Gemeinsam gegen rechtsradikale Umtriebe in Ebern
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Dienstag, 18. Februar 2014
Eine Ausstellung in der Eberner Raiffeisen- Volksbank informiert über Formen und Gefahren radikaler Gruppen. Und was man gegen sie tun kann.
Sie praktizieren toleranten Umgang mit Altersgenossen aus anderen Kulturkreisen seit Jahren. Im Klassenverbund, an der Schule, in der Freizeit. Multi-Kulti ist für die Neunt- und Zehntklässer an der Eberner Mittelschule kein Fremdwort, sondern tägliche Praxis. Ganz selbstverständlich sitzen sie deswegen nebeneinander, necken mal den Vordermann oder die Vorderfrau und lauschen artig den langatmigen Vorträgen, die zur Eröffnung der Wanderausstellung "Rechtsradikalismus in Bayern" gehalten werden.
Eine Woche lang können sich Schulklassen im Saal der Raiffeisen-Volksbank über Formen und Gefahren rechtsradikalen Gedankengutes informieren und lernen, wie man solchen Extremisten begegnet.
Hakenkreuze gibt es an keiner Wand der Schule, auch keine fremdenfeindliche Parolen, versichern mehrere Lehrer am Rande der Ausstellungseröffnung.
Und dennoch warnt Christoph Wolf von der Akademie Frankenwarte, einer Würzburger Bildungseinrichtung, vor lauernden Gefahren, da Rechtsextreme Musik und Klamotten sowie die Möglichkeiten des Internets als "Einstiegsdrogen" nutzen.
Steigende Zahl bei Extremen
Der Diplom-Sozialwissenschaftler weiß: "Seit 2011 ist eine deutliche Steigerung erkennbar, besonders im bürgerliche Milieu. Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, überzogener Nationalismus entspringen in der Mitte unserer Gesellschaft." Skinheadgruppen verlören dabei an Bedeutung.
Stattdessen tarnen sich die Extremisten mit linker Symbolik, locken Jugendgruppen mit einer Mischung aus Ferienlager und Lagerfeuer-Romantik. "Und sie versuchen, Vereine und Feuerwehren zu unterwandern, sogar in Kindertagesstätten nisten sich vor allem Frauen ein. Besonders begehrt sind auch Schützenvereine."
Die Ausstellung ist Bestandteil einer Projektwoche mit Workshops und der Aufführung eines Theaterstücks einer Gruppe aus Witten am Mittwoch. Organisiert hat das die Jugendsozialarbeiterin Heike Czehmann, die sich dabei mit starken Partner zusammenschloss. "Jeder in unserer Zivilgesellschaft muss aufmerksam sein und reagieren, wenn Rechtsextreme auftreten. Und das ist auch Teil der Sozialarbeit, genauso wie die Aufgabe, den Jugendlichen bei der Suche nach Anerkennung zu helfen und ihnen Konfliktlösungen anzubieten."
Die breite Front der Unterstützer, wie Kirchen, Parteien, Vereine oder VHS, wertete Schulleiter Philipp Arnold als Zeichen dafür, dass "Rechtsradikalismus ein gesamtgesellschaftliche Problem darstellt. Der Rektor: "Angst und Unsicherheit führen in den Rechtsradikalismus und den kann man mit Wissen bekämpfen." Dazu diene diese Ausstellung.
Landrat Rudolf Handwerker (CSU) bezeichnete als Schirmherr die "Schulsozialarbeit als Bollwerk gegen Radikalismus" und kündigte an, dass solche Fachkräfte auch an Grundschulen angesiedelt werden sollen.
"Seid wachsam", bat der Landkreis-Chef die Schüler. "Bei uns im Kreis ist kein Platz für Rechtsradikale."
"Bin auch oft Ausländer"
Und der Landrat fügte persönliche Erfahrungen an: "Ich bin auch oft Ausländer, wenn ich auf Reisen bin. Da halte ich es für selbstverständlich, das mich keiner beschimpft, anspuckt oder Schlimmeres. Ich hab jüngst meine Schwester im Ausland besucht, die zwei farbige Kinder adoptiert hat. Wenn man durch die Stadt marschiert, wird man schon mal schief angeschaut."
Als positives Gegenbeispiel verwies der Landrat auf die Zusammensetzung der Fußballnationalmannschaft. "Gemeinsam haben wir eine starke Elf, da hat Ausländerfeindlichkeit keinen Platz."
Dekanatsjugendreferent Siegfried Weidlich freute sich, dass "wir hier in Ebern ein kleines Bündnis gegen Rechtsextremismus geschmiedet haben und sich doch viele Kräfte für die Demokratie stark machen."