Druckartikel: "Eine außerordentlich Lebensleistung"

"Eine außerordentlich Lebensleistung"


Autor: Günther Geiling

Zeil am Main, Montag, 25. März 2019

Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund verabschiedete Michael Schulz als Berater für den Landkreis Haßberge.
Für die Blinden und Sehbehinderten war  die Tagung in Zeil mit der Möglichkeit verbunden, sich über Hilfsmittel zu informieren und  sie teilweise zu erwerben. Dabei wurde deutlich, dass sprechende und tastbare Hilfsmittel blinden und sehbehinderten Menschen den Alltag enorm erleichtern können.  gg


Rund 300 Sehbehinderte und 100 Blinde leben im Landkreis Haßberge. Ihr Ziel ist es, nach Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dazu sind eine optimale Betreuung und Beratung notwendig, die in den letzten 16 Jahren in vorbildlicher Weise Michael Schulz (Haßfurt) als Blinden- und Sehbehindertenberater für den Landkreis Haßberge organisierte. Nun wurde er mit großer Anerkennung für seine geleistete Arbeit in feierlicher Weise verabschiedet und als Nachfolger in diesem Amt Christoph Stumpf vorgestellt.

Der stellvertretende Bezirksgruppenleiter des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB) Unterfranken/Würzburg, Christian Rupp, würdigte bei der Veranstaltung in Zeil Michael Schulz. "Es ist immer eine Freude gewesen, dass man sich mit allen Problemen an Michael Schulz wenden und auf seine besondere Kompetenz verlassen konnte. Wenn ich alles aufzählen wollte, was er alles gemacht hat, dann säßen wir heute Abend noch da."

Michael Schulz ist 1990 in die Arbeit beim Blindenbund eingestiegen. 1991 war der Haßfurter schon Mitglied im Ausschuss und 1995 stellvertretender Bezirksgruppenleiter von Unterfranken. Dieses Amt hat er bis 2011, also 16 Jahre lang, ausgeführt.

In seiner Arbeit habe sich Michael Schulz mit elementaren Angelegenheiten befasst, den Arbeitskreis Bildung und Beruf geführt, einmal in der Woche auch in Würzburg Beratung angeboten sowie kulturelle Veranstaltungen und Weihnachtsfeiern organisiert, fuhr Christian Rupp fort. Sehr intensiv habe er sich im Landkreis Haßberge um die Beratung gekümmert. Er habe das Zertifikat als Blinden- und Sehbehindertenberater im Jahr 2005 erhalten, viele Hausbesuche gemacht und vor allem in den Schulen die Kinder und Jugendlichen über das Leben und die Probleme von Blinden und Sehbehinderten informiert. Ein ganz besonderes Anliegen sei ihm die Barrierefreiheit gewesen, zu der er sämtliche Institutionen beraten habe.

Für seine besonderen Leistungen habe Michael Schulz im Jahre 2011 die Medaille des Blinden- und Sehbehindertenbundes erhalten und 2016 sei er durch den damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer für seine besonderen Verdienste mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. Schulz' Arbeit für den Bund "ist eine außerordentlich Lebensleistung. Vielen Dank für deine Leistung und deine Zeit im Dienste unseres gemeinsamen Anliegens für andere Menschen", sagte Rupp.

"Alles hat seine Zeit und nach insgesamt 28 Jahren geht man natürlich mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge aus solch einem Amt", meinte Michael Schulz zum Abschied. Er habe jährlich 26 Hausbesuche gemacht, sechs Stammtische organisiert und zehn Schulklassen besucht. In besonderer Weise sei ihm die Beratung von Kommunen und Organisationen ein echtes Anliegen gewesen, wenn es darum ging, barrierefreie Einrichtungen zu gestalten. Dabei hob er als Ansprechpartner Hans-Josef Hero vom Landratsamt als Unterstützer hervor. Sein besonderer Dank galt seiner Frau Traudl und seiner Familie sowie den Mitgliedern und Begleitpersonen, ohne deren Unterstützung der Erfolg seiner Arbeit oft nicht möglich gewesen wäre. Seinem Nachfolger wünschte er, dass es ihm gelingen möge, den guten Ruf der Arbeit fortzusetzen und damit beizutragen, dass den betroffenen Menschen ein selbstbestimmtes und freies Leben möglich sei.

Nachfolger Christoph Stumpf dankte für die warmen Worte. Er fühle sich jedoch nicht als "Nachzügler, sondern ich bin schon gut in die Spur gekommen und hoffe, dass ich diese Spur auch gut ausfüllen kann, so gut, wie du es vorgelebt hast." Der frühere Leiter der Haßfurter Berufsschule ist froh, dass er auf den professionellen Rat von Michael Schulz oder Hans-Josef Hero zurückgreifen könne. "Ich bitte alle Mitglieder um ihr Vertrauen für meine Arbeit, auch wenn ich nicht in der gleichen Professionalität von Anfang starten kann. Aber ich werde mir alle Mühe geben, es zu schaffen", versprach er.

Die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (SPD) aus Maßbach hält es als Gesundheitspolitikerin für wichtig, "mit den Playern vor Ort in Kontakt zu bleiben und auch die Wertschätzung für die Arbeit eines Menschen über 30 Jahre hinweg zu zeigen." Sie ging auf die schon lange geforderte Barrierefreiheit für den Bahnhof in Haßfurt ein, bei dem nun doch einiges geschehen sei. "Im Jahr 2020 soll es losgehen und 2021 abgeschlossen sein. Für die Bahnhöfe Zeil sowie Ebelsbach/Eltmann wird sich leider noch länger nichts tun."