Druckartikel: Er singt an gegen Ungerechtigkeit in der Welt

Er singt an gegen Ungerechtigkeit in der Welt


Autor: Ulrike Langer

Haßfurt, Montag, 06. Februar 2017

Der Italiener Pippo Pollina fand erneut in Haßfurt eine wahre Fangemeinde vor. Die Besucher schätzen an ihm sein Vermögen zu intelligenter Kritik.
Er ist ein umjubelter Künstler: Pippo Pollina. Fotos: Ulrike Langer


So sieht echte Begeisterung aus: Schon beim letzten Lied im offiziellen Programm von Pippo Pollina und seinem "Palermo Acoustic Quintet" in der Stadthalle erhob sich das Publikum zu Ehren des charismatischen Künstlers von den Plätzen und klatschte leidenschaftlich im Rhythmus mit. Diese Begeisterung steigerte sich bei den Zugaben, und so folgten viele Zuhörer der Aufforderung von Pippo Pollina: "Beenden wir das Konzert wie ein Rockkonzert" und tanzten ausgelassen vor der Bühne.


Nahe dran an seinen Zuhörern

Zum wiederholten Mal war der italienische, seit fast 30 Jahren in der Schweiz lebende Sänger und Liedermacher Pippo Pollina beim Kulturamt Haßfurt zu Gast. Dabei erfüllte sich sein großer Wunsch, in Kontakt mit den Gästen zu treten und eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Sein größter Wunsch ist es allerdings, dass möglichst viele Zuhörer auch italienisch verstehen. Ob aber dieses Mal mehr Gäste als beim letzten Auftritt die Sprache beherrschten, ließ sich nicht eruieren.


Deutsche Erklärungen

Viele aber sangen die bekannten Songs von Pippo Pollina eifrig mit. Andererseits sind Italienischkenntnisse nicht unbedingt notwendig, um sich von dem charmanten Sänger und seiner Musik mitreißen zu lassen. Schließlich ist es sein "Markenzeichen", die Entstehungsgeschichten seiner Kompositionen und den Inhalt seiner Lieder auf Deutsch zu erklären und manchmal auch seinen Gesang mit deutschen Untertiteln zu versehen.

Denn Pippo Pollina, der zurzeit auf seiner Tournee seine neue CD "Il Sole Che Verrà vorstellt, möchte, dass man ihn und seine Anliegen versteht. "Wir leben in rasanten und schwierigen Zeiten, wir werden informiert, aber auch manipuliert und die Politik hat deutlich versagt, weil sie alles der Wirtschaft überlässt. Daher sollte die Kunst eine wichtige Rolle spielen und unsere Werte in die Welt bringen", erklärte der stets kritische Künstler. "Aus diesem Grund rede ich auf meiner neuesten CD von der Hoffnung, die nicht passiv ist, sondern die durch unsere Überzeugung und Gesten lebt, und von der Kritik an der Gesellschaft mit dem Blick auf das Licht am Ende des Tunnels."


Jetzt ist die "Zeit der Gesänge"

So spricht er in dem Lied "Andarsene dèstate - Im Sommer gehen" davon, dass "jetzt die Zeit der Gesänge kommt". Singen kann Pollina, der mit einer faszinierenden Stimme und einer unermüdlichen Energie gesegnet ist, dessen Poesie in den Bann zieht und der seine Gefühle und seine Kritik über die Ungerechtigkeit der Welt, an der Politik und der Wirtschaft, seine Trauer, aber auch seine Hoffnungen mit Leidenschaft verkündet: in Liedern voller wunderschöner Melodien, voller Leben, Rhythmus, Sehnsucht und Melancholie.

So hat ihn der nicht enden wollende Flüchtlingsstrom, die "verzweifelte Migration", und die Tatsache, dass das Mittelmeer zu einem Riesenfriedhof geworden ist, zu einer Art Gebet mit dem Titel "La città di bianchi - die Städte der Weißen" inspiriert. Unter anderem zollt er dem Boxer Muhammed Ali mit dem Lied "A mani bassi" und mit Filmausschnitten von dessen Verweigerung, in den Krieg zu ziehen und unschuldige Menschen zu töten, Respekt.

Er bringt seine Liebe zum Meer in "Mare mare mare" und in "E laggiù le lampare" zum Ausdruck, philosophiert über die "Cento chimere", die hundert Chimären des Lebens, oder stellt in dem Lied "Eppure si muove" freudig fest: "Und doch, sie bewegt sich, entfaltet die Flügel: die Hoffnung!" War der Applaus für seine enthusiastische Sangeskunst und für seine musikalischen Begleiter Michele Ascolese (Gitarre), Roberto Petroli (Saxophone/Klarinette, Flöte/Electric Wind Instrument, Piano), Fabrizio Giambanco (Schlagzeug/Percussion), Filippo Pedol (Bass) und Gianvito Di Maio (Keyboards/Akkordeon) den ganzen Abend über schon groß, steigerte er sich beim letzten Lied "Camminando" und den Zugaben nochmals, bis er bei "Bella ciao" auf dem Höhepunkt ankam.