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Eine Gerichtsshow im Pfarrsaal in Pfarrweisach


Autor: Simon Albrecht

Pfarrweisach, Sonntag, 18. Oktober 2015

Die Kolping-Theatergruppe Pfarrweisach führte zum ersten Mal das Stück "Ruhig Blut, Euer Ehren" auf. Dabei stehen weniger das Bühnenbild, sondern naive Charaktere im Rampenlicht. Weitere Vorstellungen finden am Wochenende statt.
Barbara Mildenberger (links) mischt den Gerichtssaal auf, der Richter (Wilfried Autsch, im Hintergrund) ist am Verzweifeln.


Das hat man auch nicht alle Tage, dass in einem Pfarrsaal ein "weltliches" Gericht tagt. Eine ebensolche Gerichtsshow fand am vergangenen Samstagabend statt, als die Gäste im fast vollbesetzten Saal die Premiere der Gerichtskomödie "Ruhig Blut, Euer Ehren" - geschrieben von Mike Kinzie und inszeniert von der Kolping-Theatergruppe - feierten.

Zugegeben, die Handlung ist aufgrund des Drehbuchs recht statisch. Links sitzt die Klägerin und ihr Anwalt - Barbara Mildenberger als Mandy und Thorsten Hufnagel als ihr Rechtsanwalt - rechts hat die Gegenseite Platz genommen.

Felix Kuhn spielt den Angeklagten, Silvana Rösler seine Verteidigerin. Und in der Mitte der Bühne steht der Richtertisch mit "Euer Ehren", dem Richter (Wilfried Autsch) und der Gerichtsdienerin (Sonja Kaffer). An dem Bühnebild verändert sich über drei Akte hinweg nichts.


Wer ist der Vater?

Deshalb kommt es umso mehr auf jeden einzelnen Akteur an, seiner Figur mit Gestik und Mimik Leben einzuhauchen. Die Zuschauer erfuhren am Samstag in Pfarrweisach zumindest, wie diszipliniert es bei einer Gerichtsverhandlung zugehen sollte. Sollte ... Denn weder die Klägerin, noch die Zeugen schienen aus gesittetem Hause zu sein - sie trieben den Richter stellenweise in den Wahnsinn. Wilfried Autsch war dabei die Rolle als Richter auf den Leib geschneidert.

In dem Stück geht es um eine Vaterschaftsklage. Mandy - vom Typ eher "Tussi" - hat scheinbar ein uneheliches Kind von einem Kegelbruder (Felix Kuhn) gezeugt bekommen, das behauptet sie jedenfalls. Der "Erzeuger" allerdings bestreitet die Vaterschaft. Herrlich naiv, wie sich Barbara Mildenberger durch den Konvoi an Dialogen schlängelt. So zum Beispiel entließ der Richter ihre Mutter (Petra Markert-Autsch) aus dem Zeugenstand mit den Worten: "Sie sind hiermit entlassen."

Prompt ruft Mandy dem Richter zu: "Mei Mama is arbeitslos, die können Sie gar net entlassen." Weiter im Zeugenstand kamen Mandys beste Freundin (Annalena Rügheimer) und des Kegelbruders Freund (Maximilian Beringer) zu Wort. Die beiden "Tussis" lassen ihren naiven und schlüpfrigen Einwürfen im Gerichtssaal freie Fahrt, so dass sich das Blatt in der Verhandlung bald wendet.