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Ein Reifenwechsel zahlt sich aus


Autor: Katja Müller

Haßfurt, Freitag, 04. April 2014

Lange Bremswege, schneller Verschleiß: Wer auch im Sommer Winterreifen fährt, geht Risiken ein und spart nicht wirklich Geld. Die meisten Autofahrer im Landkreis Haßberge wissen das: In den Werkstätten herrscht Hochbetrieb.
In den Lagerräumen von "Reifen Wagner" in Haßfurt warten Sommer- wie Winterreifen auf die Montage durch die Profis. Auch viele Lkw-Unternehmen gehören zur Kundschaft. Fotos: Katja Kölbl


Von O bis O - Ostern bis Oktober - haben die Sommerreifen Saison. Denn wenn die Tage länger und die Temperaturen wärmer werden, verringert die spezielle Konstruktion und Zusammensetzung der Sommerreifen - im Vergleich zu Winterreifen - deutlich den Bremsweg, aber auch den Spritverbrauch.

"Es hat seinen Grund, warum es verschiedene Reifen für die Sommer- und Winterzeit gibt", sagt Jonathan Kalisch, Leiter des TÜV Service Centers Haßfurt. "Bei uns im Landkreis sind mittlerweile etwa zehn bis 15 Prozent auf Sommerreifen unterwegs", schätzt er. Der TÜV repariert nicht, er prüft - aber auf den Hebebühnen hat Jonathan Kalisch schon viele Sommerreifen gesehen. Sind auch Ganzjahresreifen dabei? "Natürlich.

Allerdings sind die nur eine Alternative für Leute, die relativ wenig fahren", meint Jonathan Kalisch.

Rechtzeitig handeln

Wenn die Profiltiefe der Pneus unter vier Millimeter liegt, nimmt die Haftung der Reifen bei Nässe deutlich ab. "Die Reifen sollten dann gar nicht mehr aufs Auto kommen. Die Montage praktisch abgefahrener Reifen lohnt sich nicht mehr", weiß Jonathan Kalisch.

Auch wenn der Gesetzgeber eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vorschreibt, empfehlen TÜV, Automobilclubs und Reifenhersteller, bereits bei vier Millimetern zu handeln.

Handeln- das ist auch das Stichwort in vielen Werkstätten im Landkreis. Die Kunden stehen Schlange, um ihre Sommerreifen montieren zu lassen. Bei "Reifen Wagner" in Haßfurt lagern die Reifensätze von über 400 Fahrzeugen ein: fertig gewaschen und gewuchtet, um beim Radwechsel Zeit zu sparen.

Sechs bis acht Wochen lang sind die drei Monteure fast ausschließlich mit Reifenwechsel beschäftigt. "Das bedeutet Überstunden", erzählt Werkstattleiter Georg Thomann.Die zwei Boxen (also Hebebühnen) sind die nächsten Tage ausgebucht. Pro Stunde wuchten dort Georg Thomann und zwei Kollegen die Reifensätze von vier Fahrzeugen auf die Radnaben.

Das schlaucht. Erst recht, weil der Trend zu immer größeren Reifen geht. "Als ich 1978 in der Werkstatt angefangen habe, waren 195 Millimeter Breite schon viel. Heute sind es 245 Millimeter!", erinnert sich Georg Thomann.

Sommerreifen halten 25.000 bis 30.000 Kilometer

Doch je größer die Reifen, desto größer ist auch die körperliche Belastung für die Monteuere. "25 bis 30 Kilogramm wiegt ein Reifen mit Felge ungefähr", erzählt Georg Thomann und zieht vorsichtig ein Anschauungsmodell aus dem Regal.

Wie lange die Sommerreifen halten, komme auf die individuelle Fahrweise an, erklärt der 57-Jährige. "25.000 bis 30.000 Kilometer", schätzt er. Dann fragt er bei einem Kunden nach, dessen weißer BMW X3 gerade auf der Hebebühne hoch gefahren wird. "50.000 Kilometer locker", antwortet der stolz. "Ich fahre viel Autobahn."

Bleibt die Frage, ob es erlaubt ist, im Sommer mit Winterreifen zu fahren. Umkehrt ist die Frage leicht zu beantworten: Seit 2010 sind Autofahrer gesetzlich verpflichtet, bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte mit Winterreifen ausgerüstet zu sein. "Es gibt keine gesetzliche Regelung dafür und es ist auch nicht verboten, das ganze Jahr über mit Winterreifen zu fahren", weiß Polizeioberkommissar Werner Rottmann von der Polizeidienststelle Haßfurt.

Wenn Polizisten ihr Augenmerk auf die Pneus richten, dann hauptsächlich, um die Profiltiefe zu kontrollieren. "Bei abgefahrenen Reifen unter 1,6 Millimeter gibt es ein Bußgeld von 50 Euro und drei Punkte in Flensburg", warnt Werner Rottmann. Noch teuerer wird es, wenn der Autofahrer an einem Unfall beteiligt war.