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Eltern in Sorge: Kinder müssen auf dem Schulweg die B279 überqueren


Autor: Ralf Kestel

Gräfenholz, Freitag, 25. Sept. 2015

In Gräfenholz sind Eltern in Sorge, weil ihre Kinder, die weiterführende Schulen in Ebern besuchen, zur Mittagszeit nicht bis in den Ort gefahren werden, sondern in Sendelbach aussteigen und die Bundesstraße queren müssen.
Kann man den Schulkindern aus Gräfenholz ein Überqueren der viel befahrenen Bundesstraße auf dem Heimweg nach dem Unterricht in Ebern zumuten? Eltern aus dem Rentweinsdorfer Ortsteil sehen dies skeptisch, die zuständigen Behördenvertreter aber nicht. Fotos: Ralf Kestel


Da stehen sie nun zur Mittagszeit. Verstecken sich hinter dem Trafohaus des Bayernwerks. Schauen erst mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neid nach Norden in Richtung Treinfeld, dann auf den Fahrplan der Buslinie 942 und zum Abschluss auf die nahe Bundesstraße 279, mit ihren Abfahrten nach Sendelbach und nach Gräfenholz. "Da, jetzt fährt er rüber", ruft ein Vater, der auf sein Schulkind wartet. Er meint den Schulbus.

Ein blauer Doppelstöcker, der von Rentweinsdorf nach Treinfeld fährt und dann schnell wieder zurückkehrt und gen Süden steuert. Aber nicht nach Gräfenholz, sondern in den Nachbarort Sendelbach hinein, um danach seine Tour mit Schulkindern in Richtung Mauschendorf fortzusetzen.

Das Problem aus Sicht der Gräfenhölzener Eltern: Ihre Kinder, die Schulen in Ebern besuchen, müssen auf dem Heimweg zu Fuß die viel befahrene Bundesstraße 279 überqueren. Davon betroffen sind zwei Mittelschüler, ein Realschüler und ein Gymnasiast.


Mehrfach schon Thema gewesen

Wegen des Fußmarsches über die Bundesstraße sind Eltern, Behörden und Busunternehmer schon in der Vergangenheit aneinander geraten. Eine provisorische Verkehrsinsel wurde erst auf-, dann wieder abgebaut, weil langsam fahrende Abbieger nach Sendelbach den Verkehrsfluss hemmten.

Im Vorjahr gab es noch eine Übergangslösung, da die Kinder der weiterführenden Schulen auch den Rentweinsdorfer Grundschulbus nutzen konnten. Dieses kleinere Gefährt steuert Gräfenholz noch direkt an. Mit Beginn des neuen Schuljahres ist dies aber nicht möglich, weil der Kleinbus schon mit Grundschülern voll ist.

Die Problematik ist im Landratsamt in Haßfurt und im Ämtergebäude in Ebern bekannt. "Es hat schon mehrere Gespräche und auch Regelungsversuche gegeben. Laut Bürgermeister Sendelbeck, der schon öfter mit dem Problem zu tun hatte, gibt es keine andere Lösung. Der Linienbus kann nicht extra am Nachmittag die Schüler nach Gräfenholz fahren, da die Fahrzeiten zum Erreichen von Anschlüssen nicht mehr ausreichen", teilte VG-
Vorsitzender Jürgen Hennemann als Vorsitzender des Mittelschulverbandes mit.

Froh ist er darüber, dass "der Bus der Linie der Firma Hümmer zumindest am Morgen bis nach Gräfenholz hinein fährt und die Schüler aufnimmt. In den dunklen Zeiten im Winter ist die Sicherheit der Schüler gewährleistet."
Und auch das Buswartehäuschen, das als "schwere Geburt" im Überschwemmungsgebiet am Ortseingang errichtet wurde, hat somit seine Daseinsberechtigung.


Keine offizielle Haltestelle

Es gilt aber nicht als offizielle Haltestelle. Die befindet sich weiterhin an der B 279. "Nachdem es immer Beschwerden der Eltern gab, fährt das Busunternehmen am Morgen den Ort Gräfenholz direkt an. Dies ist ein Entgegenkommen des Verkehrsunternehmers. Am Morgen ist dies zeitlich möglich. Aus diesem Grund wurde auch das Buswartehäuschen an der Brücke in Gräfenholz von der Gemeinde errichtet", heißt es dazu von Moni Göhr aus dem Landratsamt in Haßfurt.

Am Nachmittag müssen die Kinder aber in Sendelbach aussteigen und über die Bundesstraße. Dort fanden deswegen bereits mehrere Ortsbesichtigungen statt. "Die Querung der Bundesstraße im Bereich Gräfenholz/Sendelbach wurde als zumutbar eingestuft, da eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h vorliegt und die Straße nach beiden Seiten hin gut einsehbar ist", lautet das Ergebnis im Landratsamt.


Ortstermine der Behörden

"Laut Polizei und Verkehrsbehörde des Landratsamtes wurde die Situation der Haltestelle Sendelbach an der B 279 mehrmals geprüft und als verkehrssicher eingestuft. Es ist es den Schülern der weiterführenden Schulen zuzumuten, die B 279 an der Bushaltestelle zu queren. Auch die Eltern könnten in den ersten Schultagen, falls sie unsicher sind und es ihren Kindern nicht zutrauen, eine Begleitung übernehmen, bzw. einen Schlulweghelfer stellen", empfiehlt Jürgen Hennemann ergänzend. Auch verweist er als Schulverbandsvorsitzender darauf, dass in der Verwaltung noch keinerlei Antrag von Eltern über irgendwelche Änderungen vorliege.

Die Vergabefrist für die Linien läuft noch geraume Zeit, so Hennemann. Die Route sei im Verkehrsverbund Nürnberg (VGN) integriert, ergänzt das Landratsamt. Die Fahrpläne würden in Abstimmung mit dem Landratsamt (wegen des Nahverkehrsplans), den Gemeinden und den Schulen festgelegt.

"Dementsprechend werden in Absprache mit den Kommunen, der Straßenverkehrsbehörde und Polizei auch die erforderlichen Haltestellen durch Ortseinsicht festgelegt", beschreibt Moni Göhr das Verfahren.


Freiheiten des Unternehmers

Das Busunternehmen führe die Linie eigenwirtschaftlich durch und habe somit planerische Freiheiten bei den Umläufen und Optimierung der Linien. Änderungen im Fahrplan seien bei der Regierung zu beantragen, die wiederum den Landkreis beteilige.

Auch seitens Omnibusverkehrs Franken (OVF) wurde darauf verwiesen, dass es sich um eine Privatlinie des Busunternehmens handele. "Das läuft zwar über den VGN, der macht aber nur die Fahrpläne", hieß es dazu von einem OVF-Vertreter.