Flüchtling aus Gleisenau zeichnet Portraits deutscher Politiker
Autor: Ronald Heck
Gleisenau, Freitag, 12. Februar 2016
Zen Aldeen Mahmoud zeichnet lebensgroße Portraitbilder. Eines zeigt Walter Ziegler, den Bürgermeister von Ebelsbach. Es soll ein besonderes Geschenk sein.
Vorsichtig zieht Zen Aldeen Mahmoud die schlichte Plastiktüte von seinem Kunstwerk. Zum Vorschein kommt eine Schwarz-Weiß-Zeichnung, ein fast lebensgroßes Portrait. Behutsam hebt er das Bild auf seinen Schoß, um es zu zeigen. Er hält es nur am Rand fest, damit keine Fingerabdrücke auf der Glasabdeckung bleiben. Die Zeichnung zeigt unverkennbar Walter Ziegler, den Bürgermeister von Ebelsbach. Zen Aldeen Mahmoud ist Asylbewerber und hat das Werk gezeichnet. Was bewegte den Flüchtling dazu, Walter Ziegler dieses Kunstwerk zu widmen?
Der Syrer wohnt seit Mitte letzen Jahres in der Asylunterkunft in Gleisenau, einem Ortsteil der Gemeinde Ebelsbach. Zusammen mit anderen Flüchtlingen wartet er auf seine Anerkennung als Asylberechtigter. Wegen des Krieges in Syrien ist er letztes Jahr aus seinem Heimatort Derbasiya geflohen. Der Ort liegt im Norden Syriens an der türkisch-syrischen Grenze.
Schon in seiner Heimat habe er viel gezeichnet und in Derbasiya lägen noch sehr viele Werke von ihm, sagt Zen Aldeen Mahmoud. Der 44-Jährige konnte keines seiner Bilder mit nach Deutschland bringen.
Am liebsten schwarz-weiß
"Ich male einfach sehr gerne. Vor allem Personen. Ich mache realistische Portraits", sagt der syrische Flüchtling: "Dafür benutze ich keine Farben. Mir gefallen Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Das ist mein Stil." Deswegen zeichnet Zen Aldeen Mahmoud nur mit Kohle- oder Bleistiften. Hier in Deutschland kauft sich der Künstler Papier und Stifte selbst. Das Zeichnen ist für ihn vor allem ein Hobby. "Aber ich könnte mir vorstellen, es in der Zukunft auch beruflich zu machen", meint Zen Aldeen Mahmoud.Für seine Portraitzeichnungen braucht der Künstler bis zu drei Tage Zeit. Zuerst besorgt er sich ein Foto der Person, die er zeichnen möchte. Das Motiv überträgt er dann Schritt für Schritt auf das Papier. Bei seinen lebensgroßen Zeichnungen muss er besonders auf die Größenverhältnisse achten. Wenn er die Proportionen vorgezeichnet hat, fügt er am Ende die Details hinzu.
Prominente Motive
Walter Ziegler zu zeichnen, habe nur sechs Stunden gedauert, erzählt Zen Aldeen Mahmoud. Er mag den Bürgermeister von Ebelsbach. "Er ist ein guter Mann. Für mich ist er wie mein großer Bruder", sagt der syrische Flüchtling. Mit dem Por-traitbild möchte er sich bei Walter Ziegler bedanken. Der Bürgermeister habe die Flüchtlinge gut in Gleisenau aufgenommen und sich um sie gekümmert. Zen Aldeen Mahmoud will das Kunstwerk Walter Ziegler nachträglich zum Geburtstag schenken. Denn am Montag hatte der Bürgermeister Geburtstag. Die Flüchtlinge haben Walter Ziegler zu einer Feier am morgigen Samstag in die Asylunterkunft eingeladen. Dann will Zen Aldeen Mahmoud das Geschenk übergeben.
Das erste Werk, das der Syrer in Deutschland gezeichnet hat, war ein Portrait von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der syrische Flüchtling erklärt: "Sie hat die Tür für die Syrer geöffnet und alle Syrer willkommen geheißen." Deswegen sei er ihr besonders dankbar. Die Zeichnung hat er der evangelischen Kirchengemeinde in Gleisenau geschenkt. Unter dem Portrait steht in großen Buchstaben "Mama Merkel" geschrieben.