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Friedwald: Unruhe um letzte Ruhestätte


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Mittwoch, 24. Mai 2017

Trotz einer negativer Reaktion des Eberner Stadtrates beim ersten Antrag gibt es weitere Vorstöße zum Anlegen eines Waldfriedhofs im Stadtgebiet.
In diesem Waldstück bei Fierst mit alten Eichen und Buchen sowie großer Artenvielfalt könnte nach Überzeugung der Bürgerinitiative ein würde- und pietätvoller Ruhewald entstehen, der von Ebern aus sowohl zu Fuß wie auch mit dem Auto leicht erreichbar wäre. Foto: Rotenhansche Forstverwaltung


Die Vorplanungen für den eigenen Tod sollen kein Tabuthema bleiben. Der Gedanke an die letzte Ruhestätte umtreibt viele Menschen. So haben sich 948 Unterstützer mit ihrer Unterschrift für die Umsetzung der Idee, einen Ruhefriedhof im Stadtgebiet anzulegen, ausgesprochen.

Gesammelt hat diese Unterschriften eine Bürgerinitiative (BI), als deren Sprecher Herrmann Freiherr von Rotenhan fungiert. Er hat am Dienstag auch die Listen, die einige Wochen lang in Geschäften im Stadtgebiet ausgelegen waren, an Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) übergeben hat.

Parallel dazu hat Bürgerinitiative ein Informationsschreiben an alle Mitglieder des Stadtrates geschickt, verbunden mit der Bitte, das Thema im Rahmen einer öffentlichen Stadtratssitzung zu behandeln. Der Hauptausschuss hatte sich vor Wochen in nicht-öffentlicher Sitzung bereits gegen das Anlegen eines Waldfriedhofs ausgesprochen.


Idee in Opposition geboren

Dabei stammt die Idee ursprünglich von einem Stadtrat: Dritter Bürgermeister Werner Riegel (SPD) hatte in einem Bericht als Wald- und Jagdreferent in der Jahresschluss-Sitzung 2016 die Idee von einem Ruheforst auf dem Käppelesberg erst wieder aufgebracht. Riegel damals wörtlich: ""Ich nahm an der bewegenden Andacht am Barbara-Tag teil. Welch ein imposanter Ausblick - und etliche Bürger haben mich auf den Ruheforst angesprochen."

Bereits 2013 hatte Riegel, damals noch in der Opposition, den Gedanken als Waldreferent schon aufgegriffen. Und die aktuelle Unterschriftensammlung hat auch einige seiner Kollegen zum Nachdenken gebracht. So besuchten einige Mitglieder der Eberner CSU jüngst den Waldfriedhof bei Untertheres.

Die Eberner SPD hatte vergangene Woche kurzfristig eine Fahrt zum Ruhefriedhof bei Tambach angekündigt, war dann aber auf dem Friedhof in Eicha gelandet, wo man sich eine besondere Variante von Urnengräbern anschaute, die man für übertragbar auf Eberns Gottesäcker hält.

Davon gibt es 14. Und deren Pflege sorgt für einen großen Aufwand im städtischen Bauhof. Wofür der Kämmerer mit spitzer Feder ein dickes Minus errechnet. So erwartet Klaus Junge dieses Jahr einen Fehlbetrag 114 000 Euro. Im Vorjahr waren es 88 500 Euro gewesen. In den Jahren 2015 und 2014 war der Zuschussbetrag im Bestattungswesen einmal bei 60 000 Euro, einmal bei 51 000 Euro gelegen.

Eine Gebühren-Erhöhung hat Kämmerer Junge schon angemahnt, zuletzt war das Mitte 2012 erfolgt.


Privat-Initiative kostet nichts

Das Argument, wonach ein weiterer (Ruhe-)Friedhof mehr Unkosten verursachen würde, trifft zwar für so eine Ruhestätte am Käpelle zu, da sich das Gelände im Eigentum der Stadt befindet, nicht aber für die Wälder des Baron von Rotenhan, die er als Alternative anbietet. Er w ürde dort als Betreiber, wie seine adligen Kollegen in Untertheres und Tambach auch, agieren, womit der Stadt kein Zusatzaufwand entstünde. "Ich trage sämtliche Risiken und übernehme die Haftung."

Freilich ist sich auch von Rotenhan im Klaren darüber, dass ein aufwendiges Genehmigungsverfahren vorgeschaltet werden muss, wozu es auch der grundsätzlichen Zustimmung des Eberner Stadtrates bedarf.

Unterstützt wird von Rotenhan von einer Reihe honoriger Bürger/innen aus dem Stadtgebiet, die sich zu einer Initiative zusammengeschlossen haben, aber nicht in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten wollen, zum Teil auch aus Gründen der Pietät. "Der Kreis der Unterstützer wird immer größer", so der Baron als BI-Sprecher

Aus Sicht der Bürgerinitiative greift das Argument, ein Ruhewald würde städtischen Friedhöfen Konkurrenz machen, nicht. Hierdurch sinkende Friedhofsgebühren seien nicht zu befürchten. "Jemand, der sich für eine Bestattung in einem Ruhewald entscheidet, wählt die Beisetzung in der Natur, in einem Wald, wo die Vögel zwitschern und kein Haus zu sehen ist." Angebote auf herkömmlichen Friedhöfen im Eberner Stadtgebiet in Sichtweite von Häusern, seien es Erdbestattungen oder Urnenplätze, decken sich nicht mit den Wünschen dieser Interessenten und seien für daher uninteressant.

"Leute, die sich für einen Ruhefriedhof entschieden haben, und es werden immer mehr, wählen dann eben eine letzte Ruhestätte weiter weg", so eine Witwe, deren Mann in Tambach begraben liegt.