich einiges an Geschichtszeugen. So fanden Figuren aus der alten Stadtpfarrkirche ihren Platz, auch das Kreuz von der Wallburg soll hier gestanden haben. Die Glocke von der Wallburg läutet noch einmal jährlich in Eltmann: Sie hängt in der Kriegergedächtniskapelle hoch über der Stadt, erzählten die Geschichtsführer. Ebenso vom "Franzosen-Stein" für den 18-jährigen Victor Villier, der bei einem tragischen Zugunglück in Ebelsbach ums Leben kam.Das augenfälligste Grabmal im Eltmanner Friedhof ist das der Familie Ankenbrand mit seinen Säulen und Sphinxen. Mit dem Autohaus gleichen Namens hat die Familie von Kaspar Ankenbrand allerdings nichts zu tun, hier geht es um die Begründer der Bayerischen Schleifsteinwerke. Die Familien Ankenbrand und Vetter hinterließen in Eltmann große Fußspuren, und so ging Reinhard Kulik anhand der beiden Grabmale auf die Familiengeschichten ein. Beide Firmengründer stammten aus einfachen Verhältnissen und bauten große Unternehmen aus. Beide bauten imposante Grabmäler, die allerdings vom Stil her nicht unterschiedlicher sein könnten - Ankenbrand sehr auffällig im Historizismus, Konrad Vetter schlicht im Jugendstil. So war Michael Ankenbrand der Erste in Eltmann, der Wasserleitung und elektrischen Strom in seinem Haus hatte und vermutlich auch der erste, der ein Auto fuhr.
In Eltmann sehr bekannt
Eine wichtige Person in Eltmanns Geschichte war ferner Albrecht Söller, der Prokurist der Firma Vetter. Sieben Kinder hatte er mit seiner Frau, einer Tochter der Metzgerei Basel. Sein Sohn Heinrich Söller war der bekannte Bildhauer, der den Eltmanner Rathausbrunnen und auch die Kriegergedächtniskapelle schuf. Sohn Albrecht war 20 Jahre Pfarrer in Sand, wo eine Straße an ihn erinnert. Lieselotte Söller wurde Lehrerin und war ebenfalls in Eltmann sehr bekannt.Den Abschluss der Führung bildete die Kreuzkapelle, nach Meinung vieler Teilnehmer "die schönste Kirche Eltmanns". Die Kapelle entstand im Übergang von Spätbarock zu Rokoko, Baumeister war Johann Jakob Michael Küchel - der Schöpfer des Gnadenaltars von Vierzehnheiligen und des Altars von Gößweinstein. Die Kapelle stand einst am Platz des zweiten Friedhofs, in den 1970er Jahren musste sie dem zunehmenden Verkehr auf der B26 weichen und wurde Stein für Stein abgetragen und in den Friedhof versetzt. Schon damals hatte sie keine farbigen Fenster mehr. Die waren vor der Sprengung der Mainbrücke 1945 ausgebaut und gesichert worden, sind aber nie wieder aufgetaucht, berichtete Willi Lediger. Eines der Fenster zeigte den in Eltmann geborenen Weihbischof Johannes Nas. Noch ungeklärt ist für die Heimatforscher die Frage, warum der Altar laut Inschrift 30 Jahre älter ist als die Kapelle, "aber dem gehen wir noch auf den Grund", erklärte Willi Lediger.
Abschließend lud er ein zum Museumsfest am Sonntag, 21. Mai, zum Internationalen Museumstag - und Interessierte sind jederzeit willkommen zum Vereinsstammtisch, der immer am ersten Donnerstag im Monat in der Gaststätte "Mainterrasse" stattfindet.