Druckartikel: Funklöcher sind auch schlecht für Firmen: Kein Netz, kein Kunde

Funklöcher sind auch schlecht für Firmen: Kein Netz, kein Kunde


Autor: Katja Müller

Oberaurach, Mittwoch, 19. März 2014

Oberaurach ist ein weißer Fleck auf der Karte der Mobilfunkanbieter: Stellenweise gibt es hier keine Verbindung. Was für Privatleute nervig ist, gerät für Unternehmer zur Katastrophe.


Der eine oder andere Kunde ist uns bestimmt schon verloren gegangen, weil er uns nicht erreichen konnte", meint Manfred Pfaff. Denn jeder Kunde gehe selbstverständlich davon aus, dass der Firmenchef ans Handy geht - oder wenigstens zurückruft. "Wenn ich die ganze Woche aber nur in Fatschenbrunn bin, kriege ich gar nicht mit, wenn jemand versucht hat, mich am Handy zu erreichen. Empfang habe ich nur, wenn ich unterwegs bin", sagt Pfaff.

Der Chef ist nicht erreichbar

Der Schreinermeister führt in Fatschenbrunn eine Schreinerei in dritter Generation. Vor über hundert Jahren war schlechte Kommunikation kein Problem. Heute schon.

Die Schreinerei liefert konfektionierte Massivhölzer wie Küchen-Arbeitsplatten oder Treppenstufen für Großabnehmer vor allem in den westeuropäischen Raum.

Da kann es schon mal passieren, dass sich ein Lkw-Fahrer aus Frankreich im Steigerwald verfährt und versucht, Manfred Pfaff auf dem Handy zu erreichen. Wenn er denn selbst Netz hat. "In Fatschenbrunn hat man absolut keinen Handyempfang", weiß auch Stefan Burkel, Sachbearbeiter in der Gemeinde Oberaurach. "Das ist ein großes Problem".

Dann erzählt er, dass schon so mancher potenzielle Neu-Bürger einen Rückzieher gemacht habe, weil die Mobilfunk- und die Breitbandversorgung in Oberaurach so schlecht seien.

"Wir müssen den Ausbau dringend vorantreiben. Der Bürgermeister kümmert sich", sagt Stefan Burkel. Das Gemeindeoberhaupt Thomas Sechser (CSU) weiß um die Brisanz des Themas. "Wir versuchen, eine Lösung zu finden", versichert er. Doch bisher ist keine in Sicht.

Besonders ärgerlich: Bereits im Frühjahr 2003 wollte der Mobilfunkanbieter Eplus einen Funkmast für das Handynetz im Gemarkungsbereich Tretzendorf aufstellen. Doch die Bürger in Trossenfurt und Tretzendorf wehrten sich und sammelten aus Angst vor schädlichen Strahlungen Unterschriften gegen das Projekt. Im Juni 2003 wurde eine Liste mit 552 Unterschriften bei der Gemeindeverwaltung eingereicht. "Das Kuriose ist, dass einer der Unterzeichner sich jetzt massiv über den schlechten Handyempfang beschwert", erklärt Stefan Burkel.
Ende 2013 haben 69 von insgesamt 100 Haushalten in Fatschenbrunn auf einer Unterschriftenliste für einen Mobilfunkausbau unterschrieben. Solange sich aber kein Anbieter findet, sind der Gemeinde die Hände gebunden.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Ende 2013 hat die Telekom angeklopft und ihr Interesse bekundet. "Seitdem ist aber nichts mehr passiert", sagt Stefan Burkel.

Dabei gibt es bereits einen Mast in Oberaurach. Am Ortsausgang von Trossenfurt, in Richtung Hummelmarter, schräg gegenüber dem Hummelhof, steht ein grauer Mast auf weiter Flur. Der 14 Meter hohe Digitalfunkmast wurde im März 2012 für den Behördenfunk fertig gestellt. Hintergrund ist die Einführung des Digitalfunks in ganz Bayern. Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sollen mithilfe des abhörsicheren Digitalfunks kommunizieren. Soweit die Theorie.

"Das Projekt hinkt dem Zeitplan hinterher. Der Mast steht halt jetzt da und funktioniert nicht", sagt Stefan Burkel. Weil er schon einmal da ist, hatte die Gemeinde die Idee, ihn neben dem Digital- mit Mobilfunk zu bestücken. Aber Fehlanzeige. Kein einziger Anbieter will den verwaisten Mast im Steigerwald besetzen.

Zurück zu Manfred Pfaff in Fatschenbrunn. Obwohl das schlechte Handynetz ein großer Standort-Nachteil für seinen Betrieb ist, gibt er sich relativ gelassen. "Ich hänge das Thema nicht ewig hoch. Aber ärgerlich ist es schon. Wir zahlen ja auch Gewerbesteuer an die Gemeinde. Ein guter Handyempfang ist heutzutage einfach eine Grundvoraussetzung!"

An manchen Tagen hat Pfaff schon mit dem Gedanken gespielt, einen eigenen Mast auf dem Spänesilo auf seinem Betriebsgelände zu errichten. "Aber mein Wohnhaus steht gleich daneben und der Mast wäre genau in Höhe des Schlafzimmerfensters. Das muss ich auch nicht haben", sagt er. Dem Firmenchef bleibt nur abzuwarten, ob sich etwas ändert.