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Fasten mal anders: 40 Tage plastikfrei - Wie klappt der Selbstversuch im Kreis Haßberge?


Autor: Dunja Neupert-Kalb

LKR Haßberge, Mittwoch, 06. März 2019

Selbstversuch Plastikfasten: Volontärin Dunja Neupert (27) hat sich fest vorgenommen, in der Fastenzeit auf Plastik zu verzichten. Doch schafft sie es, bis Ostern nur noch Einkäufe ohne Kunststoffverpackung in die Tüte - oder besser, den Beutel - zu packen?
So soll der Kühlschrank von Dunja Neupert in den kommenden Wochen nicht mehr aussehen. Viel zu viel Plastik. Am Aschermittwoch beginnt das Selbstexperiment Plastikfasten. Foto: Johannes Kalb


Joghurt, Frischkäse, Salami, Butter, Heidelbeeren. Ein Blick in meinen Kühlschrank macht deutlich, wie viel Plastik es sich bei kühlen fünf Grad gemütlich gemacht hat. Von oben bis unten, von der Milchverpackung bis zum Obst, das sein Dasein in Plastikverpackungen fristet, kaum ein Produkt kommt scheinbar ohne Plastikummantelung aus. Erschreckend.

Jahrelang habe ich Lebensmittel eingekauft, die mir schmecken, die ich brauchte oder auf die ich eben gerade Lust hatte. Auf die Verpackung habe ich da im seltensten Fall geachtet. Doch die Plastikdebatte geht auch an mir nicht spurlos vorüber. Seit einigen Monaten verzichte ich liebend gerne auf Plastiktüten aus dem Supermarkt. Nicht nur auf die, mit denen man seine Einkäufe nach dem Bezahlen nach Hause tragen kann, nein auch auf die, in die man sein loses Obst und Gemüse einpacken kann. Denn mein Hausmüll besteht zum Großteil aus Kunststoff.

Neuer Trend: Plastikfasten

Doch da geht noch mehr, oder? Die Fastenzeit bietet die willkommene Gelegenheit. Plastikfasten nennt sich der Trend für mehr oder weniger Umweltbewusste. Ich habe mir also fest vorgenommen für die nächsten sechs Wochen auf Plastikverpackungen zu verzichten. Dabei sind die Spielregeln ganz einfach. Während andere ab Aschermittwoch - dem Beginn der Fastenzeit - Süßigkeiten, Alkohol, Kaffee oder Fleisch ganz bewusst aus ihrem Alltag verbannen, werde ich 40 Tage lang nichts neu kaufen, was in Plastik verpackt ist.

Weil aber alles andere Verschwendung wäre und das Umweltbewusstsein auch nicht schärft, werde ich alles Noch-Vorhandene freilich aufbrauchen - neu gekauft wird allerdings nur noch ohne Plastik. Ich gestatte mir in den kommenden Wochen lediglich drei "Joker".

Kann dieses Selbstexperiment funktionieren? Eine berechtigte Frage angesichts des im Alltag allgegenwärtigen Plastiks. Neben Wegwerfplastik, also typischem Verpackungsmüll, begegnet uns der Kunststoff auch in Form von Mikroplastik oder in elektronischen Geräten. Laut Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft produziert jeder Deutsche pro Jahr rund 37 Kilogramm Plastikmüll. Zudem schwimmt in unseren Weltmeeren ein Plastikteppich, der so groß ist wie Zentraleuropa. Eindeutig zu viel.

Erschreckende Bilder

Bilder, wie die des toten Wals, dessen Magen voll von Plastikmüll war oder der Meeresschildkröte, der ein Plastikstrohhalm in der Nase steckte, gingen um die Welt. Und vielen nicht mehr aus dem Kopf. So wie mir. Neben tonnenweise Müll gelangt auch Mikroplastik von uns in die Weltmeere. Über Kosmetika, Waschmittel und Flüssigseife zum Beispiel fließt das kleinteilige Plastik in die Kanalisation und so ins Meer. Über den Verzehr von Meersalz und Speisefischen landet es teilweise wieder in unserem Organismus. Ein schlimmer Kreislauf.

Mindestens für die kommenden sechs Wochen will ich also mehr darauf achten, weniger Plastikmüll anzuhäufen. Ich bin gespannt, wie schwierig das wird und mit welchen Herausforderungen ich zu kämpfen haben werde - schließlich lauert Plastik fast überall.

Finde ich in den Supermärkten im Kreis Haßberge Alternativen zu Plastikverpackungen oder muss ich vielleicht auf einige lieb gewonnene Lebensmittel verzichten? Und was ist, wenn mir das Waschmittel oder Shampoo ausgeht? Angebrochene Packungen werde ich noch aufbrauchen, aber dann? Voraussichtlich werde ich mich an einem Rezept zum Selbermachen ausprobieren müssen. Oder herausfinden, welche regionalen Händler plastikfreie Waren anbieten. Darüber will ich in den kommenden Wochen berichten.

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