Eltmanner Realschüler unterstützen Projekt "Ein-Dollar-Brille"
Autor: Günther Geiling
Eltmann, Montag, 16. März 2015
In armen Ländern können sich viele Menschen weder den Gang zum Optiker noch eine Sehhilfe leisten. Das Projekt "Ein-Dollar-Brille" schafft hier Abhilfe, Schüler in Eltmann unterstützen es nach Kräften.
Die "Ein-Dollar-Brille" soll 150 Millionen Menschen Hilfe bieten. Sie hat in der Zwischenzeit weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Aufmerksamkeit und Bewunderung erfahren, und diese gute Sache will die Wallburg-Realschule Eltmann mit ihrer diesjährigen Osteraktion unterstützen. Es werden Paten für Ostereier gesucht, die bereit sind, einen Euro oder mehr zu spenden und im Rahmen dieser Aktion für das Entwicklungsprojekt "Ein-Dollar-Brillen für Afrika" einen finanziellen Beitrag zu leisten.
Bei einer Schulversammlung stellte Realschuldirektor i. R. Claus Güllich das Projekt den Schülern vor, die begeistert waren und gleich danach fragten, wo denn die Papierostereier für die Aktion zu erwerben seien. Die stellvertretende Schulleiterin Tabinda Plischke erinnerte daran, dass diese "Ostereier" schon seit einiger Zeit verkauft würden und diese Aktion noch bis Ende dieser Woche laufe. Am Donnerstag, 26.
Anhand eindrucksvoller Bilder aus den Entwicklungsländern stellte Claus Güllich das Projekt vor, mit dem man 150 Millionen Menschen eine bessere Zukunft geben wolle. Unter den Personen aus den Entwicklungsländern stellte er den 80-jährigen Simon aus Malawi im Bild vor, der seine Veränderung durch eine solche Brille gar nicht glauben konnte. "Diese Bäume haben ja Blätter! Ich kann sie jetzt genau sehen. Und - Ihr Weißen seid ja noch viel weißer, als ich bisher dachte!" Dabei ist Simon durchaus kein Dummkopf. Er hat all dies bisher nur nicht erkennen können, weil er sein ganzes Leben lang unter einer massiven Fehlsichtigkeit litt. Jetzt, mit seiner neuen Sehhilfe, hat sich seine Lebensqualität zum Guten verändert.
Ohne Brille kein Weiterkommen
Rund 150 Millionen Menschen auf der Welt bräuchten nach Angaben der WHO (Weltgesundheitsorganisation) dringend eine Brille, die sie sich jedoch nicht leisten können. Der dadurch entstehende Einkommensausfall beträgt etwa 120 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Das ließ dem Erlanger Realschullehrer Martin Aufmuth keine Ruhe. Er tüftelte hin und her und bedachte alle möglichen Situationen in den afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländern. Heraus kam die so genannte "Ein-Dollar-Brille", eine Brille aus einem extrem leichtem und flexiblem, jedoch stabilem Federstahlrahmen, in den bereits fertig geschliffene Brillengläser aus Polykarbonat eingeklickt werden können.
Das weitere Einzigartige an dieser Brille ist, dass die Herstellung vor Ort ohne Strom und in verschiedenen Größen mit einer Biegemaschine und Werkzeugen erfolgt, die alle in eine kleine Holzkiste passen. Diese "einzigartige Fabrik" stellte Claus Güllich dann den Schülern vor und produzierte auch einige Brillen. Sie konnten dies mit ihren eigenen Augen miterleben, wie aus einem einfachen Draht dann die gesamt Brille entsteht. Mit der Maschine kann man große Serien fertigen und 25 verschiedene Brillen von minus 6 bis plus 6 Dioptrien herstellen.
Martin Aufmuths Erfindung ist inzwischen schon mit vielen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Denn mit ihr könne Menschen der Aufbau einer eigenen Existenz ermöglicht werden. "Wir verkaufen oder verleihen nur unsere kleinen Fabriken und wollen in den armen Ländern kleine Unternehmen aufbauen und die Bürger daran beteiligen," betonte Claus Güllich.
Optiker-Unterricht vor Ort
Man unterrichte deswegen geeignete Männer und Frauen mehrwöchig im Biegen und in augenoptischen Kenntnissen, wobei auch ausgebildete Augenärzte oder Optometristen einbezogen würden. Die ausgebildeten Optiker der "Ein-Dollar-Brille" komm dann zu den Menschen ins Dorf, biegen die Brillen und passen die nötigen Linsen ein. Damit sei jeder ausgebildete Optiker ein kleiner Unternehmer, der von Produktion und Verkauf seiner Brillen leben könne. Das sei Hilfe zur Selbsthilfe. Die Materialkosten betragen - wie es der Name schon sagt - circa ein US-Dollar. Für zwei bis drei lokale Tageslöhne werden die Brillen verkauft. Am meisten beeindruckte dann die Kinder, welche Veränderung eine solche Brille hervorruft. Claus Güllich zeigte verschwommene Bilder und sagte: "Wenn ihr so zur Schule gehen müsstet, könntet ihr gar nichts an der Tafel lesen und lernen. Ein Großteil der Kinder in den armen Ländern kann also gar nicht zur Schule, weil sie nichts sehen. Wir müssen diesen Kindern helfen."
Die Aktion findet nun schon in elf Ländern statt und die Nachfrage sei riesig, weswegen man auf die Unterstützung angewiesen sei. Güllich bedankte sich bei den Schülern, ihrer Lehrerinnen Susanne Müller und Kirsten Christiansen für ihr "soziales Herz" und wünschte der Ostereier-Aktion viel Erfolg für die "Ein-Dollar-Brille".