Flugplatz Haßfurt: Stadt Schweinfurt zahlt nicht mehr
Autor: Eckehard Kiesewetter
LKR Haßberge, Mittwoch, 09. Sept. 2020
Zum Jahresende will sich die Kugellagerstadt nicht mehr am Haßfurter Flughafen beteiligen. Damit entsteht eine Finanzierungslücke von 50 000 Euro für die Betreibergesellschaft. In der Kreisstadt sucht man nach Lösungen.
Dem Verkehrslandeplatz in Haßfurt drohen Turbulenzen. Die Stadt Schweinfurt, neben dem Kreis Haßberge und der Kreisstadt Haßfurt zu je 30 Prozent Hauptgesellschafter der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH, will aussteigen. Zum Ende des Jahres, so hat der neugewählte Schweinfurter Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, will die Kugellagerstadt die GmbH nicht mehr mittragen. Damit bricht ein jährlicher Beitrag von 50 000 Euro aus dem Finanzierungskonzept.
Haßfurts Bürgermeister Günther Werner äußert Bedauern: "Der Flugplatz Haßfurt ist eine wichtige Infrastruktureinrichtung für die gesamte Region Main-Rhön und Teil des regionalen Entwicklungsplans. Deshalb sollte es auch die Aufgabe aller Beteiligten sein, sich für den Erhalt dieser Einrichtung stark zu machen." Ein Beitrag von 50 000 Euro für eine derart wichtige Infrastruktureinrichtung sei "überschaubar", argumentiert Werner. Günter Mendel, seit 2007 Geschäftsführer der Verkehrslandeplatz-GmbH, sagt, es wäre fatal aus Sicht der Geschäftsführung, wenn man den gut frequentierten und für die gewerblichen Unternehmen so wichtigen Landeplatz aufgeben würde". Es sei der einzige Flugplatz dieser Größe und Bedeutung in der Region.
Erst 2019 aufgestockt
Die 1992 gegründete GmbH hatte in den zurückliegenden Jahren wachsende Defizite verzeichnet. Verluste in bis zu sechsstelliger Euro-Höhe musste Günter Mendel zeitweise vermelden. Vor allem der gewerbliche Verkehr war gegenüber früheren Jahren eingebrochen. Um dies aufzufangen, hatten sich die Hauptgesellschafter ab 2019 dazu durchgerungen, die jeweiligen Betriebskostenzuschüsse von zuvor 25 000 auf 50 000 Euro jährlich zu erhöhen.
Zuletzt, berichtet Günter Mendel dem FT, habe sich die Situation stabilisiert. Mit den zugesicherten Zuschüssen werde man das Corona-Jahr 2020 (der Flugplatz war von 17. März bis 8. Mai gesperrt) schadlos meistern können und laut Wirtschaftsplan auch bis 2024 zurechtkommen. Zudem liefen auf verschiedensten Ebenen Bemühungen, die Finanzierung auf eine breitere Basis zu stellen.
Schritt kommt "zu einer Unzeit"
Wenn nun der Stadtrat Schweinfurt eine Kehrtwende macht, dann geschehe dies "zu einer Unzeit", so Mendel. Der Schritt der Schweinfurter dürfte damit zusammenhängen, dass die Firma SKF den Flugplatz nicht für Geschäftsflüge zwischen dem Firmensitz in Unterfranken und der schwedischen Firmenzentrale in Göteborg nutzt. Dabei war laut Geschäftsführer Mendel im Jahr 2013 gerade auf Betreiben der Schweinfurter der Instrumentenflug mit einer Investitionssumme von rund einer Million Euro eingerichtet worden. Die Rekrutierung und Ausbildung der Lotsen, sogenannter Afisos, sei kostenträchtig. Mit den Belastungen und Abschreibungen lasse die Stadt die Gesellschaft nun "im Regen stehen".
Jetzt redet man sich in Haßfurt die Köpfe heiß, wie die Finanzierung dieses wichtigen Teils der Verkehrsinfrastruktur für den Landkreis gesichert werden kann. "Aktuell stecken wir mitten in der Diskussion, um eine Lösung zu finden", lässt Landrat Wilhelm Schneider wissen. Das Thema werde den Verkehrsausschuss des Kreistags und den Haßfurter Stadtrat in den nächsten Sitzungen beschäftigen.
Die wahrscheinlichste Lösung
Zwei Finanzierungsideen schließt Schneider aus: eine finanzielle Beteiligung des Bezirks Unterfranken, wie von den Grünen angeregt, und - aus Wettbewerbsgründen - eine neuerliche Gebührenerhöhung. Letztmals hatte man die Flugentgelte zum Juli 2019 angehoben und sich dabei an vergleichbaren Landeplätzen orientiert.
Stattdessen spricht einiges dafür, dass Haßfurt und der Landkreis ihre Beteiligung neuerlich hochschrauben und künftig jeweils 75 000 Euro pro Jahr zuschießen werden. Landrat und Bürgermeister sprechen von der "wahrscheinlichsten Lösung".