Druckartikel: "Es verdient kein Mensch, im Sterben allein zu sein"

"Es verdient kein Mensch, im Sterben allein zu sein"


Autor: Christiane Reuther

Haßfurt, Freitag, 17. Mai 2019

Seit 20 Jahren leisten im Landkreis Haßberge ehren- und hauptamtliche Helfer wertvolle Hospizarbeit.
Über verschiedene Aktionen und die Anfänge der Hospizarbeit im Landkreis Haßberge berichteten (von links) Christine Menter, Monika Barth, Christina Gold, Claudia Stadelmann und Traudel Schulz.  Christiane Reuther


Wie geht man mit dem Sterben um? Es ist ein Thema, das immer mehr aus dem Schattendasein ins Bewusstsein dringt. Bei einem Pressegespräch dieser Tage in der Malteser-Dienststelle im Haus Sankt Bruno in Haßfurt (Seniorenheim) berichteten neben den ehrenamtlichen Hospizhelferinnen Traudel Schulz aus Haßfurt und Monika Barth aus Ebern die Hospizkoordinatorinnen Claudia Stadelmann und Christine Menter sowie die Malteser-Pressesprecherin Christina Gold aus Würzburg über die Anfänge der Hospizarbeit im Kreis Haßberge.

Vor 20 Jahren fand ein erster Vorbereitungskurs für Hospizhelfer bei den Maltesern in Haßfurt statt. Damals ein Novum, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kreisstadt, denn dort gab es sonst keine Malteser-Gliederung. "Nur der Mensch steht im Mittelpunkt." Diese Hauptmotivation ist die Basis der christlich-katholischen Organisation, einem Fachverband der Caritas, die sich konfessionsübergreifend in der Hospizarbeit engagiert. "Wir waren damals 16 Frauen und ein Mann", erinnert sich Traudel Schulz an die Anfänge der Hospizarbeit im Kreis Haßberge.

Mittlerweile engagieren sich 60 Helferinnen und Helfer, aufgeteilt in fünf Gruppen (drei in Haßfurt, eine in Ebern und eine in Maroldsweisach) in der Begleitung schwerst kranker, sterbender und trauernder Menschen. Hospizarbeit ist das Konzept einer ganzheitlichen Sterbe- und Trauerbegleitung in dem Bemühen um ein menschenwürdiges Sterben. Die Hospizhelfer geben unter dem Leitsatz "Zusammenleben bis zuletzt" den Betroffenen Freundschaft und Geborgenheit auf dem Weg durch die letzte Lebensphase. Die Ehrenamtlichen besuchen, hören zu, respektieren den anderen, bemühen sich, Leid mitzutragen und einfach da zu sein. Sie helfen aber auch im Alltag und binden ihre Arbeit in das soziale Umfeld der Kranken ein. Unterstützt werden die Ehrenamtlichen bei ihrem Engagement durch die hauptamtlichen Koordinatorinnen Claudia Stadelmann und Christine Menter.

"Es verdient kein Mensch, im Sterben allein zu sein", betont Traudl Schulz. Bei ihr war es der Tod des Vaters, der sie vor 20 Jahren dazu bewegte, sich mit dem eigenen Leben und dem Tod auseinanderzusetzen und die Ausbildung zur Hospizhelferin zu machen. Von zahlreichen Erlebnissen, wie dem "Klinkenputzen" in der Anfangszeit, berichtet Schulz aus ihrem langjährigen Engagement als Sterbebegleiterin. Es folgte eine 120 Stunden umfassende Ausbildung an Abenden und an den Wochenenden für die damals noch als Erzieherin tätige Schulz. Vor fünf Jahren hat sie auch begonnen, sich in der Kinder- und Jugendhospizarbeit zu engagieren.

Bei Monika Barth aus Ebern, die seit einem Jahr Hospizhelferin ist, waren es vier erlittene Verluste in der Familie, darunter der Tod der eigenen Tochter, die sie motivierten, Sterbenden eine liebevolle Begleitung zu schenken. In Anerkennung und Achtung der Würde eines jeden Lebens versuchen die Hospizhelferinnen, die verbleibende Lebensqualität so weit wie möglich helfend zu begleiten. Sei es in den eigenen vier Wänden, oder - was den größeren Anteil ausmacht - in den stationären Heimeinrichtungen oder auf den Palliativstationen.

Obwohl die Hospizarbeit im Landkreis gut wahrgenommen wird und die Gruppe sehr aktiv ist, ist die Hospizarbeit im Kreis Haßberge auf Spenden angewiesen. Als Zukunftsvision stellte Pressesprecherin Christina Gold in Aussicht, dass es irgendwann keiner Hospizhelfer mehr bedarf. "Sterbebegleitung sollte jeder selbst machen", sagt Gold, die von einer verloren gegangenen Sterbekultur spricht. Das Angebot von einem "Letzte-Hilfe"-Kurs sei ein wichtiges Instrument und eine einfache Handhabung, um den Hospizgedanken in die Gesellschaft zurückzubringen.

Auf die Veranstaltungen, die das 20. Jubiläum begleiten, weist Christine Menter hin. Den Auftakt macht der Festakt am Samstag, 18. Mai, um 15 Uhr im Pfarrsaal Haßfurt, dem sich um 18.30 Uhr ein Gottesdienst in der Pfarrkirche in Haßfurt anschließt. Eine Ausstellung "Karikaturen zu Sterben, Tod und Trauer", die am 4. Juni um 14.30 Uhr im Bibliothekszentrum am Marktplatz in Haßfurt und am 6. Juni um 14.30 Uhr im Seniorenzentrum in Knetzgau eröffnet wird, sowie Vorträge rund um das Thema Hospizarbeit in Haßfurt und Knetzgau (an gleicher Stelle) runden das Jubiläum ab. Ein Höhepunkt im Rahmen des Jubiläums bildet das Benefizkonzert am Samstag, 22. Juni, um 19 Uhr im Pfarrsaal Knetzgau mit der Band "Variabel" aus Litzendorf.