Druckartikel: Ein "Geburtshelfer" war nun mittendrin

Ein "Geburtshelfer" war nun mittendrin


Autor: Ralf Kestel

Rentweinsdorf, Dienstag, 10. Februar 2015

Bei der Rentweinsdorfer CSU ist ein Mitglied länger dabei als der Ortsverband alt ist. Dafür dankte Gerhard Eck als Bezirksvorsitzender Unterfrankens. Aber wie passt das zusammen?
War der Geburtshelfer des CSU-Ortsverbandes, der ihn jetzt für 45-jährige Mitgliedschaft ehrte: Joseph Borschert (links) gehörte damals noch der Eberner CSU an, als er in Rentweinsdorf die Gründung initiierte. Glückwünsche übermittelte der Bezirksvorsitzende Gerhard Eck (rechts) und Ortsvorsitzender Gerhard Schmidt. Foto: Ralf Kestel


Der Vorsitzende hat die Brocken hingeworfen, der bisherige Schriftführer ist gar aus der Partei ausgetreten. Eigentlich viel Zündstoff für eine Hauptversammlung. Nicht so bei der Rentweinsdorfer CSU. Problemlos gingen am Montagabend die Neuwahlen im Gasthaus "Am Schloß" über die Bühne.

17 Parteimitglieder scharten sich um den CSU-Bezirksvorsitzenden, Innenstaatssekretär Gerhard Eck, der die Wahlen souverän leitete, was auch kein Problem war, da sämtliche Posten nahezu einstimmig besetzt wurden und es keine Gegenkandidaten zum Wahlvorschlag des Vorstands gab. Das wenig erfolgreiche Abschneiden bei der Kommunalwahl wurde mit keinem Wort erwähnt.

Im April hatte der langjährige Vorsitzende Willi Andres sein Amt zur Verfügung gestellt, nach "viel Ärger und Reibereien, die von außen in den Ortsvorstand hineingetragen wurden", wie er damals sagte.

Danach hatte Gerhard Schmidt die Leitung

kommissarisch übernommen. Und dies nicht schlecht, wie ihm Gerhard Eck attestierte. "Die Vorbereitung dieser Versammlung war vorbildlich."

Neben Eck stand noch einer im Mittelpunkt: Joseph Borschert, der für 45-jährige Parteimitgliedschaft geehrt wurde. "Damit ist er länger dabei als unser Ortsverband alt ist", staunte Vorsitzender Schmidt. "Kein Wunder", kam es vom Jubilar zurück: "Ich habe den Ortsverband ja zusammen mit Helmut Zürl 1975 auf den Weg gebracht." Und zwar als Geschäftsführer des damaligen CSU-Kreisverbandes Ebern.

Vom Allgäu in Heimat zurück

Borschert gehörte zu dieser Zeit noch der Eberner CSU an und "als Geschäftsführer gehörte es zu meinen Aufgaben, neue Ortsverbände zu gründen". Somit fand er auch gleich seine politische Heimat, als er nach vielen Jahre als geschäftsleitender Beamter im Allgäu in den Baunachgrund zurückkehrte.

Die Jahreszahlen spielten eine gewichtige Rolle bei der Hauptversammlung: "Ich hätte unseren Vorstand gerne verjüngt", seufzte Gerhard Schmidt, aber bei insgesamt 35 Mitgliedern (nach zuletzt zwei Austritten) gebe es nur zwei, die jünger als 35 Jahre sind. Außerdem fehle es an Frauen. "Unser Altersdurchschnitt liegt bei 57 Jahren", hatte der Vorsitzende und Religionslehrer errechnet.

Deswegen mache er es sich zu einer Hauptaufgabe, junge Leute für die CSU zu gewinnen. "Es gab ja sogar einmal eine Junge Union in unserem Ort, diese Leute wollen wir wieder ansprechen und einbinden." Dazu erinnerte Hans-Jürgen Dekarski an frühere Zeiten, als alle zwei Jahre eine Mitgliederwerbung durchgeführt wurde. Aktuell erscheint Dekarski der Mitgliedsbeitrag zu hoch, wohlwissend "dass wir ja den Bayernkurier damit finanzieren müssen".

Auch kritisierte Dekarski mit Blick auf die Photovoltaik-Anlage vor der Haustüre, dass "die Energiewende ein Schnellschuss war" und die Landschaft hier in Rentweinsdorf wie auch an der Autobahn entlang nach Bayreuth verschandelt werde. Außerdem steige der Strompreise ständig, so dass er in einer Millionen Haushalte in Deutschland der Strom schon abgeklemmt werde musste, weil "die Leute nicht mehr bezahlen können".

Innenstaatssekretär Gerhard Eck verteidigte die Energiepolitik der Staatsregierung und verwies auf Umfragen nach der Katastrophe in Japan, als sich 85 Prozent gegen die Nutzung der Kernkraft aussprachen. "Ich bin davon überzeugt, dass wir den Ausstieg problemlos schaffen und daraus sogar Chancen erwachsen, weil sich dann auch die Länder um uns herum anders orientieren werden."

Als einen Beitrag, damit die Landschaft eben nicht verschandelt werde, bezeichnete er die Abstandsregelung von Windrädern zu Wohnsiedlungen.

Probleme, wie den Verkehr auf der B 279, sparte der Innenstaatssekretär, der von Bamberg her kommend anreiste, aus. Lokale Bezüge gab es nur so viel: "Ich fühle mich der Region Ebern verbunden." Ein Ansatz sei das Bestreben der Staatsregierung, Nordbayern zu stärken. "Da habe ich nichts Konkretes dabei. Es gibt Überlegungen, aber die müssen wir auch mit Oberfranken diskutieren."

Der neue Vorstand besteht aus Gerhard Schmidt (Vorsitzender), Armin Schätzlein (stellvertretender Vorsitzender), Günther Bürdek (neuer Schriftführer) und Volker Zürl (Schatzmeister).

Als Beisitzer fungieren: Hans-Jürgen Dekarski, Helmut Zier, Anneliese Zapf und Thomas Horn.

Als Delegierte zur Kreisversammlung fahren: Gerhard Schmidt, Armin Schätzlein, Helmut Zier und Anneliese Zapf.

Geehrt wurden für langjährige Parteizugehörigkeit: Joseph Borschert (45 Jahre), Irmhild Dekarski und Emil Schlögl (beide 35), Dietrich Steiner, Steffen Andres und Dieter Roth (beide 20), sowie Anneliese Zapf, Heinz Boseckert, Volker Zürl, Marc Dekarski, Anita Horn, Ursula Andres (jeweils 15 Jahre).