Einser-Abiturienten und Neubaupläne in Ebern
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Sonntag, 26. Juni 2016
Zwei Absolventen des Eberner Rückert-Gymnasiums schafften es zur Hochbegabten-Prüfung.
Mit der Maßeinheit 1,0 haben es die Schulabgänger des Friedrich-Rückert-Gymnasiums ganz genau genommen. Mit ihrem Motto zur Abschlussfeier beispielsweise, wonach eine Maß Bier genau 1,0 (Liter) beträgt. Die Schülersprecher Veit Kimmel und Simon Schleicher bezeichneten ihre Truppe bei der Entlassfeier am Freitag als "trinkfreudigen Jahrgang". Dazu gehörte auch der Wissensdurst: 73 traten zur Abschlussprüfung, 71 davon schafften es im ersten Anlauf zur Hochschulreife. Einige davon sogar mit Bravour: Mit einem Notendurchschnitt von 1,0 schafften Ann-Kathrin Grimmer aus Bischwind und Michael Wicklein aus Reckendorf die Zulassung zur Hochbegabten-Prüfung samt möglichem Stipendium am Maximilianeum.
Mit 1,2 gelang Sophia Reinmund aus Ebern und Anna Mai aus Baunach mit 1,3 ebenfalls ein Einser-Abi. Bemerkenswerte Leistungen eines angenehmen Jahrganges, wie Oberstudiendirektor Klauspeter Schmidt seine Schützlinge lobte, die "positive Spuren hinterlassen" hätten, wozu er - auch - ein Gemälde für die Kletterwand
im Schulgarten zählte und daran seine Rede aufzog.
Artig, fast schon ehrfürchtig fiel die Abiturrede aus. Veit Kimmel und Simon Schleicher fanden nach dem Rückblick auf Fahrten und Feiern beim Blick auf ihre Kommilitonen, dass "aus uns, so mit Schlips und Kleid, durchaus etwas geworden ist".
Rückerts Vorbild
Eine Einschätzung, die auch andere Festredner teilten. Dazu gehörten Landrat Wilhelm Schneider (CSU) und Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD). Sie warben unter den Schulabgängern für Heimattreue, während Elternbeiratsvorsitzende Bettina Knauth den mehrfach zitierten Namenspaten der Schule als schlechtes Vorbild vorstellte: "Rückert hat erst mit 38 Jahren so richtig das Arbeiten angefangen. Zuvor hat er sich erst von seinen Eltern, dann von seiner Frau aushalten lassen", wusste die Seßlacherin, deren Söhne selbst das Rückert-Gymnasium besucht hatten.Ob die Umgarnungsversuche von Landrat und Bürgermeister fruchten? Zumindest der Hinweis von Jürgen Hennemann auf eine jährliche Wiederkehr zum Altstadtfest sorgte für deutlich vernehmbare Zustimmung unter den jugendlichen Zuhörern.
Ansonsten zieht es etliche aber doch in die Ferne. So Jonas Brief aus Kaltenbrunn: "Ich geh' jetzt direkt auf Backpack- Tour durch Asien. So für ein Jahr. Am Anfang kann ich in China arbeiten und dann reise ich nach Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, Indonesien, Australien und zu den Philippinen. 2017 will ich dann studieren. Wahrscheinlich dual in Richtung international Management."
Anna Mai hat für die Zeit nach dem Abi eine Italienreise geplant und sich für ein Studium in Bamberg entschieden. Laura-Sophie Wolfschmidt macht nach ihrem Abitur erst einmal ein Praktikum. Dann nach hat sie vor zu studieren. Was genau und wo, ist sie sich allerdings noch nicht sicher.
Ob die Absolventen auch in der Ferne an ihre Schule denken? Auf sie wird es keinen Einfluss mehr haben, aber Bürgermeister Jürgen Hennemann sprach unverblümt den Wunsch nach einem Neubau an. Ein Stichwort, das auch der zuständige Landrat aufgriff und gleich zu Beginn von seinem Redemanuskript abwich: "Ich wurde gebeten, etwas zu einem möglichen Neubau oder einer Generalsanierung zu sagen. Das kann ich aber nicht, weil ich den Entscheidungen in den zuständigen Gremien nicht vorgreifen möchte."
Danach nahm Schneider aber mehrfach den Begriff vom "Neubau" in den Mund, während von einer Generalsanierung kaum die Rede war. Schneiders klares Bekenntnis zu der Schule, die er selbst besucht und mit dem Reifezeugnis verlassen hatte: "Der Landkreis Haßberge steht zu seinem Gymnasium hier in Ebern. Wir werden in nächster Zeit richtig viel Geld in die Hand nehmen, und investieren in die weitere Stärkung dieses Schulstandortes. Aktuell befinden wir uns mitten in der Planungsphase.Wir prüfen gerade, was wirtschaftlicher und pädagogisch sinnvoller ist - eine Generalsanierung des Gebäudes oder ein Neubau. Die Gesamtkosten werden sich grob geschätzt auf rund 20,5 Millionen Euro belaufen - das ist ein Kraftakt für unseren Landkreis. Aber gerade diese gewaltige Investition zeigt den Stellenwert dieser Schule und des Bildungsangebotes in unserem Landkreis insgesamt. Wir investieren hier unmittelbar und direkt in unsere Zukunft. "
Neubau würde passen
Und noch eine Bemerkung schob der Landrat abseits seiner vorbereiteten Rede hinterher: "Ich könnte mir vorstellen, dass so ein schöner Neubau gut ins Eberner Stadtbild passen würde." Und danach attestierte er Landkreisverwaltung und Schulleitung ein "gutes Miteinander für eine neue Schule".Bei allen Appellen an die Abgänger, dass es durch den Schulabschluss mit dem Lernen bzw. der Fortbildung nicht vorbei ist, gab der Landrat die Losung aus, dass "heute Optimismus auf dem Stundenplan steht".
Und er verwies auf Wertigkeiten abseits der Zeugnisnoten, die er als Personalchef stets gewichtet habe: Kulturelles, sportliches, kirchliches oder soziales Engagement in Vereinen oder Parteien, denn: "Gefragt sind im Berufsleben nicht nur gute Noten, sondern breite und soziale Erfahrung. "Gesellschaftliches Engagement spielt oft das Zünglein ander Waage."
Dass soziale Kontrolle im ländlichen Bereich noch funktioniere, hatte zuvor schon Bürgermeister Hennemann festgestellt. "Bei uns pflegt man einen persönlichen Umgang, redet miteinander und schaut nicht weg. Auch unsere Schulen sind keine anonymen Lehranstalten."
Beste Abiturnoten: Michael Wicklein (Reckendorf), Ann-Kathrin Grimmer ( Bischwind a. Raueneck) beide 1,0, Sophia Reinmund (Ebern) 1,2 und Anna Mai (Baunach) 1,3;
Kursbeste Moderne Fremdsprachen: Eva Hempel (Vorbach);
Kursbeste Deutsch und Latein: Ann-Kathrin Grimmer;
Besondere Leistungen in Gesellschaftswissenschaften: Michael Wicklein
Kursbeste Physik: Florian Deublein (Unterpreppach), Hanna Hartleb (Maroldsweisach);
Kursbester Biologie: Michael Wicklein;
Kursbeste Chemie: Hanna Hartleb;
Bestes Mathe-Abitur: Florian Deublein
Besonderes Engagement im sportlichen Bereich: Johanna Rennert (Turnmannschaft), Maroldsweisach;
Besonderes Engagement im musisch-künstlerischen Bereich: Michael Wicklein, Henrik Büttner (Gemeinfeld), Anna Mai;
Besonderes Engagement im Bereich Technik/neue Medien/Musik: Henrik Büttner, Jonas Brief (Kaltenbrunn);
Besonderes Engagement im Bereich SMV: Sophia Reinmund und Jonas Brief;
Beste Seminararbeiten: Laura Brehm und Anna Mai.