Einbruch in Haßfurter Elektronikmarkt: Weihnachtsruhe war schnell dahin
Autor: Klaus Schmitt
Haßfurt, Montag, 28. Dezember 2015
Der Blitzeinbruch in den Elektronikmarkt Schlegelmilch am Samstagmorgen in Haßfurt offenbart eine neue Qualität der Kriminalität im Kreis Haßberge. Nur eine Minute und 45 Sekunden brauchten die beiden Täter für ihr dreistes Gaunerstück. Aufregung, Ärger und Arbeit bleiben.
Sehr günstig fielen die Weihnachtstage in diesem Jahr. Nach Heiligabend am Donnerstag folgten die zwei Weihnachtsfeiertage und ein Sonntag - drei Tage Zeit, um auszuruhen und Abstand von der Arbeit zu erhalten. Das dachte sich auch die Familie Schlegelmilch, die den Euronics-Elektronikmarkt im Gewerbegebiet Ost in Haßfurt betreibt. Mit der Weihnachtsruhe und dem Ausspannen war es allerdings schnell vorbei, denn am Samstagmorgen erhielt die Familie die Nachricht, dass Blitzeinbrecher in ihren Markt eingedrungen waren und Mobiltelefone geklaut hatten. Das Außergewöhnliche: Sie benutzten ein gestohlenes Auto als Rammbock, um die Eingangstür samt Sperrgitter aufzubrechen.
Senior-Chef Manfred Schlegelmilch weiß, dass Betriebe der Elektronikbranche ein erhöhtes Risiko haben, Ziel von Einbrechern zu werden. Es bestehe die Gefahr, "dass es einen mal erwischt", sagte der Unternehmer am Montag unserer Zeitung.
Gestohlener Ford Fiesta
Laut Polizeiangaben hat sich die Tat kurz nach 5 Uhr am frühen Samstagmorgen im Markt an der Straße "Godelstatt" im Gewerbegebiet Ost ereignet. Die Täter waren mit einem am Freitag in Mittelfranken gestohlenen Ford Fiesta in den Eingangsbereich gefahren. Damit durchbrachen sie die Außentür und das Sperrgitter. Aus dem Innenraum entwendeten sie zahlreiche Mobiltelefone aus einer Vitrine und türmten unerkannt. Manfred Schlegelmilch hat die Bilder vom Tatort auf seinem Smartphone. Man sieht den weißen Wagen, der im Eingangsbereich steckt.
Und man erkennt viele Trümmer, die das Eindringen mit dem Auto im Innenraum verursacht hat. Eine Minute und 45 Sekunden brauchten die beiden Gauner, um ihre Tat auszuführen. Wer auf dem Parkplatz des Geschäftes steht, kann auch die von der Polizei mit Kreide markierte Spur verfolgen, die die Strecke beschreibt, die der Fiesta genommen hat.Manfred Schlegelmilch wundert sich, dass die Täter nur eine Vitrine zerschlagen haben, aus der sie die Mobiltelefone klauten. Sie hätten mehr Beute machen können, aber offenbar hatten es die Täter "nur" auf die Mobiltelefone abgesehen und vermutlich wollten sie so schnell wie möglich wieder weg sein, bevor die Polizei anrückte. Deswegen der Polizei-Fachausdruck "Blitzeinbruch".
Obwohl die Gauner "nur" eine Vitrine angegangen sind, ist der Schaden erheblich. Manfred Schlegelmilch schätzt den Wert der Beute auf rund 30 000 Euro und den Sachschaden auf etwa 50 000 Euro. Zwar ist die Firma versichert, aber Aufregung, Ärger und vor allem Arbeit bleiben, um alles wieder auf Vordermann zu bringen.
Und natürlich überlegen sich die Verantwortlichen der Firma, wie sie die Sicherheit weiter verbessern können. Zwar gibt es bereits viele Sicherheitseinrichtungen, aber das Unternehmen denkt über weitere Maßnahmen nach. Zum Beispiel über ein verstärktes Sperrgitter oder Beton-Poller vor dem Eingang.
Video-Überwachung besteht bereits. Darauf lässt sich der Beutezug vom Samstagmorgen nachvollziehen. "Man kann alles beweisen", bewertet Manfred Schlegelmilch die Bilder. Ob sie auch bei der Fahndung nach den Tätern helfen?
Gut geplant
Die Art der Ausführung lässt darauf schließen, dass die Täter den Raubzug gut geplant hatten. Sie müssen das Geschäft vorher ausspioniert haben.
Sie haben als Rammbock-Fahrzeug ein Auto ausgewählt, das durch die eher schmale Eingangstür passte, und sie sind in Richtung eines Areals geflüchtet, das nicht per Video überwacht wird. Nur Zufall? Eher nicht.Auch die Polizei spricht von einem gewissen Organisationsgrad bei dieser Tat. Die Schlussfolgerung, dass die Täter der organisierten Kriminalität zugeordnet werden können, will die Polizei aber (noch) nicht ziehen. Dazu wissen die Beamten bisher zu wenig.
Die Fahnder des Fachkommissariats der Kriminalpolizei aus Schweinfurt haben die Ermittlungen übernommen. Sie waren am Montag vor Ort, nachdem Kollegen am Samstag erste Maßnahmen eingeleitet hatten und eine private Sicherheitsfirma das Areal bewachte.
Ist mit dem Blitzeinbruch eine neue Qualität der Kriminalität im Kreis zu befürchten? Michael Zimmer, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken in Würzburg, geht nicht davon aus. "Das Phänomen ist nicht neu", sagt er. Blitzeinbrüche habe es schon vor zehn Jahren in Unterfranken gegeben, indes nicht im Landkreis Haßberge, sondern im Aschaffenburger Raum. Solche Delikte "kommen selten, aber immer wieder vor".