Druckartikel: Ein Pilz und Bürokraten setzen dem Stadtwald zu

Ein Pilz und Bürokraten setzen dem Stadtwald zu


Autor: Ralf Kestel

Kurzewind, Montag, 03. Juli 2017

Eberns Stadtratsmitglieder ließen sich von Experten durchs Kurzewinder Rechtlerholz führen. Vor über 45 Jahren legten die einen vorbildlichen Weg an.
Eine Gelbbauchunke entdeckte Wolfgang Gnannt in einer Pfütze.Foto: Ralf Kestel


Im Stadtwald herrscht Ruhe, zumindest bis 2019 was dessen Betreuung angeht. Nach dem Rundmarsch im Gereuther Holz ging es ins Dickicht des Paragrafen-Dschungels der bayerischen Ministerial-Bürokratie. Selbst gedankliche Ausflüge bis China wurden beim Waldgang des Stadtrates unternommen. Es ging um die Arbeit von Förster Wolfgang Gnannt, aber auch um dessen künftigen Arbeitsplatz.

Denn der Landwirtschaftsminister hat angekündigt, dass die Gemeinden mit Wäldern von mehr als 200 Hektar selbst einen Förster anstellen sollen und nicht mehr über das Amt für Landwirtschaft und Forsten betreut werden.

"Wir haben uns zusammen mit anderen Kommunen aus Unterfranken gewehrt, weil wir uns gut aufgehoben fühlen", erklärte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) bei der Abschlussbesprechung im ASC-Sportheim in Eyrichshof. Die Protestnoten hätten dazu geführt, dass der Minister die Änderung nun bis ins Jahr 2025 verschoben habe

Jürgen Hahn vom Forstamt verwies auf einen Landtagsbeschluss, wonach sich bis 2019 gar nichts ändern wird. "Das bedeutet aber kein Umdenken, denn es sollen eben Stellen abgebaut werden, weswegen ausscheidende Förster nicht ersetzt werden."

Er machte den Stadträten aber auch Hoffnung, dass es für den Stadtwald bei der bisherigen Regelung bleibt. Das Zauberwort heißt: Bewirtschaftungs-Erschwernisse. Und die gibt es im 900 Hektar großen Stadtwald zuhauf. "Die Liste der Argumente, die für Ebern sprechen ist eine der längsten bei uns im Amt in Schweinfurt."

Eines dieser Argument hatte Wolfgang Gnannt im Wald auf einer Karte anschaulich vor Augen geführt: Eberns Stadtwald ist zwar groß, aber zersplittert und sehr kleinteilig.

Dazu gehört auch der einstige Rechtlerwald der Kurzewinder, der unter dem Aspekt der Naturverjüngung begutachtet wurde, wobei Gnannt den Marsch mit einigen historischen Aspekten garnierte, die von einstigen Rechtlern noch vertieft wurden.

So bezeichnete Gnannt den Waldwegbau vor 1973 (als der Wald der Stadt zufiel) als "bis heute vorbildlich". Damit wurde auch der Weg für intensivere Waldwirtschaft geebnet. "Vorher haben wir das Holz mit Pferden auf die Wiesen gezerrt und 80 bis 100 Ster Brennholz. Das fehlt jetzt", ergänzte der Kurzewinder Robert Döhler.

Dennoch plädierten sowohl Förster Gnannt wie auch sein Chef Jürgen Hahn für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Soll heißen: Nicht mehr Holz einschlagen als nachwächst. "Schnell Kohle zu machen, ist der falsche Ansatz", postulierte Forstexperte Hahn, auch mit Blick auf Nachbarwälder. "Wenn wir Ihr Schwimmbad aus dem Forst finanzieren wollten, sähe Ihr Stadtwald anders aus."

Denn Probleme gibt es schon genug: den Eschen setzt ein Pilz zu, der aus China importiert wurde, und "macht 25 Jahre unserer Arbeit zunichte", so Hahn: "Langsam geht uns die Luft aus." Mit Blick auf den Klimawandel kriegt Hahn Bauchschmerzen: Die Kiefer geht kaputt, selbst die Hainbuche leidet. "Der Pilz macht der Esche den Garaus."

Für Lichtblicke sorgte eine 250 Jahre alte Eiche, die Gnannt heuer "holen will, um 3,25 Festmeter zu machen", und die Entdeckung einer Gelbbauchunke in einer Pfütze.