Druckartikel: Fußball auf Sky: Im Kreis Haßberge kostet's weniger

Fußball auf Sky: Im Kreis Haßberge kostet's weniger


Autor: Hendrik Steffens

LKR Haßberge, Freitag, 22. August 2014

In ganz Deutschland stöhnen Wirte auf, weil der Bezahlsender Sky seine Preise teils mächtig anzieht. Überall? Nein, im Kreis Haßberge freuen sich die Betreiber ab Oktober sogar auf geringere Ausgaben. Woran das liegt, ist nicht klar.
Bei Agnes Karg (links) und Sieglinde Beck, den Betreiberinnen der Eltmanner "Mainterasse" flimmert weiter Sky über den Schirm.  Foto: Hendrik Steffens


Von ihrem Stammplatz aus, dem Stuhl zwischen Thekenraum und Wirtschaft, verfolgt Agnes Karg jedes Spiel ihres Münchner FC live. Möglich macht's der Bezahlsender Sky. Für ihr Lokal "Mainterasse" in Eltmann haben die Seniorchefin und ihre Tochter Sieglinde Beck seit Jahren ein Abonnement. Die Preise des Senders Sky ändern sich jährlich. In deutschen Ballungszentren erhöht das Unternehmen seine Preise ab Oktober drastisch. Die Inhaberinnen der "Mainterasse" allerdings müssen weniger zahlen.

Fünf Euro weniger ab Oktober

Die Bundesligasaison ist gestartet. In Eltmann hängt schon der Spielplan parat. So weiß Agnes Karg, wann sie einschalten muss, um die Bayern punkten oder kassieren zu sehen. "Da verpasse ich kein Spiel", sagt die rüstige 84-Jährige.

Ein Halstuch in den Farben ihres Vereins zeigt ihre Verbundenheit.

Auch wenn Sky - wie in vielen Deutschen Städten - in Eltmann die Preise angezogen hätte, wäre Karg dem Bezahlsender vermutlich treu geblieben. "Aber so ist es ja noch besser", sagt sie. Ihre Tochter Sieglinde Beck rechnet vor: Bis zum 1. Oktober müssen sie 148 Euro im Monat zahlen, danach 143 - fünf Euro weniger.

Ein dickes Plus in der Kasse bringt Sky, so vermutet Sieglinde Beck, ihrem Eltmanner Wirtshaus nicht. "Deutlich merkt man es eigentlich nur bei Spitzenspielen", sagt sie. Wenn der FC Bayern aufläuft, ist stets eine Delegation des Eltmanner Fanclubs zu Gast. Weil der aus mehr als hundert Mitgliedern besteht, ist das meist recht lukrativ. Allerdings ist der Gastraum mit seinen 50 Quadratmetern Fläche relativ klein, aber: "Wenn wir die Spiele in einem größeren Raum ausstrahlen würden, müssten wir auch mehr zahlen", sagt Beck.

Sehr vage Begrifflichkeiten

Warum es für sie billiger wird, ist einem Schreiben des Münchner Senders zu entnehmen, das an alle Empfänger des so genannten "Gastronomie-Abonnements" rausging. Darin heißt es, dass "die unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen in Ihrer Region" berücksichtigt werden. Bei der Preisfindung spielt die Größe des Raumes, in dem Fernseher oder Leinwand stehen, eine Rolle. Auch die Bevölkerungsdichte, Kaufkraft und Sportaffinität der Region werden laut Sky bei der Preisfindung berücksichtigt. Unsere Zeitung hat nachgefragt, anhand welcher Werte Begriffe wie Sportaffinität für eine Region definiert werden. Eine Sprecherin des Senders teilte mit, dass sie darüber aus juristischen Gründen keine Angaben machen könne. Auch auf die Frage, wie der Begriff der Region bei der Preisfindung definiert wird, machte die Sprecherin keine genaue Angabe.

Michael Bayer, Vorsitzender des Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) im Kreis Haßberge kann sich mit der Intransparenz der Preispolitik des Senders seit langem nicht mehr anfreunden. Er ist vor Jahren aus dem Abonnement ausgestiegen. Auch, "weil die Kosten einfach nicht zu erwirtschaften waren."

Das Geschäft liefe auch ohne Sky

Jörg Lutz, der Betreiber der Zeiler Musikbar "Underground" muss ab Oktober ganze 50 Euro weniger zahlen, nämlich 180 statt 270. Das ist ein ordentlicher Batzen. Sehr zur Freude des Wirts, der viele Biere über die Theke reichen muss, um trotz Sky-Abos zu verdienen. "Ich glaube auch nicht, dass das Geschäft ohne Sky merkbar schlechter laufen würde. Aber da es bezahlbar bleibt, verlängere ich das Abo", sagt Lutz. Spürbar mehr Umsatz bringen dem Zeiler nur Spitzenpartien an Wochenendtagen - am besten mit Beteiligung von Bayern, Dortmund, Leverkusen. Lutz selbst ist kein Fußballfan.

Im Nachbarkreis Bamberg müssen Wirte bis zu 50 Prozent mehr zahlen, wenn sie ihr Abo verlängern wollen. Bundesweit ging im vergangenen Monat ein Aufschrei durch die Presse, Betreiber von Sportsbars wetterten gegen den Münchner Bezahlsender und seine Preispolitik. Fragt man als Pressevertreter in der Kommunikationsabteilung des Unternehmens nach, weiß der Ansprechpartner unmittelbar nach der Begrüßung Bescheid: "Sie rufen sicher wegen der Sportsbar-Thematik an."