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Eltmanner Förster Fischer geht in Ruhestand


Autor: Sabine Weinbeer

Eltmann, Donnerstag, 25. Oktober 2012

Joachim Fischer, der Eltmanner Stadtförster, geht in den Ruhestand. In 38 Jahren hat der 65-Jährige viel für den Forst erreicht. Die Anforderungen an seinen Beruf sind hoch. Der Eltmanner Stadtrat verabschiedete den verdienten Forstmann.
So kennt man den Eltmanner Stadtförster Joachim Fischer: In seinem geliebten Wald, begleitet von den Dackeln Holle und Jule.


38 Jahre lang war Joachim Fischer der Eltmanner Stadtförster. In der Stadtratssitzung am Mittwochabend wurde er in den Ruhestand verabschiedet. "Der Stadtwald steht ökologisch wie ökonomisch top da; das haben wir unserem Förster zu verdanken", erklärte Bürgermeister Michael Ziegler (CSU), der sich besonders stolz auf die Zertifizierung des Stadtwaldes zeigte.

Joachim Fischer ist - eigentlich berufsuntypisch - der Mann ohne Hut. Dafür sind die beiden Dackel Holle und Jule sein Markenzeichen. Unübersehbar ist auch sein "Dienstauto", ein ziemlich ramponierter Kombi, der entgegen anders lautenden Prognosen mit Fischer bis zum Ruhestand durchhielt. Bürgermeister Michael Ziegler steige hier ungern ein, erzählt Fischer, "weil's natürlich nach Hund riecht".

Vom Bundesforst nach Eltmann


In Coburg wurde Joachim Fischer geboren. Bevor er am 1. Oktober 1974 sein Amt in Eltmann antrat, war er beim Bundesforst beschäftigt. Im Stadtwald ist die Beförsterung etwas anders, der Kontakt mit der Bevölkerung viel enger, lernte Fischer schnell. Da geht es um Brennholz, um Fichten für Kirchenfeste, Birken für den 1. Mai und Christbäume für die Dorfplätze. 900 Hektar Stadtwald übernahm Fischer zunächst, durch die Eingemeindungen kamen 1978 rund 200 Hektar Gemeindewald dazu. Damit hat die Stadt Eltmann einen der größten Kommunalwälder im Landkreis Haßberge.

Schon frühzeitig, noch bevor es Gesetz wurde, setzte Fischer auf naturgemäße Waldbewirtschaftung. Bereits 1984 gab es bei ihm keine großen Einschläge mehr, und er setzte auf Naturverjüngung. "Ganz ohne Steuerung geht es aber auch nicht, sonst würde die Buche alles überwuchern", erklärt der Experte im Gespräch mit unserer Zeitung.

Mischwald


Ziel sei ein gesunder Mischwald, der auch auf den Klimawandel vorbereitet ist. Vor allem die Trockenheit hier werde zukünftig auch den Buchen zusetzen. Deshalb sei es nur vorausschauend, wenn hie und da auch gepflanzt wird, etwa die Eiche, Kirsche oder in kleinem Umfang die Douglasie, die mit Trockenheit wesentlich besser zurechtkommen, wie er sagt.

Immer ein Spannungsverhältnis ist Wald und Jagd. Für Fischer geht ganz klar "Wald vor Wild", doch sei es in 30 Jahren nicht gelungen, das Jagdgesetz zu ändern. "Und auch die geltenden Abschusspläne werden nicht eingehalten", kritisiert Fischer die mangelnde Überwachung. Für ihn sind die Zuständigkeiten falsch geregelt: Die Jagdangelegenheiten gehören für ihn an die Forstämter, wo die Fachleute sitzen, nicht an die Landratsämter.
Zwei weitere Spannungsfelder gibt es: die vielfältigen Ansprüche der Bevölkerung an den Wald und den Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie.

"Die Leute kritisieren Maschineneinsatz ebenso wie hohe Personalkosten", erzählt Fischer, und der Naturschutz erschwere die Waldbewirtschaftung manchmal unnötig. Der gesamte Stadtwald unterliegt Schutzauflagen entweder nach FFH oder Natura 2000 (FFH heißt Flora-Fauna-Habitat). "Aber man darf auch keinesfalls das Augenmerk nur auf den wirtschaftlichen Gewinn legen, wie das oft im Staatswald passiert", zeigt Joachim Fischer seine Grundhaltung: Er ist zuerst für den Wald verantwortlich, danach kommen alle anderen Interessen.

Stehvermögen war gefragt


Dafür brauchte es in fast 40 Berufsjahren auch immer wieder Stehvermögen. Wegen dieser Haltung gelingt es nach wie vor, das städtische Hackschnitzelheizwerk zu 50 Prozent mit Heizmaterial aus dem Stadtwald zu versorgen. 5000 bis 6000 Schüttraummeter braucht die "Zentralheizung" jährlich, die Häuser im Wohngebiet "Hahn" und das Eltmanner Freibad mit Wärme versorgt.

Das schwierigste Jahr seiner Dienstzeit war ohne Zweifel 1990, als Wirbelsturm "Wiebke" wütete und im Eltmanner Stadtwald 40 Hektar Kahlflächen "produzierte".

Auch im Ruhestand wird Joachim Fischer weiter im Forsthaus leben, denn das ist seit über zehn Jahren sein Eigentum. "Ganz so krass wird die Ruhestandsversetzung also nicht".

Etwas öfter wird er in Zukunft vielleicht laufen. Bisher geht er jeden Sonntag auf seine Elf-Kilometer-Runde. Auch Zecken wird er vermutlich weiterhin haben: "Bis zu zehn mach' ich am Tag raus, krank geworden bin ich nie, ich glaube, ich bin immun", erklärt er. Weder FSME (die gefährliche Hirnhauterkrankung) noch die Borreliose (bakterielle Infektion) waren für ihn bisher ein Thema.

Der Nachfolger


So wünschten am Mittwoch alle Stadtratsmitglieder in der Sitzung im Rathaus einen erfüllten und vor allem langen Ruhestand. Der neue Stadtförster in Eltmann heißt Michael Bartsch und hat sich schon eingearbeitet.