Enger Dreikampf um das Rathaus in Rauhenebrach
Autor: Klaus Schmitt
Rauhenebrach, Montag, 10. März 2014
Bei der Bürgermeisterwahl in Rauhenebrach bewerben sich drei Kandidaten um das höchste Amt in der Gemeinde. Matthias Bäuerlein, Alexander Leicht und Klaus Markfelder liegen etwa gleichauf. Ihre Ansichten und Ziele sind nicht weit auseinander. Kommt es zur Stichwahl?
Eines steht schon vor der Wahl fest: Wer die Nachfolge von Oskar Ebert (Freie Wähler) als Bürgermeister in Rauhenebrach antreten wird, tritt in große Fußstapfen. Der 65-Jährige, der bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 16. März, nicht mehr kandidiert, hat die Gemeinde im Steigerwald geprägt. Seit 24 Jahren steht er an der Spitze der Kommune. Am 30. April endet Oskar Eberts Amtszeit.
Nicht nur Matthias Bäuerlein, der für die Ebert-Gruppierung Freie Wählerschaft Rauhenebrach neuer Bürgermeister werden möchte, findet lobende Worte für den Amtsinhaber. Auch die beiden anderen Bewerber, Klaus Markfelder (Wählergemeinschaft Koppenwind) und Alexander Leicht (CSU), zollen Oskar Ebert Anerkennung für seine Leistung. Markfelder bescheinigt Ebert eine "gute Arbeit". Alexander Leicht sagt: Oskar Ebert habe "sehr gute Arbeit geleistet. Das ist so."
Wenn am 1. Mai die neue Amtsperiode des Bürgermeisters und des Gemeinderates beginnt, steht die Gemeinde nicht bei Null. Themen, Projekte und Aufgaben für die künftige Arbeit sind vorgegeben - auch darin sind sich die drei Kandidaten einig. Die 2,7 Millionen Euro teure Sanierung der Schule in Untersteinbach muss fortgesetzt und abgeschlossen werden. Die Kläranlage der Gemeinde in Prölsdorf muss bis Ende 2015 saniert und optimiert werden. Der Ausbau der Breitbandversorgung, der bereits angeschoben worden ist, muss vorangetrieben werden. Die Dorferneuerungsprojekte sollen fortgesetzt werden.
Bleibt bei diesen Vorgaben noch Spielraum für andere Themen? Ja, möchte man auf den ersten Blick sagen, denn Rauhenebrach bietet die günstige Voraussetzung, dass die Gemeinde schuldenfrei ist, und jeder der drei Bürgermeister-Kandidaten benennt Schwerpunkte - worauf es jedem ankommt.
Matthias Bäuerlein, der 40-jährige Bilanzbuchhalter aus Geusfeld, wertet die finanzielle Lage als eine "gute Grundlage"; sie eröffne einen "Weg, den ich gerne weiter beschreiten möchte". Man müsse behutsam mit den Ressourcen umgehen, um sich die Handlungsfähigkeit für die Zukunft zu erhalten. Bäuerlein: "Man muss sich an der Realität bewegen." Rauhenebrach liege zwar etwas entfernt von den großen Verkehrsströmen, biete dafür aber viel Lebensqualität, und die gelte es zu erhalten, betont er. Dazu zählt Bäuerlein auch die kleinen Dinge, zum Beispiel ansprechende Spielplätze mit sicheren Geräten, gepflegte Friedhöfe und eine ordentliche Grünpflege. Er will das Gespräch mit den Bürgern suchen, um auch diese Dinge regeln zu können. "Ich gehe gerne auf die Leute zu", sagt der Geusfelder. Zugehen will Bäuerlein auch auf die anderen Gemeinden, denn die Zusammenarbeit der Kommunen wird nach seiner Ansicht immer wichtiger, etwa beim Nahverkehr.
Sehr wichtig ist für Alexander Leicht, der als CSU-Kandidat neuer Bürgermeister von Rauhenebrach werden möchte, dass im Gemeinderat weiterhin gut zusammengearbeitet wird. Das sei bisher schon geschehen, sagt der 38-jährige Facharbeiter aus Theinheim, und davon habe die Gemeinde profitiert. "Es gibt kein Geplänkel", nennt er ein Erfolgsrezept. Natürlich würden unterschiedliche Ansichten ausgetauscht, das gehöre zur Demokratie, aber wesentlich ist für Leicht, dass der Gemeinderat willens ist zu kooperieren. Zu einer guten Gemeindepolitik gehört für den Theinheimer auch, dass die Bürger umfassend informiert und bei Vorhaben mitgenommen werden. Als ein konkretes Projekt nennt Leicht die medizinische Versorgung in Rauhenebrach in der Zukunft. "Man muss die Voraussetzungen schaffen", dass ein Hausarzt vor Ort ist, und nachdem die Apotheke in Untersteinbach nicht mehr besteht, wünscht Leicht, dass sich mindestens die Zweigstelle einer Apotheke in der Gemeinde niederlässt.
Klaus Markfelder, der Kandidat der Wählergemeinschaft Koppenwind, geht bei der medizinischen Versorgung sogar einen Schritt weiter. Der 53-Jährige, der in der Holzindustrie arbeitet, könnte sich vorstellen, dass bei der Sanierung und dem Umbau der Schule in Untersteinbach auch ein kleines Ärztehaus entsteht mit Räumen für Arzt, Zahnarzt, Apotheke, eventuell für Physiotherapeut, Logopäde, Heilpraktiker. Eine solche Einrichtung sieht er vor dem Hintergrund des demografischen Wandels als wichtig an. "Wir müssen etwas tun", um dem demografischen Wandel zu begegnen, sagt er. Zu seinen Überlegungen gehört auch der Bau eines kleinen, bedarfsgerechten Seniorenheims, damit die Rauhenebracher in Rauhenebrach bleiben können. Die Gemeinde müsse versuchen, die alten und die jungen Rauhenebracher vor Ort zu halten. Bei den jungen Menschen gelte, dass sie lieber zur Arbeit pendeln sollten als wegziehen. Als Bürgermeister will der Koppenwinder "derjenige sein, der die Gemeinde zum Laufen bringt".
Wie geht denn nun die Wahl am 16. März aus? Alle drei Kandidaten erwarten, dass es eine Stichwahl geben wird. Jeder hofft, dass er in dieser Stichwahl stehen wird. Sicher ist aber: Mindestens ein Bewerber wird am Abend des Wahlsonntags aus dem Rennen sein. Die Ziele der Kandidaten: Klaus Markfelder, der eine hohe Wahlbeteiligung erwartet, will 37 Prozent der Stimmen und damit die Stichwahl erreichen. Alexander Leicht möchte auf jeden Fall in die Stichwahl kommen; das hält er für "realistisch". Matthias Bäuerlein will "mit einem guten Ergebnis in die Stichwahl". Wer der jeweilige Mitbewerber sein wird, darüber wollen alle drei Kandidaten nicht spekulieren.
Die drei Bürgermeister-Kandidaten in Rauhenebrach und die Nationalpark-Diskussion
Kernthema: Wer in Rauhenebrach Bürgermeister werden will, der muss sich zu einem Thema klar erklären. Wie steht der Bewerber zu einem Nationalpark im Steigerwald? Bisher hat die Gemeinde Rauhenebrach ein solches Schutzgebiet kategorisch abgelehnt, und das wird wohl auch so bleiben. Die drei Bürgermeister-Kandidaten sind sich auch in dieser Frage einig.
Klaus Markfelder: Der Kandidat aus Koppenwind, dem Ort, in dem neben Wustviel der stärkste Widerstand gegen einen Nationalpark herrscht, ist klar gegen die Pläne des Bundes Naturschutz. "Wie die Väter und Großväter es gemacht haben, war es hundertprozentig richtig", spricht er sich für die Beibehaltung der bisherigen Bewirtschaftungsformen aus.
Alexander Leicht: Der Bewerber um das Bürgermeisteramt aus Theinheim weiß: "Ohne den Willen der Bürger gibt's gar nichts." Keinen Nationalpark. Er möchte den bestehenden Naturpark Steigerwald voranbringen und attraktiver machen. Spontan fallen dem 38-Jährigen neue Angebote wie eine Sommerrodelbahn oder eine Strecke für Mountainbiker ein.
Matthias Bäuerlein: Der Geusfelder Bürgermeister-Anwärter hat sich "klar positioniert" gegen einen Nationalpark. Der Steigerwald "muss Naturpark bleiben", fordert der 40-Jährige. Für ihn besteht der Auftrag aus der Bevölkerung, dass die Vertreter der Gemeinde, allen voran der Bürgermeister, diese Haltung einnehmen und auch nach außen hin deutlich machen.
Sechs Listen wollen in den Gemeinderat Rauhenebrach
Bei der Kommunalwahl in Rauhenebrach wird am Sonntag, 16. März, auch der 16-köpfige Gemeinderat neu besetzt. Bisher sind fünf Parteien/Wählergruppen vertreten. Das sind die CSU und die Freien Wähler mit jeweils sechs Mandaten, die Wählergemeinschaft Fürnbach-Schindelsee-Spielhof mit zwei Räten sowie die Wählergemeinschaft Koppenwind und die Wustvieler Liste mit jeweils einem Sitz.
Zur Wahl am kommenden Sonntag treten sechs Listen an. Zu den fünf im Gemeinderat vertretenen Gruppierungen kommt die SPD hinzu, die mit ihren sechs Kandidaten den Wiedereinzug schaffen möchte.
SPD sowie Wustvieler Liste und die Wählergemeinschaft Fürnbach-Schindelsee-Spielhof schicken keinen Bürgermeister-Kandidaten ins Rennen. Sie haben auch keine Empfehlung abgegeben, welchen Bewerber um das Bürgermeisteramt ihre Mitglieder und Anhänger wählen sollen. Alles ist offen.
Die SPD hatte bei der Kommunalwahl 2008 den Sprung in den Rat nicht mehr geschafft. Die Sozialdemokraten seien abgestürzt, weil sich im Zuge der zuvor aufgekommenen Diskussion um den Steigerwald führende SPD-Vertreter für einen Nationalpark ausgesprochen haben, wie Ortsvorsitzender Rainer Scholz erklärt. Er selbst sagt zu dem Thema: "Ich bin Steigerwälder und wünsche mir den Status quo. Man könnte das Potenzial Steigerwald steigern", meint er, und das ginge auch ohne Nationalpark. Rauhenebrach müsse wie die anderen Gemeinden in dem Raum in die Zukunft denken, und dazu gehört für Rainer Scholz, dass das Potenzial des Steigerwaldes mit neuen Angeboten und Attraktionen erschlossen wird.
Als klare Gegnerin eines Nationalparks im Steigerwald sieht sich auch Astrid Müller. Sie sitzt seit 18 Jahren für die Wustvieler Liste im Gemeinderat und tritt am 16. März nicht mehr zur Wahl an. Sie äußert sich zufrieden darüber, dass in den vergangenen Jahren einiges erreicht wurde für die Gemeinde und für Wustviel, auch dank der Zusammenarbeit im Gemeinderat. Sie würde sich freuen, wenn ihre Liste wieder einen Sitz erringen könnte. "Zwei wären super".
Genau das gleiche Wahlziel nennt Alexander Hoppert für die Wählergemeinschaft Fürnbach-Schindelsee-Spielhof, die derzeit zwei Mandate hat. Eine Vertretung der drei Dörfer hält er für wichtig. Die Arbeit im künftigen Gemeinderat ist nach seiner Ansicht weitgehend vorgegeben. "Zu 80 Prozent laufende Projekte" müsse das kommende Gremium vorantreiben, sagt er. Hoppert wünscht sich, dass der neue Rat verstärkt sein Auge auf die Feuerwehren richtet, die vor neuen Herausforderungen stehen. Er nennt die Jugendarbeit und Nachwuchsproblematik, die Vernetzung der Wehren, eine stärkere Zusammenarbeit und die Altersgrenze für die aktiven Feuerwehrleute.