Druckartikel: Fluggäste heben auf Matten aus Hafenpreppach ab

Fluggäste heben auf Matten aus Hafenpreppach ab


Autor: Ralf Kestel

Hafenpreppach, Mittwoch, 27. April 2016

Im neuen Terminal des Münchner Flughafens stammen die ergonomischen Bodenbeläge in den Sicherheitsschleusen von "Stehimpuls" aus dem Haßbergkreis.
Die Firmengründer Simon Hafenecker und Jürgen Korn (rechts) zeigen eines ihrer Standard-Produkte. Foto: Ralf Kestel


Natürlich ist es keinem der 72 Passagiere aufgefallen, die am Dienstag in der Früh, um 6.30 Uhr, erstmals vom neuen Terminal des Franz-Josef-Strauß im Erdinger Moos aus gen Rom abhoben. Ob es einem der elf Millionen erwarteten Fluggäste, die in diesem Jahr diesen "Stairway to heaven" durchschreiten, bewusst wird, dass sie über Bodenmatten schreiten, die ihnen und dem Personal das Leben erleichtern? Was die Passagiere sicher nicht ahnen: Diese ergonomischen Matten kommen von einer vergleichsweise kleinen Firma aus Hafenpreppach.

Auf deren Produkte "stehen" mittlerweile viele Unternehmen in ganz Europa, nicht nur die Flughafenbetreiber in München, für die jetzt im April erneut ein Großauftrag erledigt wurde. 450 Quadratmeter, die produziert und verlegt wurden, erleichtern in den Sicherheitsschleusen dem Personal und den Passagieren das (Arbeits-)Leben.

Ein Trend, der sich nach Überzeugung von Geschäftsführer Simon Hafenecker immer stärker durchsetzt. "An Steh-Arbeitsplätzen tauchen nachgewiesenermaßen viele Probleme auf." Da der Mensch mit seinem Fuß nur an drei Punkten "aufsetzt", versucht er unbewusst, seinen Fuß zu entlasten und nimmt Schonhaltungen ein, die den ganzen Bewegungsapparat beeinflussen. Er verkrampft, verspannt, ermüdet schneller, die Konzentration lässt nach.

Erkenntnisse, die in der Arbeitsmedizin nicht neu sind. "Durch unsere Bodenmatten wird über das Noppensystem die Gewichtsverteilung verändert und der Stehkomfort positiv beeinflusst, so dass Krankheitsbilder oder Ausfallzeiten drastisch reduziert werden, was medizinisch nachgewiesen ist. Davon haben Mitarbeiter wie auch Arbeitgeber etwas", beschreibt der 51-Jährige, der die Firma zusammen mit Jürgen Korn (52) vor 16 Jahren gründete, eine klassische win-win-Situation.

Der Zwölf-Mann-Betrieb aus Hafenpreppach ist gut ausgelastet. "Wir stellen Matten von einem Quadratmeter für einen Arbeitsplatz an einer Ständer-Bohrmaschine her. Aber auch ganz andere Dimensionen." 175 Quadratmeter maß das größte, bisher produzierte Stück, dessen Gewicht bei einer Tonne lag.

Wie in einem "Waffeleisen" zubereitet, wird der PUR-Schaum in drei Variationen mit unterschiedlichen Noppen produziert - den Bedürfnissen entsprechend, wie sich die Leute, die sich darauf aufhalten, bewegen (müssen). "Jeder Mitarbeiter hat einen optimalen Bodenbelag verdient", finden Hafenecker, der aus Ebern stammt, und Korn, ein Hohnhäuser. Und diese Meinung teilen auch viele Firmen- und Personal-Chefs. "Wir liefern in viele Werke von Autoherstellern."

Ein Großauftrag mit einem sechsstelligen Volumen kam vom Flugzeughersteller Airbus in Stade. Erst diese Woche ging von der Polizei in Nordrhein-Westfalen für deren Landes-Bekleidungskammer ein lukrativer Auftrag im mittleren fünfstelligen Bereich ein. "Wir machen das Aufmaß, lassen entsprechend produzieren und verlegen", umschreiben die beiden Geschäftsführer das Leistungsspektrum.

Beide haben zusammen schon zusammen als Modell- und Formenbauer gearbeitet, ehe sie den Schritt in die Selbstständigkeit antraten und ihren Meister Kunst/Kautschuk zusammen in Würzburg machten.


Drei Varianten

"Unsere Idee war nicht neu, aber wir waren die ersten, die bei den ergonomischen Bodenmatten zwischen den Haupttätigkeiten Stehen, Drehen und Gehen unterschieden haben", beschreibt Simon Hafenecker das Stehimpuls-Erfolgsrezept, das über eine Mischung aus Direktvertrieb und Wiederverkäufern neben Deutschland zu Kunden u.a. im Norden Europas, in Österreich, England und Frankreich geführt hat.

Voller Genugtuung denken die Geschäftsführer an die Gründertage ihrer Firma "Stehimpuls" im einstmaligen Raiffeisen-Gebäude von Hafenpreppach zurück. "Da haben wir noch selbst herumtelefoniert und unser Produkt vorgestellt, das Interessenten dann im Internet anschauen und bestellen konnten." Jetzt flutscht's (fast) wie von selbst.