Frauenpower auch im ländlichen Raum
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Freitag, 06. Mai 2016
Eberns Frauenunion blickte auf 40 Jahre zurück. Zwei Gründungsmitglieder wurde geehrt und die aktuellen Aktionen gelobt.
Die Frau der ersten Stunde war Mutter von fünf Kindern. Doch mit der Mutterrolle allein gab sich Maria Schohe nicht zufrieden. Und in diesem Bestreben fand sie schon vor 40 Jahren acht Mitstreiterinnen, die mit ihr die Frauenunion (FU) Ebern im Streitsgarten gründeten. Dass sich die Damenrunde längst vom Kaffeekränzchen-Klischee gelöst hat, wurde am Mittwochabend in den Frankenstuben deutlich, wo das Jubiläum gefeiert, Geschichte lebendig und Erfolge deutlich wurden.
Das geschah bei weitem nicht in einer reinen Frauenrunde: Auch zwölf Männer mischten sich unter die rund 50 CSU-Damen, die aus dem gesamten Landkreis nach Ebern geströmt waren. Und sogar eine "Andersgläubige" war dabei: SPD-Stadträtin Irene Jungnickl.
Die aktuelle Vorsitzende, Simone Berger, ging anhand von einigen Zeitungsartikeln auf die Geschichte des politischen Frauenverbandes ein, dessen Mitgliedschaft nicht unmittelbar an eine Mitgliedschaft in der CSU gekoppelt ist.
Zwei Männer packten mit an
So benannte sie zwei Geburtshelfer Joseph Borschert und Albert Meyer, und eine "Hebamme", die damalige FU-Kreisvorsitzende Adelgunde Gröhling aus Haßfurt.Als Vereinslokal diente das Café Spitlbauer, von Anfang an engagierten sich die FU-Damen im sozialen Bereich, organisierten Besuchsdienste im Altenheim und Krankenhaus. Maria Schohe schaffte es zunächst auf Rang 5 der CSU-Liste und damit auch den Sprung in den Stadtrat. Ihr folgte später, 1984, Inge Maurer.
1990 standen mit den Damen Ruhhammer, Dressel und Maurer sogar drei FU-Vertreterin auf der CSU-Liste, erinnerte die Vorsitzende. Das Arbeitsspektrum reichte von Vorträgen, Altenheim-Besuchen, Unterstützung der Lebenshilfe bis zum Krapfenbacken.
Als aktuelle Initiativen sprach Berger das (gescheiterte) Bemühen um eine Ärzte-Bereitschaftspraxis in Ebern sowie die Umgestaltung des Anlagenringes an. "Der hat im Herbst noch ganz schlimm ausgeschaut, ist jetzt aber ganz toll gelungen", lobte die Salmsdorferin nach einem erneuten Kontrollgang, da man nach einer Dankandacht in der Marienkapelle zu Fuß und durch die Anlage zum Versammlungslokal marschiert war.
CSU-Ortsvorsitzende Gabriele Rögner verwies darauf, dass Frauenanteil in der Bevölkerung immer größer werde, weswegen auch "die Politik breiter und offener werden muss".
Bürgermeister:" Wie daheim"
Bürgermeister Harald Pascher (FDP) fühlte sich "fast wie zu Hause". Dies war aber nicht im politischen Sinn gemeint, sondern auf die Familie mit Ehefrau und Töchtern gemünzt. "Ein 40. Jubiläum lasse Rückschlüsse auf einen starken Verein zu, der gerade in letzter Zeit sehr aktiv war." Pascher sprach sich gegen eine generelle Frauenquote aus. "Die Qualifikation sollte entscheiden." Dabei verwies er darauf, dass in Ebern sieben Frauen mit am Ratstisch sitzen.FU-Kreisvorsitzender Ute Ulbrich verwahrte sich bei der Frauenunion vor dem Begriff Klientelpartei: "Wir wollen keine Übermacht, sondern Gleichstellung. Es gibt noch Bedarf an tatsächlicher Gleichberechtigung."
CSU-Kreisrätin Birgit Finzel wünschte sich, dass die Eberner Damen weiterhin so aktiv bleiben wie beim Thema Bereitschaftspraxis.
Sogar die CSU fest in Frauenhand
Als Festrednerin freute sich die FU-Bezirksvorsitzende und CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber, dass "die Frauen in Ebern so viel in der Hand haben, sogar den CSU-Ortsverband. Das belegt, dass Ihr mitreden und mitgestalten wollt'." Dass dies gelinge, habe sich beim Bummel durch den Anlagenring dieser schönen, historischen Stadt gezeigt", lobte die Schwebheimerin. Als Mutter zweier kleiner Kinder bekomme sie Themen, die Frauen angehen, viel besser mit und "wir müssen unseren Hut in den Ring werfen, wenn es um Sozialkompetenz geht". Deshalb lobte sie die Veranstaltungen der FU Ebern, bei denen Themen aus Frauensicht beleuchtet werden.
Weisgerber ehrte zusammen mit Simone Berger die beiden Gründungsmitglieder Elisabeth Geuß und Inge Maurer sowie die bisherigen Vorsitzenden, die gekommen waren.