Einwohner fordern "Bremsklotz"
Autor: Sabine Weinbeer
Fabrikschleichach, Mittwoch, 28. Juni 2017
Beim Spatenstich für den Teilausbau der Kreisstraße Fabrikschleichach-Hundelshausen drängten die Bürgerauf Maßnahmen zur Temporeduzierung.
Vom strömenden Regen und zahlreichen demonstrierenden Fabrikschleichachern wurden die Offiziellen gestern erwartet, als in Fabrikschleichach der Spatenstich für den Ausbau der Kreisstraße HAS 26 von Fabrikschleichach in Richtung Hundelshausen anstand. Konstruktiv wurde dabei nochmals über Möglichkeiten gesprochen, für die Einfahrt nach Fabrikschleichach eine Geschwindigkeitsreduzierung in irgendeiner Form zu erreichen.
Forderungen und Wünsche
Die Fabrikschleichacher favorisieren eine Verkehrsinsel beziehungsweise einen Fahrbahnteiler - einen sehr schönen mit Pflanzen, Sonnenschirm und Liegestuhl hatten sie gestern aufgestellt. Im April überreichte die Dorfgemeinschaft eine Petition an den Rauhenebracher Bürgermeister Matthias Bäuerlein (FW), weil sie erreichen wollen, dass im Zuge des Straßenausbaus auch an die Entschleunigung gedacht wird. In der Folge fand ein Behördentermin statt, von dem die Fabrikschleichacher aber sehr enttäuscht waren. "Wir haben nur erfahren, was nicht geht, es war kein Bemühen zu erkennen, uns zu zeigen, was wir tun können, damit etwas geht", so Kathi Gottwald. Ursel Heil wurde etwas deutlicher: "Wir fühlen uns verarscht, weil der Vertreter der Polizei meinte, da sollte man schon was machen, und dann haben sie doch alles abgelehnt."Alfons Schanz als Leiter der Tiefbauverwaltung des Landkreises, und Manfred Rott vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt erläuterten, wie es zu manchen Stellungnahmen von Ämtern kommt. So habe man immer neben der technischen Realisierbarkeit, den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Kosten auch den Effekt im Blick. Die Erfahrung zeige, dass eine Verkehrsinsel oder sonstige Verengung auf gerader Strecke mit freier Sicht wie hier in Fabrikschleichach kaum Effekt habe: "Der Fahrer, der es eilig hat, nimmt die Ideallinie und bremst kaum ab", so Alfred Schanz. Deshalb bringe ein Einbau oder eine Verengung direkt an der Ortsdurchfahrtsgrenze, wo die aktuelle Baumaßnahme beginnt, nichts, weil sie zu weit außerhalb liegt. Eine solche Maßnahme müsse dort stattfinden, wo auch Bebauung signalisiert, dass man sich innerorts befindet. Außerdem müsse auch bei einer Verengung immer noch so viel Platz sein, dass das Räumfahrzeug passieren kann, erklärte Manfred Rott.
Ein solcher Einbau sei auch relativ aufwendig, müsse von Hochborden begleitet werden, erklärten die Fachleute, eventuell sei er sogar umlagepflichtig auf die Anlieger, ergänzte Bürgermeister Matthias Bäuerlein.
Weiteres Gespräch versprochen
Abschließend sicherte stellvertretender Landrat Michael Ziegler (CSU) zu, dass sich Landkreis und Gemeinde nochmals mit den Fachbehörden zusammensetzen, um zu klären, was einerseits machbar ist und andererseits auch Wirkung zeigt - eventuell eine Einengung auf die Breite einer Fahrbahnseite.Von Ellen Schindler nahm er die Resolution der Fabrikschleichacher nochmals entgegen.
Zum eigentlichen "Spatenstich" hatte dann auch der strömende Regen aufgehört. Die Kreisstraße HAS 26, die im weiteren Verlauf zur SW52 (Kreis Schweinfurt) wird, ist die einzige Verbindung in Ost-West-Richtung zwischen dem Maintal und dem Tal der Rauhen Ebrach. Sie verbindet unter anderem Fabrikschleichach mit Hundelshausen und führt weiter in Richtung Gerolzhofen. Der Ausbau stand eigentlich erst für 2019 im Straßenausbauplan des Kreises Haßberge. Weil eine andere Maßnahme verschoben werden musste, "konnten wir aber den technisch und planerisch weniger aufwendigen Teil auf 2017 vorziehen", erläuterte Alfons Schanz. Diese insgesamt zwei Kilometer werden jetzt in zwei Stücken ausgebaut. Der etwa 1,2 Kilometer lange Mittelteil ist unter anderem ökologisch sensibler, weshalb auch Begleituntersuchungen erfolgen müssen, die für einen Ausbau schon 2017 nicht mehr rechtzeitig abgeschlossen werden konnten. "Außerdem hätten wir auch nicht in einem Abschnitt finanzieren können", erklärte Alfons Schanz im Gespräch mit unserer Zeitung.
Maßnahmen geprüft
In einer Pressemitteilung der Fabrikschleichacher war kritisiert worden, die Maßnahme werde unterbrochen, um Amphibiendurchlässe einbauen zu können. Es entstehe der Eindruck, die Behörden würden mehr Rücksicht auf Kröten als auf Kinder nehmen, hieß es.Es sei durchaus geprüft worden, ob solche Maßnahmen nötig sei, doch er wisse von der Naturschutzverwaltung, dass es keine Krötendurchlässe geben werde, so Schanz. Auch das Abflachen von zwei Kuppen und die Hebung von zwei Senken seien keine Beschleunigung des Verkehrs, sondern entsprächen den Mindest-Sicherheitsanforderungen bei Straßenbaumaßnahmen, ergänzte er zu einer weiteren Befürchtung der Bevölkerung. Es gelte, die vorgeschriebenen Anhalte-Sichtweiten zu schaffen.
Die Fahrbahnbreite wird weiterhin 5,50 Meter betragen. Die voraussichtlichen Baukosten belaufen sich auf rund 880 000 Euro, nach Abzug des Staatlichen Zuschusses bleiben Eigenmittel für den Kreis von rund 280 000 Euro. Der mittlere Abschnitt im Bereich der kreiseigenen Teiche wird voraussichtlich 2018 folgen. Die Planung der Maßnahme wurde durch das Ingenieurbüro Werner aus Eltmann vorgenommen, die Firma Stolz aus Hammelburg hat bereits letzte Woche mit den Arbeiten begonnen, die Ende September abgeschlossen sein sollen.