Frank Neundörfer übernimmt in fünfter Generation
Autor: Sabine Weinbeer
Kirchaich, Freitag, 10. Januar 2014
"Da hat es für mich nie einen Zweifel gegeben". Während Johannes Neundörfer die frischen Bratwürste zu Paaren schneidet, erklärt er, dass sein Berufswunsch Metzger schon von Kindesbeinen an fest stand. Schließlich wuchs er in der Metzgerei auf, die er als frisch gebackene Meister künftig in fünfter Generation führen wird.
Vater Frank, der mit seiner ganzen Familie in Kirchaich den Metzgerei-Gasthof Neundörfer betreibt, arbeitet dem Sohn an der Wurstfüll-Maschine zu und freut sich still über die Fortführung der Familientradition.
Die Metzgerei, die Gastwirtschaft und der Saal "beim Neundörfer", sie gehören in Kirchaich einfach dazu. Die Gastwirtschaft dürfte eine der wenigen sein, in der sich die Fanclubs des Nürnberger Club und des FC Bayern gleichzeitig zum Fußball-Schauen treffen. Deshalb hat Frank Neundörfer zwei Beamer und zwei Leinwände in Gastwirtschaft und Nebenraum installiert.
Dreh- und Angelpunkt der Familie
Tochter Carina und Sohn Johannes sind mit Wirtschaft und Metzgerei aufgewachsen. Der Betrieb ist der Mittelpunkt der Familie. Dreh- und Angelpunkt ist der Küchentisch auf halbem Weg zwischen Metzgerei-Laden und Ausschank-Theke.
Die Metzgerei ist klein. Dass es das volle Sortiment erst ab Donnerstag gibt, das wissen die Kunden, die zu einem großen Teil aus der oberfränkischen Nachbarschaft bis Stegaurach und weiter kommen. Handwerk ist hinten in der Metzgerei angesagt. Die Hausmacherwürste oder die luftgetrocknete Krakauer werden nach alten Familienrezepten zubereitet.
Der Bratwurstteig gilt vielen auf Bauernbrot als echte Spezialität, wie der junge Mann berichtet. Manchmal ist der Schinken aus, doch das macht gar nichts. "Unser Schinken dauert halt länger", so Johannes Neundörfer. Er pökelt nach alter Tradition nicht mit Nitrit-Pökelsalz, sondern mit Kochsalz und Salpeter. Mit dem anschließenden Räuchern dauert es dann fast doppelt so lang, bis der Schinken im Laden liegt. Aber die Kunden wüssten, "dass wir auf Konservierungsstoffe und andere Zusätze verzichten", erklärt Johannes Neundörfer.
Meisterbrief gab's im Dezember
Er ist stolz auf den Meisterbrief, den er im Dezember in Landshut erhielt. Dort ist die Erste Bayerische Fleischerschule, an der er den letzten Teil des Meisterkurses absolvierte. Mit dabei waren 37 Berufskollegen aus ganz Deutschland, Österreich und sogar eine Metzgerin aus Spanien. "Zu meiner Zeit waren wir noch fast 90", erinnert sich Vater Frank. Die Zeiten haben sich gewandelt, immer weniger junge Menschen wollen Metzger werden. Das stellte auch Johannes fest.
Seine Lehrstelle bei der Metzgerei Basel in Eltmann hatte er schon mit dem Berufspraktikum in der achten Klasse sicher. 2008 hatte er als 19-Jähriger den Gesellenbrief in der Tasche und ging für vier Jahre zur Bundeswehr. In Zweibrücken war er in der Offiziers-Küche eingesetzt, nebenbei machte er die ersten Module zur Meisterausbildung, etwa den Ausbilderschein.
Jetzt ist Johannes Neundörfer 24 Jahre und zuversichtlich, mit solidem Handwerk und einer sensiblen Einstellung zum Umgang mit Lebensmitteln eine gute Zukunftsbasis zu haben. Unterstützt wird er dabei nach wie vor von seinen Eltern und Schwester Carina, die als Altenpflegerin arbeitet, aber auch zur Stelle ist, wenn sie gebraucht wird - in Familienbetrieben ist das eben so.
Im anstehenden Fasching wird wieder allerhand los sein, dann wackeln hier die Wände, denn der Saal ist sozusagen der "Rockpalast" in Kirchaich.