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Kreis Haßberge: Nach starkem Regen - Schlammlawine überrollt Ort


Autor: Christian Licha

LKR Haßberge, Samstag, 31. August 2019

Heftiges Unwetter im Kreis Haßberge: Während die Menschen in Bischwind mit einer Schlammlawine zu kämpfen hatten, setzte der Starkregen Tierställe der Gemünder Mühle kniehoch unter Wasser.
Auch in Bischwind (Kreis Haßberge) ergoss sich eine Schlammlawine über die Hauptdurchgangsstraße. Foto: Christian Licha


Eine Unwetterwarnung der höchsten Stufe gab der Deutsche Wetterdienst am Donnerstagnachmittag (29.08.2019) für den Landkreis Haßberge heraus. Während im Maintal vielerorts nur ein Schauer zu verzeichnen war oder es sogar trocken blieb, traf es die Jugendhilfeeinrichtung Gemünder Mühle nahe Ebern besonders hart. Durch den Starkregen, der sich ab 15.30 Uhr ergoss und die Wassermassen, die den Hang herunter liefen, wurde ein Großteil der Tierställe teilweise knietief überflutet.

Tiere wurden in Sicherheit gebracht

"Die Quartiere der Schafe sowie der Hasen und Meerschweinchen standen komplett unter Wasser", erzählte Gruppenleiterin Nadine Hausdörfer. Ohne lange zu zögern packten die Jungs aus den Wohngruppen "Albatros" und "Adler" mit an und brachten die Tiere in Sicherheit. Gleichzeitig wurde ein Notruf abgesetzt.

Die Freiwilligen Feuerwehren aus Unterpreppach, Ebern und Eyrichshof waren unter der Führung von Einsatzleiter Sven Kuhn schnell zur Stelle. "Wir haben das Wasser in den Kanal umgeleitet, um so das tiefer gelegene Haus zu schützen", sagte Kreisbrandmeister Jonas Ludewig, der ebenfalls vor Ort war. Bis zur Eingangsstufe einer Wohngruppe war das Wasser vorgedrungen. Sandsäcke verhinderten schlimmeres. In die rückwärtige Werkstatt drang zwar Wasser ein, Gerätschaften wurden aber nicht beschädigt. Nach der anschließenden Reinigung der Straße konnte die Feuerwehr wieder abrücken. In Oberfranken hatte es ebenfalls ein Wetterchaos gegeben: Ein Blitz schlug in einen Supermarkt ein.

Elsa, Hermine und Willi, drei Coburger Fuchs-Schafe, die seinerzeit von der Mutter verstoßen und in Gemünd liebevoll aufgepäppelt wurden, verbrachten die Nacht ausnahmsweise unter freiem Himmel in einem Gatter.

Hängebauchschweine hatten Glück

Die neun Hasen und zwei Meerschweinchen wurden in einem Kleintierhaus untergebracht. Etwas mehr Glück hatten die Hängebauchschweine, in deren Stall es keine Überflutung gab. "Wir werden mit vereinten Kräften alles wieder herrichten, so dass die Tiere bald wieder in ihre gewohnte Umgebung können", erklärte Nadine Hausdörfer. Die Heilpädagogin lobte ihre Schützlinge und vor allem auch die vielen Ehrenamtlichen der drei Feuerwehren für die Unterstützung: "Wir können den Feuerwehrmännern und -frauen gar nicht genug danken, dass sie ihre Freizeit geopfert haben, um uns zu helfen". Alles in allem war das Wetterereignis Glück im Unglück. Großartige Sachschäden sind nicht zu beklagen und vor allem wurden auch weder Vierbeiner noch Menschen verletzt.

Jugendhilfeeinrichtung

Die Gemünder Mühle ist das Zuhause von jungen Menschen zwischen sechs und 18 Jahren, die Verhaltensauffälligkeiten oder psychische Probleme haben. Die Jugendhilfeeinrichtung unter der Trägerschaft der Evangelischen Jugendhilfe Würzburg, besteht erfolgreich seit zehn Jahren und hat auch einen Gnadenhof für Tiere, die aus schlechter Haltung gerettet wurden oder sonst kein Zuhause mehr finden würden.

Um den Kindern und Jugendlichen zu lernen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, hat jeder Bewohner auch eine Patenschaft für ein Tier übernommen, das er mit Unterstützung von zwei Tierpflegern betreut und versorgt.

Der Eberner Stadtteil Bischwind glich nach den schweren Regenfällen einer Schlammwüste. Gegen 16.15 Uhr wurde die Feuerwehren aus Bischwind und Burgpreppach alarmiert. Neben Kellern, die unter Wasser standen, war ein Großteil der Straßen "Bei den Linden" und "Am Weinberg" mit einer großen Schlammschicht überzogen. Der Dreck, der vermutlich von einem am Hang gelegenen Acker herunter gespült wurde, entfernten die Einsatzkräfte der beiden Feuerwehren zusammen mit zahlreichen Dorfbewohnern, die spontan und unkompliziert ihre Hilfe anboten. Ein Anwohner erzählte von 37 Liter Regenmenge, die er in seinem Garten gemessen hatte.

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