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Gegenwind für Windkraft im Kreis Haßberge ebbt ab


Autor: Katja Müller

LKR Haßberge, Mittwoch, 02. Oktober 2013

Seit 2010 will der Regionale Planungsverband mehr Windkraft in den Landkreis bringen. Doch die Standortwahl geriet zur Misere. Nun wurde der geänderte Regionalplan einstimmig verabschiedet. Die Energiewende nimmt neue Fahrt auf.
Die Region Main-Rhön und damit auch der Kreis Haßberge basteln an ihrer Energie-Zukunft. Neue Windräder sollen entstehen. Sechs Areale sind dafür im Regionalplan vorgesehen. Derzeit drehen sich vier Windräder im Kreis: jeweils zwei in Untermerzbach und Theres. Acht weitere stehen bei Gädheim im benachbarten Kreis Schweinfurt (im Bild die Baustelle von damals). Dort werden derzeit zwei neue Anlagen errichtet. Foto: gf/Archiv


Der Planungsausschuss des Regionalen Planungsverbandes Main-Rhön hat bei seiner gestrigen Tagung in Gochsheim einstimmig die Änderung des Regionalplans für Windkraftanlagen beschlossen. Damit bekommt die Energiewende im Landkreis Haßberge endlich wieder Aufwind.

Hat sich Protest-Sturm gelegt?

Im Landkreis und in der ganzen Region hatte es Proteste gegen die Windkraftanlagen-Planung im Regionalplan gegeben. Kommunen, etwa im Steigerwald, rügten, dass sie keine Windrad-Standorte bekommen. Andere fühlen sich von Anlagen umzingelt. Kleinmünster in Riedbach zum Beispiel. Dort bildete sich die Bürgerinitiative "Gegen WK 88" - benannt nach dem großen Windkraftgebiet mit der Nummer 88 in der Regionalkarte.

Der Vorsitzende des Regionalen Planungsverbandes, Haßberge-Landrat Rudolf Handwerker (CSU), nutzte die Gunst der Stunde(n) in Gochsheim, um die Änderungen der 97 WKs (WK steht für Windkraftgebiet) zügig durchzuwinken.

Stefanie Mattern, Beauftragte für die Region Main-Rhön bei der Regierung von Unterfranken, stellte die einzelnen Gebiete vor und arbeitete sich Blatt für Blatt durch die vier Landkreise.
Sie hatte im Vorfeld die undankbare Aufgabe, sieben Ordner mit Einwendungen durchzuarbeiten. Dazu gehören Aspekte des Arten- und Naturschutzes, der Flugsicherung und des Militärs ebenso wie Belange des Denkmalschutzes und der Wasserwirtschaft. Gestern, ein Jahr und drei Monate nach der Beschlussfassung über die erste Anhörung, konnte sie dem Plenum das Ergebnis des zweiten Anhörungsverfahrens präsentieren. Das dritte soll im November folgen und - wenn es nach Landrat Rudolf Handwerker geht - nur sechs Wochen in Anspruch nehmen. "Wir müssen das Ergebnis unbedingt in dieser Wahlperiode zum Abschluss bringen", appellierte er.

Nach dem neuen, verabschiedeten Entwurf sieht der Regionalplan für Windkraft nun 23 Vorranggebiete mit 2417 Hektar und 41 Vorbehaltsgebiete mit 4379 Hektar vor. Damit hat sich die Fläche für Windkraftnutzung noch einmal um 2352 Hektar reduziert. Sie macht nun 1,75 Prozent der Gesamtfläche der Region (391 304 Hektar) aus. Zum Vergleich: Am 24. Juli 2012 beschloss der Planungsausschuss einen Entwurf mit 36 Vorranggebieten mit 3913 Hektar und 48 Vorbehaltsgebieten mit 6225 Hektar.

Neue Flächen ausgewiesen

Was soll sich im Landkreis Haßberge ändern? Das WK 47 "Südöstlich Kimmelsbach" (etwa 81 Hektar groß) in der Gemeinde Bundorf hat der Regionalverband an den Schwarzstorch verloren. Es wurde wegen des Artenschutzes aufgelöst. WK 49 "Südlich Stöckach" (32 Hektar, ebenfalls Gemeinde Bundorf) wurde aus natur- und artenschutzrechtlichen Gründen zum Vorbehaltsgebiet abgestuft. WK 87 "Reut" (Gemeinde Riedbach bei Humprechtshausen) soll nach einer Neubewertung auf den ursprünglichen Zustand erweitert und zum Vorranggebiet mit 82 Hektar aufgewertet werden. Das Biotop "Urlesbachtal" wird dabei ausgespart.

Im WK 88 "Westlich Kleinmünster" (von ursprünglich 587 auf 384 Hektar geschrumpft), Zankapfel im Landkreis, hat sich ein Uhu "eingenistet". Deshalb und um eine "umzingelnde Wirkung zu reduzieren" wird WK 88 etwas kleiner, zumal im Südwesten der 200-Meter-Abstand zu einem Natur- und Landschaftsschutzgebiet gewahrt werden muss.

Die WKs 89 "Nördlich Holzhausen" und 90 "Südlich Rügheim" will man zusammenlegen (dann 91 Hektar). Dabei werden die Wohnnutzungsflächen Zinkenmühle, Riedmühle und Mittelmühle aus der Fläche ausgeklammert. WK 91 "Eicheläcker" (116 Hektar) der Stadt Haßfurt liegt nach der Genehmigung des Instrumentalflugs auf dem Haßfurter Flugplatz fast vollständig im Bauschutzbereich und muss deshalb gestrichen werden. Auch WK 92 "Nördlich Obertheres" (206 Hektar) in der Gemeinde Theres will man wegen des Luftverkehrs streichen.
WK 52 "Bayerhof" (16 Hektar) in der Gemeinde Gädheim wird, um den Siedlungsabstand zum Weiler Bayerhof zu wahren, etwas kleiner. WK 41 "Westlich Dampfach" (153 Hektar) an der Landkreisgrenze zu Schweinfurt bleibt unverändert erhalten.