Druckartikel: Familie aus Oberschleichach produziert seit 90 Jahren Möbel aus Holz

Familie aus Oberschleichach produziert seit 90 Jahren Möbel aus Holz


Autor: Hendrik Steffens

Oberschleichach, Freitag, 22. August 2014

Individualität statt Wachstum heißt die Strategie des Betriebs Rottmann aus Oberschleichach. Seit 90 Jahren produziert das Familienunternehmen Holzprodukte - vom Stiel über Radiogehäuse bis zur Wirtshaustheke.
Im Jahr 1924 produzierte die Firma Rottmann noch solche Holzdübel für Eisenbahnschienen. Millionen davon verließen das Werk in Oberschleichach. Heute produziert Rottmann Möbel aller Art. Foto: Hendrik Steffens


Auf die Frage nach dem typischen Möbelstück seiner Firma schüttelt Leo Rottmann (55) den Kopf. "Das gibt es eigentlich nicht", sagt er. Im Ausstellungsraum in Oberschleichach steht eine schwere Wirtshaustheke neben grau lackierten Stühlen aus Buchenholz und einer Erkerbank aus heller Eiche. Kataloge und Muster sind rar. "Ich kann Ihnen einige Sachen zeigen, die wir für Kunden individuell angefertigt haben", sagt Leo Rottmann. Am liebsten geht er auf Kundenwünsche ein, kreiert Neues. So positioniert sich das Unternehmen aus dem Steigerwald gegen die Konkurrenz der großen Möbelanbieter.

Von simpel zu komplex

90 Jahre alt werden die Möbelwerkstätten Rottmann heuer. Begonnen hat Gründer Heinrich Rottmann mit der Produktion von Stielen und von Dübeln für Eisenbahnschwellen.

Einen Aufschwung brachte in den 40ern die Produktion von Radio gehäusen für den mittlerweile insolventen Elektro-Riesen Grundig. Der Großauftrag finanzierte im selben Jahrzehnt den Bau eines Sägewerks in Oberschleichach. Anfang der 50er-Jahre baute Rottmann die erste Holz-Trockenkammer des Landkreises, um den steigenden Bedarf nach Holz in der Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders zu decken. Die Wirtschaft boomte, Rohstoffe wurden gebraucht - rosige Zeiten für das Oberauracher Unternehmen.

Aber die Zeiten haben sich geändert. Möbel-Discounter unterbieten gegenseitig ihre Preise, und das Internet macht die Suche nach dem Billigsten leicht. "Da machen wir nicht mit. Wer zu uns kommt, der sucht individuelle Lösungen", sagt Leo Rottmann. Die Nische seiner Firma ist Kundenbezogenheit. Gaststättenbesitzer oder Privatleute mit konkreten Vorstellungen sollen ihr maßgeschneidertes Möbelstück bekommen. Seit den 90er-Jahren hilft dabei eine CNC-Bearbeitungsplattform (computergestützte Steuerung), mit der auch Einzelstücke gebaut werden können. Eine moderne Maschine hat die Werkstatt Anfang dieses Jahres in Betrieb genommen.

Der Druck ist auf drei Schulterpaare verteilt

Mit Sarah Rottmann (29) ist jüngst die vierte Generation in die Geschäftsleitung eingezogen. Mit ihrem Vater Leo führt sie das Unternehmen mit seinen zehn Mitarbeitern. Werbung steht aktuell oben auf der Agenda, damit die Produkte aus Oberschleichach über die Haßberg-Grenzen hinaus bekannt werden und bleiben. Sarah Rottmann ist gelernte Steuerfachfrau und gelernte Schreinerin, "das Letzte aber nur auf dem Papier", sagt sie. Die Schreinerlehre hat sie gemacht, damit sie nicht nur die Bücher mit den Zahlen kennt, sondern auch die Handgriffe, die dahinterstehen. Druck verspürt die 29-jährige Geschäftsführerin nicht, denn "der ist auf drei Schulterpaare verteilt", sagt sie und blickt zu ihrer Mutter, Renate Rottmann. Die hat sich mit Eintritt der Tochter offiziell aus der Geschäftsleitung zurückgezogen, arbeitet aber weiter als Einkaufsleiterin.

Auch beim Steigerwald, aus dem die Firma über Holzhändler einen Teil ihrer Rohstoffe bezieht, hat sie eine Meinung: In der aktuellen Debatte schlägt sich die Familie auf keine Seite: Man ist pro Naturschutz, aber auch pro angemessene Nutzung der heimischen Forsten.


Von Holzstielen über Radiogehäuse bis hin zu Schulbänken und Gartenmöbeln