"Es geht nicht alles auf einen Schlag"
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Mittwoch, 09. März 2016
Bei einem Anlagen-Bummel der Eberner Frauenunion warb Bürgermeister Hennemann um Verständnis für Pflege- und Abholzmaßnahmen des städtischen Bauhofes.
"Ich bin entsetzt!" Erschüttert steht eine ältere Dame vor der Karl-Hoch-Anlage, wo sie "als Mädchen auf der Wiese den ganzen Tag lang Völkerball gespielt hat". In den vergangenen Wochen flogen dort nicht die Bälle, sondern die Äste und Stämme. Das verstecke Areal zwischen Mühlgraben und Hirtengasse gleicht einem Schlachtfeld. ""Ach, du meine Güte", staunt eine andere Frau vor dem Rückert-Denkmal und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, mag gar nicht hinschauen.
Im Rahmen eines Anlagen-Bummels der Frauenunion (FU) erklärte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) am Mittwochnachmittag die Notwendigkeit bestimmter Pflegemaßnahmen, die der Bauhof bis zum Stichtag 1. März durchführte.
Dabei warb er um Verständnis und gleichzeitig um Mithilfe, den Anlagenring wieder zur Pracht-Allee ringsum die Altstadt zu machen.
"War das eine schöne Ecke gewesen", trauerten mehrere FU-Mitglieder den Bäumen nach dem Kahlschlag ringsum das Werden-sein-vergehen-Denkmal nach. Viele sahen zum ersten Mal den radikalen Rückschnitt.
Nicht anders die Eindrücke an der Rückert-Anlage, wo der Bürgermeister bis zu einem abschließenden Urteil um Geduld bat, bis die Blumenwiese, die derzeit noch von Nadelzweigen als Frostschutz bedeckt ist, aufgegangen ist. "Das sieht jetzt nur so wüst aus, weil der Boden zu weich war und mit schwerem Gerät rumgefahren wurde."
Bis zum Rückert-Fest am Pfingstmontag schaut dies wieder viel schöner aus, versicherte Hennemann. "Hätte man die Umgestaltung nicht vor ein oder zwei Jahren schon angehen sollen?", fragte sich ein junge Mutter, während eine ältere Frau den Zeiten nachhing, als hier Sitznischen hinter Rosenbeeten noch zur Rast einluden.
"Wir haben noch kein fertiges Konzept, sondern nur Pflegemaßnahmen auf unterster Ebene durchgeführt", gab der Bürgermeister zu bedenken und warb gleichzeitig für Vorschläge. "So muss auch an der Brücke nahe der Baumann-Villa etwas passieren."
Dort fand die Gruppe der Spaziergängerinnen schon den positiven Ansatz einer Umgestaltung. Die Fisch-Frosch-Skulptur, die Eberhard Ponader aus einem Baumstamm sägte. "Das wird auch in der Karl-Hoch-Anlage passieren, wo einige der Stämme Schnittkünstlern zur Verfügung gestellt werden", zeigte der Bürgermeister erste Reaktionen auf die harsche Kritik an den Fällmaßnahmen.
Es habe auch schon ein Ortstermin mit Vertretern des Bund Naturschutz stattgefunden. Dabei einigte man sich darauf, dass auch Stämme mit Nisthöhlen stehen bleiben. "Es ist halt Jahrzehnte lange lang nichts gemacht worden, deswegen jetzt der massive Eingriff." Auch verwies Hennemann auf einen Zaun, der schon durch Windwurf zerstört worden war.
Den in diesem Bereich in einer Planung vorgesehenen Stadtsee stellte der Bürgermeister wieder in Frage. Die Anregung, dass das Karl-Hoch-Denkmal einen besseren (helleren) Standort verdient hätte, nahm er wohlwollend auf.
Angesprochen auf die Blumenwiese am Tennisplatz gab Hennemann zu, dass "das ein Test war, um zu schauen, wie's im zweiten Jahr ausschaut".
Viele der FU-Bummlerinnen, darunter auch die Stadträte Gabi Rögner, Manfred und Markus Fausten (alle CSU), staunten über das Ausmaß der Eingriffe, die sie zum ersten Mal sahen, freuten sich aber auch über die Erklärungen es Bürgermeisters. "Es geht nicht alles auf einen Schlag", warb Manfred Fausten um Verständnis.