Festivalstimmung in Haßfurt mit "Guru Guru"
Autor: Brigitte Krause
Haßfurt, Montag, 05. November 2018
Die Hippie-Kultband "Guru Guru" gastierte mit der Züricher Vorband "Marblewood" in der Haßfurter Stadthalle. Die "Spontis" von einst waren auch da.
Das sind echte "68er", ganz echte. Denn "Guru Guru" wuchs aus einer Landkommune, die sich 1968 in dem kleinen Dorf Finkenbach nahe Heidelberg gründete. Zehn Jahre dauerte dieser anstößige Zustand, "Guru Guru" überdauerte fünf Jahrzehnte und ist heute Kultband selbst bei der Jugend. Die "Spontis" von einst sind sich treu geblieben.
Die Rente, ein sanftes Ruhekissen?
Das kann hart sein: Bandgründer Mani Neumeier, bald 78, kann sich nicht auf einem Rentenkissen ausruhen. Braucht er auch nicht. Sein Schlagzeug, scheint's, ist sein Jungbrunnen. Im 50. Jahr sind die 62 Konzerte weniger das Problem, plaudert Tourmanager Karlheinz Osche: "Das Fahren auf den deutschen Autobahnen von Tourneeort zu Tourneeort, das ist das Anstrengende!"
In zwei Fahrzeugen mit dem ganzen Equipement unterwegs vertragen sie sich gut, der Bassist und Sänger Peter Kühmstedt, Gitarrist und Bläser Roland Schäffer, Percussionist Mani Neumeier, und Jan Lindqvist, der für den verstorbenen Hans Reffert als Gitarrist nachgerückt ist. Wichtig, wenn man so lange und so eng beisammen ist.
Sie halten es nicht nur aus, sie sind so zusammengewachsen wie die "Rolling Stones", das strahlt jeder Takt aus, den sie anschlagen. Die Krautrockervon einst, die in den 70ern zwischen den Musikstücken politisierten und Konzerte mit dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund veranstalteten, gelegentlich in Gefängnissen spielten, sie sind erwachsen geworden, dem Untergrund entwachsen.
Was macht ihr, wenn ihr alt werdet!?
Heute fragen sie ihr Publikum wie in Haßfurt: "Was macht ihr, wenn ihr alt werdet?!" Ihr Psychedelic-Rock, ihr Groove, ihr Singspiel, das scheppert nicht mehr im Ohr. Das liegt vor allem daran, dass ihre Musikanlage und ihre Instrumente gelungene Investitionen sind, die dem Publikum offenbaren, welche Vollblutmusiker da spielen. Tanzmusik auf spacigem Niveau.
Tourmanager Karlheinz Osche, selbst in die Jahre gekommen, ist nicht mehr bei jedem Gig dabei, "nur noch bei den außergewöhnlichen", und da freut er sich auf 2019, wenn es zweimal zu Festivals nach China geht. Überhaupt der Ferne Osten! In Tokio, sagt er, steht der Mani Neumeier im Wachsfigurenkabinett gleich neben Jimi Hendrix und den Stones. Die japanischen Fans lieben die Deutschen und sie lachen begeistert über "Mani-Kabuki", der wie im asiatischen Figurentheater die Mächte beschwört.
Weltmusiker
Viele Einflüsse hat diese Band aus aller Welt mitgenommen und aufgenommen. Roland Schäffer bläst die Nadaswaram mitsamt dem Saxophon zu jazzigem Rock hinauf. Der Country-Blues des Quartetts kommt uramerikanisch daher. Jan Lindqvist holt aus seiner Lapsteel auf dem Schoß wunderbare Slides. Die drei Gitarren legen sich auf den Rhythmusteppich - ein Klassiker, den man wie viele Stücke an diesem Abend nur genießen kann. Genauso wie in der Zugabe der "Elektrolurch" sich durch den "Chaoszillator" windet - ein elektronisches Spielzeug aus den 70er Jahren. Neumeier und Schäffer amüsieren sich königlich bei den ulkigen Tönen.