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Eine Ballett-Pädagogin lebt in Haßfurt ihren Traum


Autor: Katja Müller

Haßfurt, Samstag, 01. Juni 2013

Dass ihr Körper nicht der einer Ballerina ist, hat Uta Möller-Reuß nie gestört. Die Haßfurterin wollte schon immer lieber unterrichten, anstatt selbst als Tänzerin im Rampenlicht zu stehen. In der Ballettschule On Point lebt sie diesen Traum.
Die Elevinnen der Leistungsklassen trainieren mehrmals in der Woche in der Ballettschule On Point in Haßfurt.  Foto: p


Anstatt Hornbrille und Dutt trägt Uta Möller-Reuß Kunststoffgläser und rotes, kurzes Haar. Wenn sie Fremden erzählt, dass sie Ballett unterrichtet, folgt meistens die Frage: "Und was machen Sie tagsüber?" "Als ob Ballettpädagogin kein Full-Time-Job wäre", schnaubt die 44-Jährige. Mittlerweile nimmt sie solche Äußerungen recht gelassen. Aber wenn sie - so wie jetzt - die Gelegenheit hat, ein paar Berufsirrtümer klar zu stellen, macht sie das gerne.

Warten auf die erste Stunde

Uta Möller-Reuß tanzt, seitdem sie laufen kann. Als Kind bewegte sie sich in ihrer Heimatstadt Königsberg zu Folklore und Kindertänzen. Als sie mit sieben Jahren das erste Mal eine Operette mit Ballett-Tänzern sah, wusste sie, was sie wirklich machen wollte: Ballett.

"Aber damals gab es im Landkreis Haßberge nichts.

Meine Eltern hätten mich nach Bamberg fahren müssen. Wir waren vier Kinder, das war nicht drin", erinnert sich die 44-Jährige.

Ihre Stunde kam, als das Volksbildungswerk (VBW) 1981 in Haßfurt Ballettstunden anbot. Da war sie zwölf Jahre alt. Von da an belegte sie alle Kurse und trainierte jeden Tag - erst im Volksbildungswerk am Herrenhof und ab 1985 am heutigen Standort "Am Ziegelbrunn" in Haßfurt. 1998 übernahm Uta Möller-Reuß die Leitung der Ballettabteilung, die 2003 mit der Gründung des Vereins On Point zu einer eigenen Ballettschule wurde. Die Ballettpädagogin übernahm den ersten Vorsitz und überließ die Ballettstange ihren Schülern.

Eine Lehrerin hüpft nicht mit

"Keine Lehrerin sollte mit ihren Schülern auf der Bühne oder im Unterricht rumhüpfen", sagt Möller-Reuß. Als sie den ungläubigen Blick ihrer Gesprächspartnerin bemerkt, muss sie lachen. "Ja, ich weiß, das machen viele. Aber die Schüler sollen nicht das, was der Lehrer macht, nachahmen. Sie sollen verstehen, was sie tun", erklärt die Ballettlehrerin. Sie gebe ihren Schülern das Werkzeug dafür, selbst kreativ zu werden. "Tanz ist schließlich eine Kunst", sagt sie.

Doch genau wie der Beruf des Journalisten ist auch der einer Tanzlehrerin nicht geschützt. "Jeder kann sich Tanzlehrer nennen und unterrichten", sagt Uta Möller-Reuß. Was schließlich zähle, sei der (Lern-)Erfolg der Schüler.

Parallel zu den Stunden im Volksbildungswerk besuchte Möller-Reuß als Jugendliche die Theaterballettschule Würzburg. Bereits mit 15 unterrichtete sie "Tänzerische Früherziehung" in Haßfurt. Am Wochenende und in den Ferien besuchte sie die Ballettakademie Köln und verschiedene Workshops. 1988 bis 1992 folgte eine berufsbegleitende Ausbildung zur Ballettpädagogin bei Ursula Bormann, Dozentin an der Ballettakademie Köln. Zu der Zeit unterrichtete Uta Möller-Reuß bereits täglich.

"Mein Traum war es immer, die Leidenschaft weiterzugeben und die Liebe zum Tanz bei anderen zu entfachen", schwärmt die Mutter zweier Kinder. Eine gute Wahl. Obwohl Uta Möller-Reuß die nötige Begeisterung und Disziplin besaß, erfüllte sie nicht die körperlichen Voraussetzungen einer Ballerina.

Knallharter Beruf

"Die Anforderungen von Choreographen und Ballettmeistern sind knallhart und es gibt nur wenige feste Jobs", weiß die Pädagogin. Sie rät ihren Schülerinnen deshalb vom Besuch privater Tanzakademien ab. Hier seien die Aufnahmekriterien zwar leichter, "aber wer es nicht auf eine staatliche Schule schafft, der schafft es auch nicht auf die Bühne".

Von den tausenden Schülerinnen (und weit weniger Schülern) haben bisher zehn eine professionelle Laufbahn eingeschlagen. "Die meisten unterrichten", freut sich Möller-Reuß.