Eine wilde Hatz auf der Bühne
Autor: Günther Geiling
Eltmann, Montag, 22. Mai 2017
"Gankino Circus" zeigte als "Volxmusikgruppe" wie der Hase läuft. Die Zuschauer in Eltmann amüsierten sich königlich.
Es war einmal etwas ganz anderes, etwas schräg nicht nur die Musik, sondern auch die Musiker, abwechslungsreich und sehr unterhaltsam. 100 Zuhörer hatten einen lustigen Abend mit der "Volxmusikgruppe Gankino Circus" in der Stadthalle von Eltmann. Dort spielte sich "Irrsinn und Idyll" ab, wie das Programm der Truppe lautet. Die Musiker schafften es hervorragend, die die Stimmung im Saal anheizten und zum Mitmachen einzuladen.
Das Quartett kommt aus Dietenhofen in Mittelfranken.
Und aus den witzigen Hinweisen speiste sich der Eindruck, dass dort eine ganz andere Dorfidylle herrscht: Die Kühe werden mit altfinnischen Liedern zu unendlicher Milchproduktion angeregt, die Feuerwehrkapelle besteht ausschließlich aus Schlagzeugern, und der Bürgermeister war einst der gefährlichste Räuber der ganzen Gegend. Das Dorf bietet offenbar genug Stoff für die köstlichsten Schauermärchen - und die Musiker sahen gleich, dass es in Eltmann ganz ähnlich ist: "Auch hier lebt a Haufn alter Leut", meinte Gitarrist Ralf Wieland. Er gab immer wieder Geschichten des "Gankino Circus" zum Besten und verwies auf die seit fünf Generationen bestehende Straßenkapelle. "Ja die Zeit vergeht so langsam, aber das Leben vergeht so schnell. Lasst es uns gut gehen, wir saufen bis zum Umfallen und fallen so schnell nicht um" - diese Strophe im ersten Lied proklamierte so etwas wie ein Lebensmotto.
Viel besser als die Alten
"Ihr in Eltmann habt heute großes Glück, dass nicht unsere Eltern hier wie vor 30 Jahren auf der Bühne stehen, wir sind nämlich viel besser", rief der Frontmann, und die Vier strotzten nur so vor Selbstbewusstsein schon bei den ersten Takten. Die Typen in Kniebundhose, Hut, Stock und Gamsbart, einer im Anzug mit greller Krawatte und einer mit Dauergrinsen - waren mit zahlreichen Instrumenten bewaffnet und zeigten musikalische Leidenschaft. Dazwischen fabulierten sie in Worten und Harmonien.Die Band mit Sänger und Gitarrist Ralf Wieland, Johannes Sens am Schlagzeug, Maximilian Eder am Akkordeon und Xylophon sowie Simon Schorndanner (Saxophon, Klarinette und Gesang) bezog von Anfang an das Publikum mit ein, und schon nach kurzer Zeit herrschte tolle Stimmung auf beiden Seiten.
Fritteuse fürs ganze Schwein
Dazwischen kamen immer wieder amüsante Geschichten aus Dietenhofen und dem Rest der Welt - wie die Reise in das ehemalige Oberschlesien von Tante Helene, die "eine Fritteuse hatte, doppelt so groß wie eine Badewanne und deswegen ganze Schweine frittiert". Die Geschichte ging dann über in das Lied "Die schwarze Katz' von Deutsch-Rasselwitz", in dem es um eine Schöne und gutes Bier geht. Damit war man auch schon bei der "Sexy Kerwa", einem richtigen Ohrwurm für Franken. Was die Musiker auf ihren Instrumenten boten, war erste Klasse. Dies galt für die Gitarrensoli von Ralf Wieland genauso wie für die fantastischen Saxophon- und Klarinettenausflüge von Simon Schorndanner. Je länger der Abend, desto mehr liefen die Vier zuer Höchstform auf. Beim "Wer-Wolf" zeigten sie, dass sie ihre Instrumente durchtauschen können.
Ein Spätheimkehrer
Nicht um einen Partnertausch ging es bei einer "wahren Begebenheit", wo ein junger Mann von seiner Frau verdroschen wurde, weil er zu spät nach Hause kam. "Gankino" forderte ein Zeichen gegen die häusliche Gewalt. Der Geschädigte landete zur Therapie beim katholischen Pfarrer, der ihn gut verstand. "Simon, ich kann dich verstehen, weil ich auch schon ein ähnliches Problem mit meiner Haushälterin hatte." Die Kurztherapie uferte aus in einem empfindsamen Ventil an einem Blasinstrument und einem Ausbruch der Emotionen an der Triangel, die am Schluss über die Bühne flog.Maria Klein (Touristinfo im Ritz) hatte den Abend organisiert, und ihr fiel ein Stein vom Herzen: Der Besuch war prima. Die Zuhörer waren begeistert. "Ich fand die Musiker total cool. Das war auch eine ganz andere Musikrichtung, und ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß".