Flüchtlinge leben in großer Angst
Autor: Sabine Weinbeer
Eltmann, Mittwoch, 20. März 2013
Asylbewerber in Eltmann haben auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Die Iraner zogen von der evangelischen zur katholischen Kirche. Dankbar sind sie Deutschland, dass sie hier Zuflucht gefunden haben, und den Bürgern, die ihnen helfen.
Mit einem stummen Protestzug von der evangelischen zur katholischen Kirche in Eltmann haben die in Eltmann untergebrachten Asylbewerber auf ihre eigene und die Situation anderer Flüchtlinge hingewiesen, die ihre Heimat verlassen mussten und in Deutschland um ihre Anerkennung kämpfen. Sie machten deutlich, wie die lange Zeit der Ungewissheit, in der sie zudem zum Nichtstun verurteilt sind, ihnen zusetzt.
Die jungen Menschen aus dem Iran zeigten auf Tafeln Bilder von gefolterten und getöteten Menschen und wollten damit signalisieren, was sie im Iran erwartet, sollten sie zurückgeschickt werden. Sie alle seien froh und dankbar, sagten sie, dass sie in Deutschland Aufnahme fanden, und sie dankten den Eltmannern, die sich um sie kümmern, etwa durch ehrenamtlichen Deutsch-Unterricht. Heinrich Sender geht regelmäßig in die Pension, wo die Asylbewerber untergebracht sind, und gibt Deutsch-Stunden.
Einige der jungen Iraner sind im Januar vom Islam zum evangelischen Glauben übergetreten und haben sich taufen lassen. Mit einem Gottesdienst und dem anschließenden stummen Zug durch die Stadt gedachten sie auch ihres Landsmanns Hamed Samiee. Der 27-jährige Iraner beging in Hof vor zwei Wochen Selbstmord, weil er sich alleine gelassen fühlte.
Auf Informationsblättern appellierten die Asylbewerber an die deutsche Regierung, Flüchtlinge aus dem Iran anzuerkennen, denn dort herrsche ein "mörderisches und unmenschliches System". Diese Aussage bekräftigten sie mit Bildern von gefolterten Menschen, von Hinrichtungen und Steinigungen. "Die Bilder sind sehr drastisch, zeigen aber die Realität", sagt Heinrich Sender, der als Kind ebenfalls als Flüchtling nach Eltmann kam. Seine Heimat ist das Sudetenland. "Ich fühlte mich als Achtjähriger hier gut aufgenommen, und dieses Gefühl möchte ich jetzt weitergeben." Solche Verzweiflung wie bei Hamed Samiee sollen die in Eltmann lebenden Asylbewerber nicht erleben, dafür machen sich Heinrich Sender und einige andere stark. Er würde sich freuen, wenn sich weitere Ehrenamtliche bei ihm melden, die den jungen Menschen helfen wollen.