Erste Runden auf dünnem Eis
Autor: Eckehard Kiesewetter
Ebern, Montag, 02. Januar 2017
In Ebern trauten sich die ersten Wagemutigen auf glattes Terrain. An vielen Stellen ist die Eisschicht noch viel zu dünn, warnen Experten.
Will sehen, was ich weiß,wie war das mit dem Eis? Ganz nach dem Kindergedicht vom Büblein auf dem Eis etwa so! Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis. Doch Ebern hat ne Eiswies'. Mancher ist schon heiß, wie das Büblein im Vers: "Man sollt es einmal wagen, das Eis, es muss doch tragen. Wer weiß!" Und mancher tut's und schlittert ins neue Jahr hinein. Frei weitergereimt: Das Eis zwar merklich knacket, tatsächlich niemand kracht hinein....
Seit 190 Jahren mahnt Friedrich Gülls Gedicht vom "Büblein auf dem Eis" vor der Gefahr, in zu dünnes Eis einzubrechen. Die Strophen von dem Buben, der mit den Füßen stampft und hacket, in die Eisfläche einkracht und zu versinken droht "in lauter Eis und Schnee" dürfen in Schulfibeln bis heute nicht fehlen und brennen sich mahnend in die Gehirne ein.
Und doch können es Kinder (und Erwachsene) alljährlich bei einsetzenden Minustemperaturen kaum erwarten, die Schlittschuhe - womöglich nagelneu unter dem Christbaum gefunden - auszupacken, um auf dem Dorfsee oder Feuerlöschteich ihre Runden zu drehen.
"Grenzwertig dünn"
Dabei finden sich aber längst nicht überall solch günstige Verhältnisse wie auf der gefluteten Eiswiese in Ebern, wo die Wassertiefe nur wenige Zentimeter beträgt, "Einbrecher" also nicht weit kommen würden. "Das Eis", so berichtet eine Teilnehmern bei diesem gutgegangenen Rutsch ins neue Jahr, "war grenzwertig dünn, und knackte bei fast jedem Schritt". Das Eberner Vorbild sollte nicht zum Leichtsinn animieren. Seen und Feuerlöschteiche, wie man sie in den meisten Orten des Landkreises Haßberge vorfindet, stellen als Eislauffläche oder etwa Spielplatz für Eishockey-Fans derzeit eine akute Gefahr dar. Sie sind deutlich tiefer, so dass es beim Einbrechen ins Eis gefährlich werden kann, und sie sind wegen des durch Zu- und Ablauf bewegten Wassers häufig ungleichmäßig durchgefroren. Das Betreten ist jetzt noch lebensgefährlich.
Einige Tage und Nächte mit anhaltenden Minustemperaturen reichen nicht aus, denn das Eis ist bei weitem noch nicht so dick, dass es Menschen, zumal mehrere, zuverlässig tragen kann. Generell so, sagen Fachleute von der Feuerwehr, sollte bei Flüssen und Bächen eine Eisschicht von 20 Zentimetern, bei stehenden Gewässern von etwa 15 Zentimetern vorhanden sein, ehe man sie betritt.
Da die Dicke der Eises für den Laien aber nicht zu beurteilen ist, fragt man am besten, ehe man sich in Gefahr begibt, bei der Stadt oder Gemeinde nach, ob die Fläche zum Eislaufen freigegeben ist. Grundsätzlich gilt außerdem: Eisflächen mit offenen Stellen, Rissen oder Sprüngen bergen eine hohe Einbruchgefahr.
Weiße Überraschung
Die Wintersportler im Landkreis sollten sich also lieber gedulden und warten, bis der Frost sichere Verhältnisse schafft, oder aber womöglich vorerst statt auf Schlittschuh- auf die Kufen des Schlittens setzen. So schnell kann's nämlich gehen: Hatte man nur wenige Tage zuvor noch vergebens die weiße Weihnacht herbeigesehnt und -gesungen, so hat der Schneefall zum Jahresauftakt Tages in günstigen Lagen bereits erste kleine Rodelpartien oder auch Schneeballschlachten möglich gemacht.Daher kam manches Kind mit roten Wangen nach Hause gestapft, womöglich auch tropfend wie das berühmte Büblein, dafür aber auch ein wenig glücklich, denn Ferien und Winter passen einfach herrlich zusammen!
Das berühmte Gedicht von Friedrich Güll (1812-1879):
(Will sehen, was ich weiß vom Büblein auf dem Eis)Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
und spricht so zu sich leis:
"Ich will es einmal wagen,
das Eis muss doch nun tragen."
- Wer weiß!
Das Büblein stampft und hacket
mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
und krach! schon bricht's hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
als wie ein Krebs und zappelt
Mit Schreien.
"O helft, ich muss versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muss ertrinken
im tiefen, tiefen See!"
Wär' nicht ein Mann gekommen,
der sich ein Herz genommen -
O weh!
Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es so heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
der Vater hat's geklopfet
Zu Haus.
Friedrich Güll