FTE: Der Automobilzulieferer wächst ungebremst weiter
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Mittwoch, 10. Mai 2017
Der Global Player aus Ebern hat mit neuen Produkten schon Millionenstückzahlen in den Auftragsbüchern stehen.
Im Verlauf des zweiten Halbjahres erwartet die FTEGeschäftsführung eine Zustimmung der EU-Kommission zum Kauf durch den französischen Konzern Valeo. "Ich schätze die Chancen bei über 50 Prozent ein", sagte Geschäftsführer Andreas Thumm bei einer Pressekonferenz. Und selbst der Fall, dass Brüssel keine Zustimmung erteilt, beunruhigt Dr. Thumm in keinster Weise. "Dann bereiten wir eben einen Börsengang vor." Das Unternehmen, das Brems- und Kupplungshydrauliken für Autohersteller produziert, floriert seit Jahren.
Sie strahlen Harmonie und Zuversicht über die künftige Entwicklung aus: Die beiden FTE-Geschäftsführer Dr. Andreas Thumm und sein neuer Vize, Niklas Beyes, können gut miteinander. Und die Zahlen, die sie am Mittwoch bei der Jahrespresse-Konferenz vorlegten, sprechen für das Duo: Zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz und "das Ergebnis ist ähnlich mit gewachsen", gab sich Thumm offen. In Zahlen: Der Umsatz stieg von 430 Millionen Euro (in 2014) über 505 Millionen (2015) auf zuletzt 550 Millionen. Das Ergebnis lag zuletzt vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen bei 100 Millionen Euro.
Von irgendwelchen Irritation ob des verzögerten Verkaufs aufgrund von Bedenken der EU-Kommission an Valeo ist beiden Geschäftsführern nichts anzumerken. "Wir agieren momentan wie ein völlig unabhängiges Unternehmen und die Zahlen entwickeln sich gut."
Gesellschaftsform zweitrangig
Zwar zeigen sich Thumm wie Beyes zuversichtlich, dass sich das Zusammengehen mit dem französischen Großkonzern Valeo im zweiten Halbjahr umsetzen lässt und die Bedenken der EU-Kommission in Brüssel wegen einer marktbeherrschenden Stellung im Bereich der hydraulischen Kupplungen ausgeräumt werden kann ("Da gibt es nur drei große Spieler und nun gehen zwei zusammen, wir dabei als Marktführer"). Dennoch gibt es auch einen Plan B: ein Börsengang. "Wir sind jetzt schon ein am Kapitalmarkt orientiertes Unternehmen und von der Struktur so aufgestellt, dass ein Börsengang schnell über die Bühne gebracht werden könnte", machen Thumm und Beyes keinen Hehl aus dieser Option.
Es geht also weiter. In Ebern und weltweit. Und wie. "Unsere Perspektiven für die kommenden Jahre sind sehr gut, unabhängig von der Gesellschaftsstruktur", schauen beide Geschäftsführer voraus und haben dabei die Auftragsbücher im Blick: Großauftrag aus Korea mit rund einer Million Zentralausrücker ab 2018, erste Aufträge für E-Mobile. Andreas Thumm: "Unsere Gangsteller-Module und Ölpumpen haben wir so weiterentwickelt, dass sie in Applikationen vielseitig einsetzbar sind, auch bei Hybrid-Antrieben und E-Motoren, so dass wir für die nächsten zehn Jahre von Umsatzzuwächsen bei den Stückzahlen im Millionenbereich ausgehen. Die vielen neuen Produkte sind geeignet, als Brücken-Technologie für die nächsten 30 Jahre verwendet zu werden."
Dazu bedarf es natürlich ständiger Weiterentwicklungen und Qualitätskontrollen. Und dies passiert im Eberner Stammwerk. "Von den 24 Millionen Euro, die wir zuletzt investiert haben, flossen drei Viertel in die Standorte in Deutschland", rechnete Beyes vor, was auch Betriebsratsvorsitzender Sonja Meister bestätigte, wobei "immer weniger Mitarbeiter am Band stehen". Was im Hochlohnland Deutschland zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit ginge, wie Thumm eingestand. "Deswegen setzten wir auf Automatisierung, aber dazu bedarf es auch qualifizierten Personals für Wartung und Programmierung.
4000 Mitarbeiter weltweit
Knapp 4000 Mitarbeiter zählt FTE aktuell, 2000 davon in Ebern und Fischbach."Wir richten in Ebern aktuell ein Kunststoff-Zentrum ein und bei der Entwicklung bleibt das Herzstück in Ebern, auch wenn die Produkte dann anderswo hergestellt werden." Deswegen sei in den Bereichen Kunststoff, Gummi, Elektronik, Sensorik und Software mit einem weiteren Personalwachstum zu rechnen. "Wir suchen da europaweit."Die Investitionen in Ebern beurteilt auch Personalratsvorsitzende Meister positiv, wenn beispielsweise "die Dichtelemente aus unserer Gummifertigung in alle Produktionsstandorte der FTE-Gruppe auf der ganzen Welt gehen".
Für 2017 habe das erste Quartal eine Fortsetzung der positiven Erwartungen bestätigt habe. "Erstmals nach längerer Pause sind wir heuer auch wieder bei IAA vertreten." Aus einem einfachen Grund: "Wir haben viele neue und interessante Produkte. Und so eine internationale Messe bietet die beste Plattform mit Kunden aus Asien ins Gespräch zu kommen", so Geschäftsführer Thumm
Aktuell liegen die Zuwachsraten in China bei 30 Prozent. Und das soll noch längere Zeit so bleiben. In Europa sieht Thumm derzeit übrigens auch keine dunkle Wolken aufziehen. "Das Wachstum ist nicht so hoch, aber stetig und stabil bei sechs Prozent."
Einzig das Ersatzteilegeschäft hatte zuletzt stagniert. "Mit den Bremssätteln hatten wir einige Probleme durch die Verlagerung von Dänemark in die Slowakei, das wollen wir heuer auch wieder in den Griff bekommen."