Fledermaus im nächtlichen Flug erlebt
Autor: Sabine Weinbeer
Fatschenbrunn, Dienstag, 04. Sept. 2018
Geheimnisvoll sind alle nachtaktiven Tiere, aber kaum eines ist so legendenumrankt wie die Fledermaus. Kinder und Erwachsene spüren ihr im Steigerwald nach.
Weil die meisten Geschichten um Fledermäuse eher negativ besetzt sind, hat sich über Generationen auch kaum jemand um das Wohlergehen der Tiere gekümmert, so dass im Laufe der Zeit viele von ihnen akut gefährdet waren, und manche sind dies auch heute noch. Dem entgegen wirken die Mitglieder des Arbeitskreises "Fledermaus" im Bund Naturschutz Haßberge einerseits direkt durch das Anbieten von Unterschlupf für Sommer und Winter, andererseits auch durch Öffentlichkeitsarbeit. Deshalb hatten sie am vergangenen Freitag im Rahmen des Programms des Umweltbildungszentrums Oberschleichach zur "Bat-Night" (Fledermaus-Nacht) in den Steigerwald nach Fatschenbrunn eingeladen.
Mit Vorurteilen aufgeräumt
Der Praktiker unter den Arbeitskreis-Mitgliedern ist Anton Bäuerlein aus Fatschenbrunn. Viele hundert Nistkästen hat er in den Wäldern des Landkreises installiert, die er regelmäßig begeht und beobachtet. Er ergänzte sich bei der Fledermaus-Wanderung mit dem Biologen Jürgen Thein. Beide vermittelten auf spannende Art und Weise geballtes Wissen, um mit den Vorurteilen gegenüber Fledermäusen aufzuräumen.
Die meisten Menschen wissen heute, dass nur einige wenige Fledermausarten in Südamerika wirklich Blut saugen und nachts Rinder traktieren. In Europa fressen Fledermäuse Insekten und ähnliche Tiere wie Tausendfüßler oder Spinnen. "Fledermäuse sind also Raubtiere, und deshalb haben sie auch sehr spitze Zähne", erklärte Jürgen Thein. "Und sie sind mit uns Menschen viel näher verwandt als mit den Mäusen." Das zeigte der Biologe unter anderem anhand des Fledermausflügels, der eigentlich aus fünf "Fingern" besteht, zwischen denen sich Haut spannt.
Zwerg-Fledermaus in der Hand
Ein Anschauungsobjekt zu finden, war in diesem Jahr gar nicht so einfach. Rund 400 Fledermauskästen betreut Anton Bäuerlein, doch nur wenige waren in diesem Sommer bewohnt. "Das war auch in dem heißen Sommer 2003 schon so", erzählt Bäuerlein. Eventuell suchen sich die Fledermäuse bei Trockenheit lieber eine Unterkunft in den Siedlungen in der Nähe von Wasser als im Wald.
Vorsichtig öffnete Jürgen Thein einen der wenigen bewohnten Kästen und nahm eine Zwerg-Fledermaus in die Hand. "Das ist jetzt natürlich Stress für das Tier, aber das ist jetzt der Kompromiss, um Ihnen das Tier näherzubringen", sagte der Biologe. Die Zwerg-Fledermaus ist die am weitesten verbreitete Fledermaus hierzulande. Sie ist recht anspruchslos bei der Wahl ihres Quartiers, ebenso das Langohr. Anders ist es da schon bei der Bechstein-Fledermaus: Sie braucht acht verschiedene Höhlen auf einem Hektar, sonst nimmt sie das Gebiet nicht an, erzählte Anton Bäuerlein.
Navigieren bei völliger Dunkelheit
Gemeinsam zeigten Bäuerlein und Thein die filigranen Flügel und die sehr speziellen Ohren der Fledermaus, die ihr das Navigieren bei völliger Dunkelheit ermöglichen, und das bei Geschwindigkeiten von 25 bis 30 Stundenkilometern. "Jeder von uns würde vor den nächstbesten Baum laufen", meinte Will.
Da es zu Beginn der Bat-Night leicht regnete, hatten die Teilnehmer auch einige andere interessante Begegnungen: mit einer Erdkröte, einem Grasfrosch und sogar einem Feuersalamander.