Eine Stadt wie Ebern muss sich vermarkten
Autor: Sarah Seewald
Ebern, Freitag, 13. November 2015
Im Gespräch mit Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) ging es um Chancen und Hürden, die der demografische Wandel für eine Stadt wie Ebern bereithält. Und darum, dass in Ebern was los ist, weil Bürger was los machen.
Vereinsleben, Veranstaltung, Veränderung, Betreuung, Betriebe, Bevölkerung: sechs Begriffe, ein Zusammenhang. Denn alle können sie mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in Ebern in Verbindung gebracht werden. Für den Rathaus-Chef ist "Demografiewandel" kein Unwort. Und auch noch kein Schreckensgespenst, das in Ebern bereits gravierende Spuren hinterlässt. Jürgen Hennemann plädiert, offen zum Beispiel über leerstehende Häuser oder alternde Ortsteile zu sprechen und weiß, dass eine Stadt alleine nicht weit kommen wird. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Gespräch zusammengefasst.
1.Macht der Infrastruktur
Es gibt sie nicht nur im Zusammenhang mit Straßen, Kanalarbeiten oder Zuganbindungen. Während die Verwaltung dafür sorgen muss, dass eben Aufgezähltes intakt bleibt, gibt es noch eine andere Version der Infrastruktur.
2.Kein Kirchturmdenken
Es reiche nicht, sich innerhalb der Gemeinde positiv zu vermarkten: "Man muss sich größer aufstellen", sagt Hennemann: Innen- und Außendarstellung betreiben. Die Nachbarn, die wie zum Beispiel Baunach in den Randlagen ihrer Landkreise angesiedelt sind, müssen kooperieren. Auf der einen Seite weiß Hennemann, dass Ebern durch die geographische Lage ein bisschen auf sich alleine gestellt ist, gleichzeitig so aber auch auf einen größeren Einzugsbereich zurückgreifen kann. "Den Menschen ist es eigentlich egal, in welcher politischen Gemeinde sie leben oder in welchem Landkreis." Es komme eben auf die Infrastruktur an.
3. Eigeninitiative fördern
Auch auf das Engagement des Einzelnen kommt es an: "Wir bauen darauf, dass man in der ländlichen Region selbst was machen muss." Mit 105 Vereinen bei fast 8000 Einwohnern funktioniere das ganz gut.
4.Tourismus in Franken
Damit nicht nur Einheimische erfahren, was Ebern zu bieten hat, müsse man Besucher anlocken. Sicherlich werde es auch einen Ebern-Flyer geben, aber "wir müssen uns vermarkten: im Burgenwinkel, und der muss sich wiederum vermarkten im Naturpark Haßberge, aber eigentlich müssen wir uns vermarkten als Franken", erklärt der Politiker. Seine Devise: Wenn die Leute mal gemerkt haben, wie schön es hier ist, kommen sie auch gerne wieder.
5.Die Menschen in Ebern Hennemann rechnet weder damit, dass die Bevölkerungszahl in der Kernstadt oder der näheren Umgebung abnehmen, noch dass es einen Zuwachs geben wird. Der Wandel werde eher die Orte, die weiter weg liegen, treffen. "Wenn sich Menschen nicht in einer Ortschaft ansiedeln, ist die Frage, ob man dem überhaupt entgegen wirken kann?", erklärt Hennemann. "Vielleicht reden wir in 20, 30 Jahren sogar darüber, dass wir manche Dörfer auflassen." Es gehe bei Weitem nicht darum, Menschen aus ihren Dörfern zu vertreiben, oder jetzt über Dorfauflassungen konkret nachzudenken, sondern realistisch zu erkennen, "dass wir weniger werden".
6.Gewerbe und Hoffnung
In einer Kommune gebe es zwei Haupteinnahmequellen: die Einkommenssteuer und die Gewerbesteuer. Doch, nicht nur die Großunternehmen würden Ebern stärken. "Im Verborgenen entwickeln sich" auf dem Kasernengelände zum Beispiel neue Firmen, die Arbeitsplätze bieten.
7.Leerstand aufpeppen
In der Altstadt gibt es zur Zeit 24 Räume in Gebäuden, die laut Hennemann nicht mehr genutzt werden. Meistens sei es das Erdgeschoss, das leer stehe, oben aber aber wohne noch jemand darin - kein Leerstand per se also, erklärt der Bürgermeister. Grundsätzlich gilt: "Man muss immer wieder die heimischen Geschäfte bewerben." Umwandlungen von ehemaligem Gewerbe- zurück in Wohnraum gebe es auch. Ebern überlegt aktuell, mit Vereinen oder Schulen die verlassenen Schaufenster zu gestalten. So könnte zum Beispiel auch auf das "Rückert-Jahr" hingewiesen werden. Eine Art offene Stadtgalerie, eine Aktion, die "was hermacht" - für die Menschen von innen, wie von außen.