Für Tschechen ist Deutsch keine Fremdsprache
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Mittwoch, 12. März 2014
Schüler aus Prag informieren sich am Eberner Gymnasium. Von der Moldau-Metropole nach Dörflis? Nein, ein Kulturschock ist das nicht für den 13-jährigen Jakob. Der Austauschschüler, der von Montag bis Freitag bei Gasteltern im Königsberger Stadtteil wohnt, kennt zwar deren Familienname nicht, fühlt sich aber bestens aufgehoben.
"Wir wohnen sehr schön, oben auf einem Berg", erzählt Jakob im perfekten Deutsch. Kein Wunder, sein Vater ist deutscher Abstammung, aber auch sonst lernen sie an der Schule für Sprachen und Mathematik zum Teil schon ab der dritten Klasse Deutsch , wie der Rektor der Prager Einrichtung, Petr Tlusty, erzählt. Er und zwei Lehrerinnen begleiten die 16-köpfige Schülergruppe, die sich aus Sechst- bis Neuntklässlern (12 bis 14 Jahre) zusammensetzt.
"Ich will im nächsten Jahr auf jeden Fall wiederkommen", nimmt sich Jakob jetzt schon vor. "Mir gefallen Landschaft und Natur", schwärmt der Großstädter. Und dann trifft er vielleicht auf Austauschkollegen, die auch besser tschechisch sprechen.
Denn der Austausch wird fortgesetzt, wie Betreuungslehrer Steffen Schlüter vom Friedrich-Rückert-Gymnasium am Rande eines Empfanges bei Bürgermeister Robert Herrmann informierte. "Der Austausch hat vor drei Jahren über das Comenius-Programm begonnen." Diese EU-Förderung ist mittlerweile zwar ausgelaufen, aber weil die Zusammenarbeit beider Schulen so gut funktioniert, wie sie nun im kleineren Rahmen fortgesetzt. Auch mit Gegenbesuchen in der "goldenen Stadt" und in der Grund- und Mittelschule Brána jazyk, was übersetzt Tor zu den Sprachen heißt.
Neben dem Empfang beim Bürgermeister am Mittwochmorgen und einem Besuch im Landratsamt am Dienstag lernten die Schüler bei einer Rundfahrt durch den Landkreis die Haßberge näher kennen. Abstecher nach Königsberg und nach Zeil mit Besichtigung des Hexendokumentationszentrums standen auf dem Programm.
Am Donnerstag ist eine Fahrt nach Bamberg geplant. Besichtigt wird außerdem die Firma FTE automotive, die im tschechischen Podborany ein Zweigwerk unterhält, was selbst vielen FRG-Schülern nicht bekannt sein dürfte. Die tschechischen Jugendlichen erhalten außerdem einen Einblick in das deutsche Schulsystem, weil sie das Unterrichtsgeschehen am Friedrich-Rückert-Gymnasium miterleben können.
Lange müssen die Eberner Gymnasiasten nicht auf ein Wiedersehen warten, denn der Gegenbesuch der Klassen 9b und 9d erfolgt vom 31. März bis 4. April.