Fränkisch gewürzte Klangsuppe
Autor: Katja Müller
Haßfurt, Mittwoch, 13. März 2013
Die Band "Kellerkommando" hat es in sich. Die Franken singen von "pudelnackten" Katz-und Mausspielen, vom Saufen und anderen Schweinereien, die in der Dialektfärbung Unterfrankens untergingen. Den Haßfurtern hat`s gefallen.
Von den Zuhörern in der Haßfurter Rathaushalle hat keiner über die "Kellerkommando"-Texte die Nase gerümpft. Im Gegenteil. Ausgelassen tanzten harte Rocker, aufgerüschte Mädchen und Mitvierziger zu den hämmernden Beats der Band.
"Kellerkommando" funktioniert über Grenzen hinweg - sowohl gesellschaftlich als auch musikalisch. Denn eigentlich tischt der Bamberger Sänger Dadawindschi seinen Zuhörern nichts anderes auf als alte Wirtshauslieder. Die werden mit Hip-Hop-Elementen und Rap angereichert und als völlig neuartige Klangsuppe serviert.
In Franken kennt man die sieben Jungs von "Kellerkommando" bereits seit 2009. Momentan sind die Musiker dabei, die Kreise um Franken größer zu ziehen. Unter den 18 deutschen Städten, durch die die Band im Frühjahr touren wird, sind auch Hamburg, Potsdam und Heidelberg. Dort wird die Texte vermutlich keiner verstehen.
Tänzer in Lederhosen
In Erwartung einer aufstrebenden Künstlerkarriere haben die Musiker in den letzten Monaten an ihrem Bühnenauftritt gefeilt. Mitreißen konnten sie schon immer, aber jetzt tun sie es professionell. Ilya Khenkin an der Posaune und Stefan Schalanda an der Trompete tanzen ihre Choreographie wie zwei kleine Berber in Lederhosen. Rapper Ali A$ ist ohnehin cool wie Eis und Sänger Dadawindschi bezirct mit seinem Charme. Weil alle auf der Bühne offensichtlich Spaß haben, schwappt die gute Laune schnell auf die Zuhörer über. Knapp 100 waren es in Haßfurt und die waren begeistert.
Wer die Transformation der Volksmusik zum ersten Mal erlebt, muss sich sowohl optisch als auch akustisch neu orientieren. Die Mischung aus Schunkelmusik und Hip-Hop reißt mit und der Sprechgesang von Ali A$ macht die Mischung noch ein wenig cooler. Die Musik peitscht die Zuhörer geradezu zum Tanz. Bei "Kellerkommando" geht es nicht um das geschliffene Wort, sondern um Spaß. Die Band hat den Anspruch, die Volksmusik von ihrem verstaubten Image zu befreien und altes Liedgut zu bewahren - und das schafft sie auch.
Da ist es nur konsequent, dass auf der Bühne keine Models, sondern gestandene (Volks-) Musiker in Lederhosen stehen. Nur Ali A$ darf seine Rapperhose anbehalten. Die optische Verbindung mit seinen Bandkollegen ist die Farbe Neongelb, mit der alle Trachten garniert sind.
So aufgekratzt die Künstler auch auf der Bühne sind - dahinter ist schon lange Routine eingekehrt. "Der Ablauf ist eigentlich immer derselbe. Wenn wir um 20 Uhr einen Auftritt haben, kommen wir gegen 16 Uhr, bauen auf, machen den Soundcheck und essen dann gemeinsam", erzählt Schlagzeuger Norbert Weinhold. Zum Team gehören ein Ton- und ein Lichttechniker, die im "Kellerkommando"-Bus mitreisen.
Tatsächlich sitzt die ganze Truppe 30 Minuten vor dem Auftritt gemütlich an einem Tisch zusammen und wirkt sehr gelassen. Aufregung? Norbert Weinhold winkt ab. Kurz vor dem Auftritt will der Zeiler dann aber doch noch einmal vor die Tür: "eine rauchen und ein bisschen runterkommen". Keyboarder und Sänger Patrick Köbler verschwindet, um sich die Zähne zu putzen und Sänger Dadawindschi läuft durch die Gänge. Irgendwie schön, dass (noch) nicht alles Routine ist.