Frauen mit Kraft und viel Humor mischen Haßfurt auf
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Montag, 20. Oktober 2014
Was haben die Well-Schwestern mit Hillary Clinton zu tun? Bei ihrem Auftritt in Haßfurt verrieten es die drei Künstlerinnen.
Die "Schwestern-Partei" der "Wellküren" hat zwar die Wahl in Bayern nicht gewonnen. Doch nun erobern die Schwestern Burgi, Bärbi und Moni Well die Herzen der Menschen. "Herz sticht" heißt ihr neues Musik-Kabarett-Programm, das sie beim Kulturamt Haßfurt in der vollbesetzten Stadthalle präsentierten. So leidenschaftlich, wie die "Wellküren" dabei auftraten, so begeistert wurden sie vom Publikum gefeiert.
Als "geballte Frauenpower" hatte Petra Lettang vom Kulturamt die Schwestern angekündigt und dieser Bezeichnung machten Burgi, Bärbi und Moni alle Ehre. Nicht nur, dass sie sich in ihren Texten und Liedern immer wieder über das starke Geschlecht lustig machen. Sie selbst strahlen auch eine unbändige Kraft aus, die sie auf ihre Zuhörer übertragen: mit ihrem Charme, ihrem bayerischen Dialekt und ihrer frivolen, hintersinnigen und frauenspezifischen Stubenmusik.
Schön singen sie ja nicht gerade
Auch wenn sie die volkstümliche Stubenmusik mit Harfe, Gitarre und Hackbrett zur Grundlage ihres musikalischen Kabaretts gemacht haben, wissen sie auch, Tuba, Saxophon, Ziehharmonika und "Nonnentrompete" hervorragend zu spielen. Schön singen sie ja nicht gerade, dafür aber mit spitzer Zunge, unbändiger Energie, großer Leidenschaft und ganz viel Herz. Schließlich gibt es für sie so vieles, worüber sie sich aufregen können. Sei es der Schönheitswahn: "Was macht scho des bissel Zellulitis, wenn der Rest Dynamit is?"; seien es die Probleme der Frauen: "Jede Frau stellt sich doch jeden Tag auf der Welt die gleiche Frag': Ich woaß net, wos i oziehn soll, was aus Seide oder was aus Woll'?"; oder die Talkshows im Fernsehen: "Verbale Diarrhöe läuft auf jedem Kanal, des is doch a einzige Qual!"
Niemand kann so schön die "hormonelle Demenz" der Männer in der Midlife-Krise besingen und das Publikum zum Mitsingen inspirieren, niemand kann sich so herrlich über "Schlagerflitscherl wie Helene Fischer" erregen und keiner kann sich so intensiv in das Musizieren hineinsteigern, dass das Hackbrett raucht, wie die Musik-Kabarettistinnen. Sie lassen auch keinen Zweifel daran, dass das Hirn das Wichtigste im Leben ist, obwohl man oft danach suchen muss.
Die Streitschlichterinnen
"Wo wir auftreten, gibt es anschließend keinen Streit mehr. Das werdet Ihr morgen merken: Wenn der Sportverein ein neues Sportzentrum bräuchte, würde der Stadtrat das sofort genehmigen", fügten sie an und bewiesen einmal mehr, dass sie als echte Profis durchaus auch spontan örtliche Probleme in ihr Programm einbauen können.
Doch damit nicht genug. "Auch die Hillary Clinton, mit der wir telefoniert haben, hat einen schönen Gruß ausrichten lassen und gesagt: Ein Sportzentrum brauchen die in Haßfurt unbedingt!"
Aber Stubenmusik kann noch mehr. "Sie ist die beste Empfängnisverhütung. Das haben uns unsere Eltern immer gesagt und die müssen's ja wissen", berichtete Moni lachend, die immerhin noch 14 Geschwister hat. Charmant haben die "Wellküren" ihren "Werbeblock" für das neue "Wisching-Well-Tuch" verpackt. Um zu zeigen, welche Wunder das Haushaltstuch bewirkt, putzte Moni die Brille von Klaus Jüngling aus Haßfurt. "Jetzt hast Du wieder den Durchblick und kannst den Tatsachen ins Auge blicken", sagte sie mit ihrem derben Charme und drückte ihm auch gleich ihr Tuch in die Hand - mit echtem Schweiß der Wellküren!
Sie geben alles, was Satire zu bieten hat
Bis zum letzten Ton gaben Bärbi, Burgi und die Quasselstrippe Moni alles, was Satire zu bieten hat, bis sie mit ihrer Mörder-Ballade "Ich tat es nur aus Liebe" ihr wahrhaft herziges Programm beendeten. Die Zuschauer nötigten ihnen mit ihrem Dauerapplaus noch einige Zugaben ab, was die Schwestern zur letzten Attacke auf Haßfurt nutzten: "Des Haßfurt siecht mer ja kaum. Aber wenn's des architektonisch total anspruchsvolle neue Amtsgericht hat, meint Haßfurt, es wär ä Stadt!" Auch den hiesigen Landtagsabgeordneten traf ihr Spott: "Der Steffen Vogel is so herausragend, dass es herausragender nimmer geht. Aber am herausragendsten is er, wenn er zwischen zwei Gartenzwergen steht."
Für Anne Feulner aus Haßfurt und ihre Clique war der Abend nicht zu überbieten. "Uns hat es ausgezeichnet gefallen", sagten die fünf Freundinnen. "Der Wortwitz, der Dialekt und die Spritzigkeit waren einfach Spitze." Dem schloss sich Klaus Jüngling an: "Der Abend war überragend und die Wellküren zeigten sich sehr temperamentvoll und spritzig."