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Frickendorf-Kritik löst hitzige Diskussionen aus


Autor: Eckehard Kiesewetter

Frickendorf, Mittwoch, 25. Sept. 2013

Die Eberner Alternative Liste hat mit ihrer Kritik an der Entwicklung in Frickendorf eine Diskussion ausgelöst. Kreisheimatpfleger Günter Lipp rügt das "Einknicken" der Kommunalpolitiker.
Die Gewerbeansiedlung am Ortsrand hat das Dorfbild von Frickendorf massiv verändert. Foto: Eckehard Kiesewetter


Er ist selbst Frickendorfer, dazu Kreisheimatpfleger und als SPD-Politiker ohnedies in Sachen Opposition geübt. Aus allen drei Positionen heraus kann und will Günter Lipp nicht zu der aktuellen Diskussion um die neuerliche Erweiterung des Gewerbegebietes in Frickendorf schweigen. Die Kritik der Eberner Alternativen Liste hat nun auch ihn zu einer Stellungnahme bewegt: "Dass in Frickendorf in den letzten Jahren praktisch ein eigenes Gewerbegebiet entstand und den Naturpark beschnitten hat, ist ein massiver Eingriff in unsere Landschaft, in ein Ortsbild", pflichtet er der Kritik bei, die Oliver Kröner und Alexander Hippeli namens der Eberner Alternativen Liste (EAL) erhoben hatten.

Der Schaden für seinen Wohnort Frickendorf, bestätigt den 73-Jährigen in seiner Ansicht, dass ein guter Heimatpfleger auch Konflikte nicht scheuen darf.

Sein Credo lautet: "Ein Heimatpfleger muss andere ärgern und sich selbst ärgern können." So lässt sich womöglich Schaden abwenden, auch wenn im konkreten Fall nichts mehr zu retten sei.


Arbeitsplätze

"Die Firma Schoppel ist dynamisch," konstatiert Lipp, "das ist gut und erfreulich." Sie zahle Gewerbesteuern nach Ebern und schaffe Arbeitsplätze, was er ebenfalls als "begrüßenswert" bezeichnet.

Die Frage sei nur: "Warum gerade in der Schutzzone des Naturparks Haßberge, mit dem wir sonst werben?" Nur wenige hundert Meter entfernt, bei Fischbach, befinde sich ein ausgewiesenes Gewerbegebiet, in dem genügend Platz für jegliche Erweiterung gewesen wäre. "Aber das war dem Firmenbesitzer zu weit", meint der frühere Landrats-Stellvertreter, der heute für die SPD im Kreistag sitzt: "Und sowohl Bürgermeister Herrmann wie Landrat Handwerker (beide CSU; Anm.d.Red.) sind vor ihm weich geworden."

Die Drohung, den Betrieb nach Thüringen zu verlegen und dort auch die Fördergelder in Anspruch zu nehmen, habe beide weich werden lassen.


Wirtschaft über alles?

"Arbeitsplätze", sagt Lipp, "das ist ein Totschlagsargument aus der rhetorischen Waffenkammer. Dagegen nützen keine logischen Begründungen." Lipp weiter: "Und für Bürgermeister Herrmann sind ohnedies in seiner Amtszeit wirtschaftliche Belange über alles gegangen." Die seien zwar wichtig, räumt er ein, "aber vom Brot allein lebt man bekanntlich nicht".

Die weitere Entwicklung sei absehbar gewesen. Er persönlich habe sie schon im Jahr 2005 dem Landrat prophezeit. Dieser habe die Abwanderung der Firma befürchtet und nachgegeben.

Lipp sagt, er wünsche sich Kommunalpolitiker, "die nicht gleich in der Hüfte abknicken, wenn ein Knüppelschwinger erscheint". Insofern zollt er seiner Partei-Genossin Irene Jungnickl Respekt, die den Stadtteil Frickendorf im Eberner Stadtrat vertritt. Sie hatte am 25. Juli, als es um die neuerlichen Erweiterungspläne der Firma Schoppel und - damit verbunden - um die Änderung des Flächennutzungsplans ging, der Mehrheit im Gremium getrotzt. Jungnickl hat nicht zugestimmt.


Irreversible

Die optischen Einschränkungen am Ortsrand von Frickendorf vis-à-vis der denkmalgeschützten Baunachbrücke aus dem Barock, hatte der Heimatpfleger schon vor Jahren bereits moniert. Der Blick vom Dorf über die Brücke Richtung Norden auf den exponierten Südhang sei zunächst durch einen Strommast beeinträchtigt worden. Inzwischen sei die bauliche Entwicklung weit fortgeschritten, nicht mehr zurückzunehmen und nicht mehr zu reparieren, bedauert Lipp: "Dafür stehen nun zu viele Gebäude. Mit Zustimmung der Zuständigen." Seine Lehre daraus: "Man muss frühzeitig und energisch intervenieren."


Kontroverse im Internet

Kommentare auf der Homepage "infranken.de" folgen in ihrer Stoßrichtung vor allem der Kritik der Eberner Alternativen Liste an Rudolf Handwerker. Die EAL hatte moniert, dass der Landrat die Genehmigungen für die Erweiterungen bei der Firma Schoppel nach Gutsherrenart" in eigenem Ermessen und sogar gegen den Widerstand der Mitarbeiter seiner Behörde erteilt habe.