Eltmanns Mittler zwischen Reich und Arm
Autor: Sabine Weinbeer
Eltmann, Dienstag, 10. Januar 2017
In Eltmann hält man den fairen Handel hoch. Die Weltladen-Mitarbeiter unterstützen den Gedanken, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können.
"Unser Espresso muss keinen Vergleich mit den italienischen Markenprodukten scheuen." Elisabeth Förtsch steht am Kaffee-Regal des Weltladens in Eltmann, es ist ihr anzumerken, mit welcher Überzeugung sie für ihre Einrichtung eintritt. So genannte Weltläden hießen früher "Dritte-Welt-Laden". Was sich bis heute nicht geändert hat: Sie werden in ehrenamtlicher Regie und mit großem Engagement geführt. In Eltmann freuen sich die Helfer momentan darüber, dass ihr Weltladen nun in neuen Räumen ist und die Ware besser präsentiert werden kann.
Kaffeetanten sind im Eltmanner Weltladen gut aufgehoben. "Teuer und ein bisschen bitter", dieses Vorurteil haftet dem Kaffee aus dem Weltladen oft noch an - dabei gibt es hier "hervorragende Qualitäten zu vernünftigen Preisen", erklärt Elisabeth Förtsch. Die Auswahl ist groß. Kaffee gibt es für jeden Geschmack - ganze Bohnen, gemahlen und neuerdings auch Pads.
Ob bio oder konventionell angebaut - wie bei allen Produkten des Weltladens ist auch bei den Kaffees gewährleistet, dass die Erzeuger einen fairen Preis erhalten. Freilich gibt es bei einigen Sorten Preiszuschläge für bestimmte Projekte: Das Geld kommt dann der Gesundheitsvorsorge oder Bildungsprojekten zugute oder es fließt in Mikrokredite für die kleinen Produzenten. Auch in Beratung für den Biokaffee-Anbau. "Einige Erzeuger, die schon lange in den Fairen Handel eingebunden sind, haben mittlerweile auf Biobetrieb umgestellt", so Förtsch.
Sie gibt ihr Wissen gerne weiter an interessierte Kunden. Die Eltmanner Kolpingfamilie betreut den Weltladen in Eltmann.
"Dank an Gott"
Kolping ist federführend im Bereich Fairer Handel. So hat der Kolping-Diözesanverband Paderborn die Zusammenarbeit mit Kaffeebauern und Kooperativen im Hochland Lateinamerikas aufgebaut. Seit 1994 gibt es das Tatico-Projekt. Kolping Paderborn leistet direkt vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe durch Aus- und Weiterbildung, Kleinkredite, ärztliche Versorgung, Förderprogramme für ländliche Entwicklung und Boni für den Bio-Anbau. "Die Kaffeebauern in Chiopas im Süden von Mexico wohnen jetzt in gemauerten, also regendichten Häusern und können sich regelmäßige Arztbesuche leisten", erzählt Elisabeth Förtsch. Übersetzt heißt "Tatico" übrigens "Dank an Gott".Zum Reformationsjubiläum gibt es jetzt auch den "Luther-Kaffee", bio, von Kleinbauernfamilien aus Nicaragua und Äthiopien, wie die Ravensburger dwp eG Fairhandelsgenossenschaft erklärt. Die Kleinbauern profitieren von höheren Verkaufserlösen und von langfristigen und direkten Handelskontakten. Das schützt sie vor dem Preisdruck von Großkonzernen.
Aus regionalen Röstereien
Einige der Kaffees im Sortiment werden in regionalen Kafferöstereien etwa am Untermain geröstet. Kaffee-Liebhaber finden Kaffee vom Lake Kivu im Kongo oder Bio-Cafe Machu Picchu aus der Cuzko-Region in Peru. Eine Beobachtung hat die Mitarbeiterin gemacht: Der Preis ist für viele Kunden schon lange kein Argument mehr. "Gerade die höherpreisigen ganzen Bohnen gehen ganz hervorragend." Genießer schauen erst in zweiter Linie auf den Preis und schätzen zunächst den Geschmack. Vielen sei es auch wichtig, den fairen Handel zu unterstützen.
Am bekanntesten - und inzwischen auch bei vielen Lebensmittelhändlern zu finden - ist GEPA. Verbrauchertester geben den Produkten aus dem fairen Handel gute Noten. Die GEPA sei hier "souveräner Vorreiter" unter den fünf besten Firmen, die belegen können, dass sie die Umsetzung ihrer Anforderungen kontrollieren.
Es gibt also Menschen, die die Welt besser machen wollen. Elisabeth Förtsch und ihr ehrenamtliches Team freuen sich über steigende Kundenzahlen. Dementsprechend liebevoll werden die Auslagen im neuen Laden in der Fußgängerpassage zwischen Marktplatz und Steinertsplatz mit dem breiten Sortiment aus der ganzen Welt bestückt. Handtaschen gibt es hier ebenso wie Deko-Artikel, Schals und Tücher, kleine Geschenke zu verschiedenen Anlässen und - traditionell für Weltläden - Kaffee, Tee und Schokolade. "Viele Radfahrer und Wohnmobilisten, aber auch Einheimische haben uns hier ganz neu entdeckt und kaufen bei uns ein", freut sich Elisabeth Förtsch.
Fairer Handel
Regeln Die Kriterien sind in der "Konvention der Weltläden" festgelegt. Zentraler Gedanke ist Gerechtigkeit.Menschenwürde Wichtig ist, dass die Erzeuger Preise erhalten, die ein Leben in Würde ermöglichen. Der freie Welthandel zahlt so wenig, dass Kleinproduzenten kaum davon leben können.
Ziel Ein fairer Preis und inzwischen meist ökologische Produktion stärken die Idee der "nachhaltigen Entwicklung" von Land und Leuten. Es geht um sozialverträglichen Handel, um Alternativen zur Kinderarbeit, um ökologisch angebaute Produkte, um den Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen. Fairer Handel orientiert sich nicht am Gewinn.
Öffnungszeiten Der Weltladen in Eltmann ist geöffnet unter der Woche von Mittwoch bis Freitag jeweils zwischen 9 und 12 Uhr, freitags zusätzlich von 15 bis 17.30 Uhr und samstags von 9 bis 11 Uhr.