Frauen nach dem Kind wieder in Fahrt
Autor: Sabine Weinbeer
Haßfurt, Montag, 10. Oktober 2016
Die Agentur für Arbeit sowie Behördenvertreter und Beraterinnen standen im Haßfurt zur Verfügung. Sie klärten Fragen zum Wiedereinstieg in den Beruf.
Noch immer sind es vorwiegend die Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit für Kinder oder die Pflege von Angehörigen unterbrechen. Wenn diese Frauen dann den Wiedereinstieg in den Beruf suchen, können sie auf Unterstützung durch das "Netzwerk Wiedereinstieg Main-Rhön" setzen, das gestern im Biz und im Mehrgenerationenhaus in Haßfurt den Infotag "Frauen mittendrin statt nur dabei" veranstaltete. Auch individuelle Beratung gab es.
Die ganze Region ist eingebunden
Zum Netzwerk gehören die Agentur für Arbeit, die Landkreise Haßberge, Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld sowie die kreisfreie Stadt Schweinfurt und der "Zonta-Club" Bad Kissingen-Schweinfurt. Stellvertretender Landrat Oskar Ebert freute sich über das Interesse am nun fünften Aktionstag.
Er betonte, wie wichtig Netzwerke für Frauen sind, auch wenn sie nach der Geburt eines Kindes wieder in den Beruf einsteigen. "Man braucht Plan B, am besten auch Plan C, damit alles klappt", erklärte der praktizierende Opa, der für die berufstätigen Töchter an bestimmten Tagen die Kinder zur Krippe bringt und wieder abholt.
Er dankte dem Netzwerk und der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises, Christine Stühler, für das umfangreiche Programm, denn " wir unterstützen Sie, damit Ihr Wiedereinstieg nicht zum Hürdenlauf wird", sicherte er zu.
Niedrige Arbeitslosenquote, und trotzdem ist der Wiedereinstieg nicht einfach
Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, dankte dem Landkreis Haßberge für die gute Zusammenarbeit.
Die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtsbezirk sei zwar mit 3,2 Prozent noch unter dem Landesdurchschnitt, aber dennoch sei der Wiedereinstieg für Frauen nicht immer einfach. Flexibilität sei gefordert, bei den Frauen, wie bei den Arbeitgebern, Kinderbetreuung müsse oftmals organisiert werden, oder bei längeren Unterbrechungen Wieder- oder Neuqualifizierung.Welche Möglichkeiten einer Frau offenstehen, das eruiert Petra Kaiser, die Wiedereinstiegsberaterin im Arbeitsamt in Haßfurt. "Für unser Gespräch müssen die Frauen erstmal gar keine Daten angeben, sich auch nicht arbeitssuchend melden", erklärte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wir besprechen die individuelle Situation und klären, was möglich ist. Manchmal stellt sich dann heraus, dass die Berufstätigkeit noch ein, zwei Jahre warten muss, manchmal folgt ein ganz konkreter Beratungstermin."
Es gibt sie, die Chancen
"Die Chancen, Frauen nach Berufspausen nach- oder neu zu qualifizieren, sind vielfältig", erklärte Günter Trum, Leiter der Agentur in Haßfurt. Sein Chef Thomas Stelzer ergänzte: "Es gibt Lohnzuschüsse, Umschulungen, ganz viele Programme", denn Wiedereinsteigerinnen sind auch ein wichtiges Potenzial im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Der herrscht etwa in den Pflegeberufen. "Die Chancen, auch die Verdienstchancen, sind bei uns besser, als viele denken", erklärte Anne Misch vom Netzwerk.
Die Heimleiterin im Ruhestand ist selbst erst relativ spät im Pflegeberuf gelandet "und habe dann immer noch 19 Jahre lang als Heimleitung gearbeitet". Dem pflichtet Thomas Stelzer bei: "Viele Vorurteile gegenüber den Pflegeberufen sind unbegründet. Der Einstieg als Pflegehelfer oder Alltagsbegleiter ist ziemlich niederschwellig. Wenn man merkt, dass einem die Arbeit liegt, dann gibt es viele Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung, auch mit finanzieller Unterstützung der Agentur", erklärt er.
In der Pflege seien die Verdienstmöglichkeiten inzwischen deutlich besser, als noch vor Jahren, fügt Stelzer hinzu. Allerdings gesteht er ein, dass viele Arbeitsplätze, die auf wiedereinsteigende Frauen warten, eher im nicht so gut bezahlten Segment liegen.
"Aber oftmals stehen sich die Frauen auch selbst im Wege", erklärt Annemarie Schuler. Auch sie kommt wie Misch von der Arbeitgeber-Seite, war die Presonalchefin im eigenen Familienbetrieb. "Ich habe immer versucht, junge Frauen zur Ausbildung als Kfz-Mechatronikerin zu gewinnen, allerdings mit mäßigem Erfolg, und auch in den Verkauf trauen sich die Frauen nicht so richtig." Sie ermutigt die Frauen in den Beratungsgesprächen, neu zu denken, auch selbstbewusster. Das tut auch Anna-Daniela Pickel mit ihrem Vortrag "Stärken erkennen - Stärken nutzen".
Unmengen an Information gab es an den Ständen, die Frauen konnten im Laufe des Tages ihre Bewerbungsmappe checken lassen, von einer Personalchefin erfahren, worauf es beim Vorstellungsgespräch ankommt - und auch Stellenangebote hatte die Agentur mit im Gepäck. Das Mehrgenerationenhaus und die Fachstelle für pflegende Angehörige zeigten ihre Angebote für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf.